Ex-KPÖ-Chef als päpstlicher Atheist

Walter Baier war nach dem Ende des "Realsozialismus" Nachfolger von Walter Silbermayr als Vorsitzender der Kommunistischen Partei Österreichs. In der schwierigen neuen Situation ohne Sowjetunion in der sich die Partei damals befand, agierte die Parteiführung unter Baier wie die neue Staatsführung in Russland: Alles wurde privatisiert. Die KPÖ galt als eine reiche Partei, nach dem Verlust im politischen Prozess um die KPÖ-Firma Novum, die von deutschen Gerichten dem DDR-Eigentum zugeschlagen wurde, verblieb der KPÖ nach allerhand Besitz. Liegenschaften, Firmen, u.a. eine Tankstellenkette (Turmöl), alles wurde verkauft. Größeres Aufsehen erregte dabei die Veräußerung der "Wielandschule" in Favoriten an einen ausgewiesenen Rechtsextremisten, der das Gebäude alsbald mit saftigem Gewinn an die Stadt Wien weiter verkaufte, ebenso der Verkauf des Globusgebäudes (der ehemaligen Parteizentrale und Druckerei der Volksstimme) im 20. Bezirk. Mit größtem Einsatz verhindert hat Baier, dass der erfolgreiche Neustart der KPÖ in der Steiermark auf andere Bundesländer übergriff. Als alles verkauft und die Partei zuverlässig im unteren Promillbereich abgelagert war, trat Walter Baier zurück.

Jetzt wird er in der katholischen Kirche weltberühmt als päpstlicher Atheist. Kath.press meldete am 15.10.2011: "Das vom Papst für den 27. Oktober in Assisi anberaumte Friedenstreffen soll nicht nur Christen und Vertreter anderer Religionen einbeziehen, sondern auch Nichtglaubende - und das auch aus Österreich: Der frühere KPÖ-Chef und jetzige Koordinator von "transform!", einem Europäischen Netzwerk für alternatives Denken und politischen Dialog, Walter Baier, wird wie andere namhafte Atheisten im Zug sitzen, der vom Vatikan nach Assisi fährt. Darüber informierte "Kathpress" Franz Kronreif, der seit vier Jahren am internationalen Zentrum der Fokolar-Bewegung in Rocca di Papa bei Rom für den Dialog mit den Atheisten zuständig ist."

