Sein Christsein war nicht einfach, aber vielfältig.
Als geschiedener und wiederverheirateter Katholik war er von den katholischen
Sakramenten kirchenrechtlich ausgeschlossen, weil nur wer in katholischer Ehe
lebt, darf sündenfrei geschlechtsverkehren (soweit dabei keine Verhüteli verwendet
werden), wer in nichtkatholischer Zivilehe lebt, lebt dauerhaft in Sünde und
darf den "Leib des Herrn" nicht verspeisen. Der deutsche Bundespräsident
hat sich anlässlich der päpstlichen Deutschlandheimsuchung im September 2011
in seiner Begrüßungsrede diesbezüglich bitterlich beklagt, der Papst ignorierte
das Gnadegefleh des Wulff.
Hier
der nächstenliebelose Ratzinger und der sündige böse Wulff
Aber Wulff
ist - wie erwähnt - vielseitig, katholisch allein reichte ihm als Sakramentensuspendierter
religionsmäßig nicht aus, er war darum auch "Pro Christ", einer evangelikalen Missionierungsbewegung, sehr zugetan
und saß dort im Kuratorium, die Mitgliedschaft ließ er allerdings auf Dauer
seiner Bundespräsidentschaft ruhen - jetzt kann er sie wieder auferstehen lassen.
Über "Pro Christ" heißt es auf Wikipedia u.a.:
"Die Großevangelisation ProChrist wird vom gemeinnützigen Verein ProChrist,
der nahezu ausschließlich von Spenden getragen wird, veranstaltet. Zu den Mitgliedern
des Vereins gehören leitende Personen evangelischer und evangelikaler Freikirchen
und Landeskirchen. Ziel und Zweck des Vereins ist nach seiner Satzung die Verkündigung
des Evangeliums von Jesus Christus und die Förderung des christlichen Glaubens
in Deutschland und Europa."
Dass ein Katholik dort aktiv tätig ist, weicht
also von der Norm ab, da gibt's bestimmt vieltausandfach mehr wiederverheiratete
geschiedene katholische Kirchenmitglieder als evangelikale Christkatholiken.
Hier die ganze Story samt Vor-, Haupt- und
Nachgeschichte zu erzählen, zahlt sich nicht aus, das kann jeder auf ca.
vier Laufmetern Länge in Wikipedia
nachlesen. Siehe außerdem auch die Info Nr. 707 - sowie die Warnungen
vor der Wahl eines Fundi-Christen zum Bundespräsidenten,
Info Nr. 210 (Juni 2010).
Berüchtigt wurde Präsident Wulff auch durch seinen Sager "der
Islam gehört zu Deutschland", was so klang, als wäre die durch Zuwanderung
entstandene muslimische Parallelgesellschaft eine Errungenschaft und eine kulturelle
Bereicherung und nicht durch mangelnde Integration und traditionelle Bildungsferne
viel eher eine Quelle für gesellschaftliche Probleme.
Zu Deutschland
gehört viel. Zum Beispiel Christenparteien, neoliberale Sozialdemokraten, Börsenblasen,
der Verfassungsschutz, die katholische Kirche, Grippewellen und schlechtes Wetter.
In diesem Sinne gehört auch der Islam dazu. Und Christian Wulff. Über ihn kann
man jedenfalls mit Gewissheit sagen, er ist ein Heuchler und Pharisäer, er ist
ein Christ.