Pastor Yousef Nadarkhani war am 22. September 2010 wegen "Verbreitung nichtislamischer Lehre" und "Abfall vom islamischen Glauben" zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Die Hinrichtung soll laut Mitteilung der Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) vom 22.2.2012 in den nächsten Tagen stattfinden. Das Zentralgefängnis von Rasht, in welchem Nadarkhani einsitzt, sei von Justizbehörden angewiesen worden, die baldige Ausführung des Befehls vorzubereiten.
Yousef
Nadarkhani mit seiner Familie
Die sonst immer moralisch so aktiven Philoislamisten haben sich derweilen
nicht zu Wort gemeldet. Es wäre wohl zu kompliziert zu erklären, wieso es
in der multikulturellen Bereichung namens Islam Todesurteile für Glaubensabfall
geben kann und warum es in den islamischen Menschenrechten (Deklaration von
Kairo 1990) im Artikel 10 heißt: "Der Islam ist die Religion der reinen
Wesensart. Es ist verboten, irgendeine Art von Druck auf einen Menschen auszuüben
oder seine Armut oder Unwissenheit auszunutzen, um ihn zu einer anderen Religion
oder zum Atheismus zu bekehren". Im Koran werden Abtrünnige nur mit
der ewigen Verdammung bedroht, in der islamischen Überlieferung allerdings mit
der Hinrichtung. Heute besteht in der sunnitischen und schiitischen "Rechts"wissenschaft
weitgehend Einigkeit darüber, dass Apostasie, Gotteslästerung und die Verspottung
des Propheten mit dem Tod zu bestrafen seien, in der Praxis wird das in etlichen
islamistischen Staaten auch tatsächlich angewandt.
Yousef Nadarkhani
ist 34 Jahre alt und trat mit neunzehn zum Protestantismus über. Vom Islam
zum europäischen Protestantismus zu wechseln, ist sicherlich ebenso ein fortschrittlicher
Akt, wie es seinerzeit die Reformation gegenüber dem Katholizismus war. Der
Katholizismus agierte in der Gegenreformation ähnlich wie heute der Iran. Die
Gegenreformation war im 16. und 17. Jahrhundert der Versuch das finstere Mittelalter
wiederherzustellen, ein Versuch, der letztlich - mit klerikalfaschistischen
Ausläufern im 20. Jahrhundert - scheiterte. Im islamischen Bereich ist das
Mittelalter noch voll aufrecht. Der 2011 ausgebrochene "arabische Frühling"
wurde in Europa zuerst als Hoffnung auf den Eintritt der islamischen Welten
in die Welt von heute gesehen, jetzt hat man Grund zur Annahme, es könnte sogar
zur Verfestigung mittelalterlicher Verhältnisse führen. Die Muslimbrüder in
Ägypten sehen den Glaubensabfall ähnlich wie ihre Gesinnungsfreunde in Saudi
Arabien und im Iran.
Übrigens: Auf der Site von Amnesty International
ist der letzte Eintrag zu Yousef Nadarkhani vom 17.10.2011. Im deutschsprachigen
Internetbereich waren auch nur vier Sites mit aktuellen Berichten zu finden.
Nachtrag
vom 29.2.2012: Nun gibt es doch Solidarität mit dem vom religiösen Terror
bedrohten protestantischen Pastor, es wird berichtet, dass u.a. von US-Außenministerin Hillary Clinton, der EU-Außenbeauftragte Catherine
Ashton und dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle, die sofortige Freilassung von Youcef Nadarkhani gefordert
wurde und Unterschriftensammlungen und Protestdemos abgehalten werden.
Am 9. September 2012 wurde von idea.de gemeldet: Nach über 1.000 Tagen in Haft war es soweit: Youcef Nadarkhani
konnte zu seiner Familie zurückkehren. Der im Iran zum Tode verurteilte
evangelische Pastor ist nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen
überraschend freigelassen worden.
In einem weiteren Prozess wegen
staatsfeindlicher Propaganda war die Revision des Todesurteils erfolgt: der
Pastor erhielt drei Jahre wegen Evangelisierung unter Muslimen, er wurde aber
vom Glaubensabfall freigesprochen, die drei Jahre waren durch die Untersuchungshaft
verbüßt. Im Iran gibt es 400.000 Christen, 250.000 davon sind konvertierte Muslime,
es sollen Hunderte von ihnen in Haft sein.
Aufregung über die Verfolgung
von Nichtmuslimen in islamfaschistischen Staaten gibt es in unseren Breiten
kaum. Aber furchtbare Aufregungen um Mohammed-Cartoons und Ähnliches. Weil den
heiligen Islam zu kränken, gilt unter unseren philoislamistischen Narren nach
wie vor als schwere, geradezu als unverzeihliche Sünde ...