Als Atheist sollte man sich allerdings schleunigst vom "Atheisten" Baier distanzieren. Warum? Hier aus einem Artikel im ehemaligen Mitgliederblatt der oö. Freidenker, "Jessasmaria" Nr.2/2003: Der Universitätsprofessor und Vizepräsident der Alfred-Klahr-Gesellschaft, Dr. Gerhard Oberkofler, schrieb damals über Walter Baier und die Fokular-Bewegung u.a.:
Es ist bekannt, dass sich Genosse Walter Baier der Fokolar-Bewegung nicht nur angenähert hat, sondern von dieser zu bestimmten Anlässen als Vorsitzender einer Kommunistischen Partei auf den Piedestal des Dialogs gestellt wird. Um erkennen zu können, wohin der Weg des Vorsitzenden führt, ist es notwendig, sich über Eigenheiten der Fokolar-Bewegung in Kenntnis zu setzen.
Die Fokolar-Bewegung ist eine der vielen Einrichtungen, welche die materiellen, weltweit in etwa ähnlich aufgebauten Strukturen der Ideologie der römisch-katholischen Kirche darstellen. Die Basis bilden die Pfarreien und die Männer- wie Frauenorden mit den von ihnen geführten diversen Gruppen vom Pfarrkaffee über Familien- und Bibelrunden bis hin zu Privatschulen, Privatuniversitäten und Seminaren für Führungskräfte. Darüber hinaus ist ein phantastischer Komplex von Laieninstitutionen unter direkter Führung der katholischen Kirche tätig. (..)
Die Fokolar-Bewegung geht in ihren derzeitigen Selbstdarstellungen davon aus, dass ein "Gott" untrennbar mit dem menschlichen Wesen verknüpft ist und dass der Glaube an diesen "Gott" keine objektiven sozialen Wurzeln hat. Als Grundlage bezeichnet die Fokolar-Bewegung die Bibel und die möglichst vollständige Umsetzung des Gebotes der Liebe im täglichen Leben. Der Mensch sei "als Abbild Gottes geschaffen, der Liebe ist, und er findet seine Verwirklichung gerade im Lieben, im Geben". Das klingt nett, wenn auch für Atheisten völlig irrational, und mag für die Funktion der Fokolare vielleicht nicht besonders wichtig. Das scheint auch dann nicht der Fall zu sein, wenn die Fokolare die Forderung erhebt, die Mystik im Alltag verwirklichen zu wollen. (..) Die Funktion der Fokolare-Bewegung für die Gegenwart kann aber nicht mehr übersehen werden, wenn sie auf Fragen der Gesellschaft zu sprechen kommt und ihre Vorschläge für die "Wirtschaft in Gemeinschaft" macht. Was ist diese Definition, die, wie wir noch sehen werden, eine so große Faszination auf Walter Baier ausübt?
"Im Unterschied zur konsumorientierten Wirtschaft, die auf einer ,Kultur des Habens' basiert, ist die Wirtschaft in Gemeinschaft", so lesen wir, "eine Wirtschaft des Gebens. Das oberste Ziel dieser Wirtschaft besteht in einer Gemeinschaft unter Menschen und Völkern, in der niemand Not leidet. Die Unternehmen der Wirtschaft in Gemeinschaft sind gewinnorientiert, jedoch bleibt der Profit nicht Selbstzweck, sondern wird im Sinne des Projektzieles für drei Anliegen verwendet: Linderung der Armut - Verbreitung der Kultur des Gebens - Weiterentwicklung der Unternehmen". Sozialreligiöse Utopien hat es in der Geschichte wiederholt gegeben. In den USA gibt es heute noch Überbleibsel der Täuferbewegung mit Gütergemeinschaft. In diese Kategorie fallen auch die Anfang des 17. Jahrhunderts geschaffenen Reduktionen der Jesuiten in Paraguay. Utopien und Moralpredigten sind nicht die Basis des Kampfes gegen die Dominanz der herrschenden Klasse. (..) Vielmehr werden durch den Utopismus und Mystizismus der Fokolar-Bewegung Kräfte neutralisiert, die interessiert sein können an der Abschaffung jener das Elend und die Verelendung verursachenden Klassenverhältnisse, deren Grundlage eben das Privateigentum an den Produktionsmitteln ist.
Genosse Walter Baier ist als Vorsitzender der Kommunistischen Partei Gast an Veranstaltungen der Fokolare, er wirkt an diesen repräsentativ und initiativ mit. Er wird applaudiert, er mag sich dort anständig und anerkannt vorkommen. (..) Als Ausdruck gelebter Solidarität der kommunistischen Partei stellte Walter Baier einen für dortige Verhältnisse namhaften Betrag zur Verfügung. Angeregt durch seine Erfahrungen in Porto Alegre schwebt Baier nun ein österreichisches Sozialforum vor. (..)
Eine Unterstützung der von der Katholischen Kirche völlig an den Rand gedrängten lateinamerikanischen Bewegung "Theologie der Befreiung" lässt sich von Seiten der Kommunistischen Partei in Österreich nicht finden. (..) Aus einer befreiungstheologischen Analyse: "Reichtum und Armut stehen zueinander in einer dialektischen Kausalbeziehung, in diesem Kontext hat sich die Lage zu der Armen zu verändern. Die Armen sind vor allem Verarmte, weil die Reichen sie ausbeuten und ihrer Güter berauben". Die Konsequenz dieses Denkens bedeutet allerdings nicht Proben von romantischer Geschwisterlichkeit abzusondern und im übrigen auf das Jenseits zu vertrösten, sondern Kampf um die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft durch Beseitigung der Klassengesellschaft. Nicht Bündnisse im Dialog mit "Christen für den Sozialismus" sucht der Vorsitzende unserer Partei, ihn erwärmt die illusionäre Welt der Fokolar-Bewegung, für diese ist ihm keine Anreise zu weit. Deshalb auch die vom Vorsitzenden wiederholt deklamierte diffuse Fokolar-Losung "Eine andere Welt ist möglich" anstatt die klare Aussage "Sozialismus ist machbar" oder, im Sinne von Rosa Luxemburg, "Sozialismus oder Barbarei", wobei heute die barbarischen Elemente weltweit überwiegen.
Die Positionen von Genossen Walter Baier in der und zur Fokolar-Bewegung sind, im besten Fall, zweideutig. Die Kommunistische Partei Österreichs braucht aber eine eindeutige Politik ihres Vorsitzenden.

Soweit der Marxist Oberkofler.
Der damalige Artikel war von der folgenden Bildmontage verziert, die aus Baier-kritischen KPÖ-Kreisen stammte:


Jetzt hat es Walter Baier geschafft, zum päpstlichen Atheisten befördert zu werden. Vielleicht schafft es die katholische Kirche auch noch, an ihm die Neuevangelisierung auszuprobieren und ihn zum Jesus zu bekehren, inklusive Taufe und Firmung? Verdient hätte er es sich! Und vielleicht wird er dann auch noch Franziskaner?