Die Arbeitsteilung zwischen Oberbischof Schönborn und seinem Vizeoberbischof
Kapellari in Sachen Pfarrerinitiative läuft weiterhin ab wie gewohnt. Allerdings
musste Schönborn jüngst selber mit disziplinären Konsequenzen drohen (siehe
Info Nr. 880), das hat
ihm offenbar der Vatikan direkt angehängt. Aber das konkrete Gebell kommt auch
weiterhin aus Graz und nicht aus Wien.
Der
ORF meldete am 21. Mai 2012:
"Harte Kapellari-Kritik an Pfarrerinitiative
Klar
gegen den Weg der Pfarrerinitiative hat sich am Montag einmal mehr der steirische
Diözesanbischof Egon Kapellari gestellt: Wenn versucht werde, Schritte ohne
oder gegen die eigenen Bischöfe zu tun, dann verlange dies ein 'klares Nein'."
Im
Einzelnen meinte er zwar, die Kirche würde die von der Pfarrerinitiative angesprochenen
Probleme nicht "kleinreden", mit einigen davon werde man sich auch
in Zukunft befassen. Mit welchen, das sagte er nicht. Aber man denke darüber
nach, Probleme zu lösen, zu mildern oder mindestens erträglicher zu machen.
Was jeweils gelöst, gemildert oder erträglich gemacht werden soll, sagte er
ebenfalls nicht.
Aber ansonsten geht's mit voller Wäsch' gegen die
Pfarrerinitiative: Österreich sei nicht der Nabel der Welt und die katholische
Kirche in Österreich nicht der Nabel der Weltkirche: "Wer trotz allem in
Selbstüberschätzung nach dem Steuer der Ortskirche und der Weltkirche zu greifen
sucht, der spaltet die Kirche. Diesen Weg können wir daher selbstverständlich
nicht mitgehen."
Bisher wäre noch nicht aufgefallen, dass Helmut
Schüller und seine Freunde einen innerkatholischen Putsch planten. Schüller
greift nach dem Steuer der Orts- und der Weltkirche. Na so was! Ruft er sich
demnächst zum Gegenerzbischof von Wien aus und nächstes Jahr zum Gegenpapst?
Bischof Kapellari sollte vorsichtshalber Einheiten der Schweizer Garde alarmieren,
bevor es passiert, dass es zwei römisch-katholische Kirchen gibt, jede mit einem
eigenen Jesus, aber mit verschiedenen Moralitäten.
Auch die Medien
werden von Kapellari zurechtgewiesen: sie sollen nicht dauernd über innerkirchliche
Konflikte berichten, sondern über das, was "in der Kirche und durch die
Kirche täglich geschieht und das die ganze Zivilgesellschaft mitträgt und mitbeseelt".
Glücklicherweise sind wir inzwischen gesellschaftlich in einer Lage,
wo die Kirche die ganze Zivilgesellschaft nimmer mitträgt oder gar ideologisch
"mitbeseelt". Religiös belästigt wird sie noch, die Zivilgesellschaft.
Aber mit abnehmenden Wirkungsfolgen. Auch wenn es sich der Grazer Bischof noch
so sehr wünscht, dass die Medien eher über Fronleichnamsprozessionen oder Motorradsegnungen
berichten, das wird's nicht spielen, auch die r.k. Kirche existiert im freien
Raum der demokratischen Gesellschaft und nicht mehr im Zeitalter der Zensur.