Gescheiterte "Grüß-Gott"-Pflicht

Bericht aus Deutschland (mediendenk.de, 7.2.2012):

Passau: Lehrer distanzieren sich vom "Grüß-Gott!"-Gebot
Passau - Die Direktorin, die mit ihrer "Grüß Gott!"-Vorschrift an einer Passauer Grund- und Mittelschule eine bundesweite Diskussion auslöste, sagt jetzt gar nichts mehr.
"Grüß Gott!" tönt es aus dem Anrufbeantworter des Sekretariats. "Grüß Gott!" soll laut einem Aushang die verpflichtende Grußformel der Schüler im Schulgebäude von St. Nikola sein. Alles andere sei unhöflich, meint die Schulleiterin, eine gebürtige Münchnerin, deren Ehemann als Professor an der Uni Passau Schulpädagogik lehrt.
Die bundesweiten Medienberichte, welche die "Grüß Gott!"-Gebieterin auslöste, sind ihr jetzt selbst zu viel geworden. Oder gar peinlich? "Ich gebe keine Stellungnahme mehr ab", weist sie Anfragen von Journalisten ab. Nach der Nachrichtenwelle im Netz standen die TV-Teams vor der Tür.
In der "Passauer Neue Presse" hat sich die Schulleiterin am Freitag, den 13. Januar, noch eifrig für ihre vermeintliche Innovation stark gemacht. Für den Fotografen posierte sie vor der Schultafel und vor dem besagten Aushang, der das Gebäude zur freien Zone für "Hallo" oder "Tschüss" erklärt.
460 Schüler sollen sich daran halten. Deren Meinung ist ziemlich eindeutig, wie eine Umfrage heute zeigte. Die Vorschrift sei "Schwachsinn", "doof" oder "ein wenig Kacke". Viele Eltern pflichten ihren Kindern bei, wie Nachfragen bestätigen.
Die Schüler-Interviews erhellen auch, dass das Ganze offensichtlich ein Alleingang der Direktorin ist. Da wundert es nicht, dass ihr Lehrkräfte in den Rücken fallen. "Meine Lehrerin hat gesagt, dass sie das "Hallo" nicht stört", erzählt eine 15-Jährige. Und auch ein anderer Schüler berichtet, dass seine Lehrer es viel lockerer sehen. Die Gruß-Vorschrift gelte offenbar nur, wenn man die Direktorin treffe.

Am 5.2. hatte die Bild-Zeitung gemeldet:

Passau - Bairisch-Zoff in der St.-Nikola-Schule in Passau: Eine Rektorin verbietet das norddeutsche 'Tschüss' und das lockere 'Hallo'! Damit sich auch alle daran halten, ergreift die resolute Lehrerin zu einer ungewöhnlichen Maßnahme.
Petra Seibert (50) erklärt ihre Schule kurzerhand zur "Hallo- und Tschüss-freien Zone". Grund: "In Bayern heißt es halt Grüß Gott", sagt sie zur BILD. "Ich empfinde 'Hallo' und 'Tschüss' als unhöflich", so die gebürtige Münchnerin. Wegen dieser Unhöflichkeit könnten ihre Schüler sogar bei der Jobsuche Probleme bekommen. "Es gehört hier nun mal zur Umgangsform, in Bewerbungsgesprächen 'Grüß Gott' zu sagen."
Damit sich alle Schüler an das Verbot halten, wurden Zettel ausgehängt. Inhalt: ",Tschüss' und 'Hallo' finden wir uncool. Wir bemühen uns, ohne diese beiden Grußformeln in unserem Haus auszukommen. Über ein 'Grüß Gott' und ein freundliches ,Auf Wiedersehen' freuen wir uns jedoch jederzeit."

Horst Münzinger (50) vom Verein "Bairische Sprache und Dialekte" findet das gut. "Wir in Bayern sollten Wert auf eigene Grußformeln legen. Besonders 'Tschüss' tut unseren Ohren weh. Es ist gut, dass Schüler bayerische Grußformeln lernen", sagt er zur BILD.
Das sieht Stephan Fritsch (17) vom Vorstand der Landesschülervereinigung (LSV) anders. "Ich empfinde ein 'Hallo' oder 'Tschüss' nicht als unhöflich, da es gängige Begrüßungsformeln sind und sich dadurch niemand angegriffen fühlen sollte", sagt er zur BILD.
Der LSV überlegt jetzt, zu reagieren. Stephan: "Ich werde das in einer der nächsten Sitzungen ansprechen." Er jedenfalls wird zu seinen Paukern weiter 'Hallo' und 'Tschüss' sagen...
Ist die Schulleiterin auf dem richtigen Weg? Sollen Kinder in Bayern "Servus" statt "Tschüss" und "Grüß Gott" statt "Hallo" sagen?
21738 Bild-Leser beteiligten sich an einer Internetumfrage und lehnten zu 85% das "Grüß-Gott"-Gebot ab.

Nach einer Vielzahl der Medienberichte (laut Google 195 Stück) dürfte diese merkwürdige Vorschrift also wieder entsorgt werden. Zum Großteil gab es in den Medien Vorwürfe, es würden norddeutsche Grußformeln diskriminiert, aber es wurde am Rande doch auch entdeckt, dass eine "Grüß-Gott"-Pflicht eine merkwürdige weltanschauliche Vorschrift wäre. Für mich würde das zum Beispiel bedeuten, dass ich mit meinem Gruß andere Leute aufforderte, sie sollten Karel Gott grüßen. Warum sie das tun sollten, ist mir allerdings nicht nachvollziehbar, ich bin kein Karel-Gott-Fan.