Eichmann und die vatikanische Rattenlinie

Zu einem Artikel in den OÖNachrichten vom 31.5.2012 wurde der folgende Leserbrief eingesandt, der Brief ist am 2. Juni in den OÖN abgedruckt worden:

Im Artikel "der Tod des Adolf Eichmann aus Linz" von Heinz Niederleitner heißt es über die Flucht Eichmanns nach Argentinien, diese sei "auf der Rattenlinie, mit Hilfe auch einzelner Geistlicher und mit einem falschen Namen in einem Pass des Roten Kreuzes" erfolgt. Nicht "einzelne Geistliche", sondern der im Vatikan tätige österreichische Bischof und deklarierte Nazifreund Alois Hudal, der 1937 für sein Buch "Die Grundlagen des Nationalsozialismus" von Hitler hoch geschätzt wurde, war zusammen mit einem ganzen Apparat von Kirchenfunktionären für die "Rattenlinie" verantwortlich. Mit Hilfe der Caritas und durch gefälschte Unterlagen, aufgrund derer das Rote Kreuz falsche Papiere ausstellte, flohen tausende NS-Kriegsverbrecher. Der Vatikan kann sich daran natürlich gar nimmer erinnern und Bischof Hudal wurde erst 1952 auf Druck der USA von seinem Bischofsamt abgelöst, er starb uneinsichtig und verbundenen mit seinen Flüchtlingen 1963 im Alter von 78.

In seinen Memoiern schrieb er dazu: "Alle diese Erfahrungen haben mich schließlich veranlasst, nach 1945 meine ganze karitative Arbeit in erster Linie den früheren Angehörigen des NS und Faschismus, besonders den so genannten "Kriegsverbrechern" zu weihen, die von Kommunisten und "christlichen" Demokraten verfolgt wurden, oft mit Mitteln, deren Methoden sich nur wenig von manchen ihrer Gegner von gestern unterschieden haben; obwohl diese Angeklagten vielfach persönlich ganz schuldlos, nur die ausführenden Organe der Befehle ihnen übergeordneter Stellen und so das Sühneopfer für große Fehlentwicklungen des Systems waren. Hier zu helfen, manchen zu retten, ohne opportunistische und berechnende Rücksichten, selbstlos und tapfer, war in diesen Zeiten die selbstverständliche Forderung eines wahren Christentums, das keinen Talmudhaß, sondern nur Liebe, Güte und Verzeihung kennt und Schlussurteile über die Handlungen der eigentlichen Menschen nicht politischen Parteien, sondern einem ewigen Richter überlässt, der allein die Herzen, Beweggründe und letzten Absichten überprüfen kann.(..) Ich danke aber dem Herrgott, dass Er mir meine Augen geöffnet hat und auch die unverdiente Gabe geschenkt hat, viele Opfer der Nachkriegszeit in Kerkern und Konzentrationslagern besucht und getröstet und nicht wenige mit falschen Ausweispapieren ihren Peinigern durch die Flucht in glücklichere Länder entrissen haben."
Erwin Peterseil, 4020 Linz

Die ganze Geschichte über die Fluchthilfe der katholischen Kirche für NS-Kriegsverbrecher ist unter hudal.pdf zu finden.