Deutscher Bischof gegen Ungehorsame

Die österreichische Pfarrerinitiative hat in ihrem Ungehorsamsaufruf auch den Punkt, wiederverheirateten Geschiedenen das Altarsakrament - also den "Leib des Herrn", der in den Hostien eingebacken ist - zu verabreichen. In Deutschland ist man den Versuchen der österr. Pfarrerinitiative, ihren Ungehorsam auch dort zu propagieren von Anfang an streng entgegengetreten.

Nun hat sich trotzdem im Erzbistum Freiburg der Ungehorsam ausgebreitet: laut Stand vom 8.6. haben 163 Priester und Diakone eine Erklärung vom 5.6.2012 unterschrieben, wiederverheiratete Geschiedene nicht mehr vom Kommunionempfang auszuschließen.

Der deutsche Oberbischof Zollitsch ist nicht so freundlich wie sein Wiener Kollege Schönborn, er verurteilt solche Sachen klar,
zwar habe der Papst letztes Wochenende in Mailand beim kath. Weltfamilientreffen die wiederverheirateten Geschiedenen als ein großes Leiden in der heutigen Kirche bezeichnet, aber in dieser Frage gebe es keine einfachen Rezepte, darum sei die ggst. Erklärung von Priestern zu diesem Thema "weder hilfreich noch konstruktiv". Die katholische Kirche suche intensiv nach Lösungen im Dialog, nicht jedoch "durch medial multiplizierte Forderungen und Unterschriftenaktionen".

Völlig klar! Die katholische Kirche hat sich ja in ihren Vorschriften eindeutig festgelegt: siehe Katechismus §1650: "In vielen Ländern gibt es heute zahlreiche Katholiken, die sich nach den zivilen Gesetzen scheiden lassen und eine neue, zivile Ehe schließen. Die Kirche fühlt sich dem Wort Jesu Christi verpflichtet: "Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet" (Mk 10,11-12). Die Kirche hält deshalb daran fest, dass sie, falls die Ehe gültig war, eine neue Verbindung nicht als gültig anerkennen kann. Falls Geschiedene zivil wiederverheiratet sind, befinden sie sich in einer Situation, die dem Gesetze Gottes objektiv widerspricht. Darum dürfen sie, solange diese Situation andauert, nicht die Kommunion empfangen. Aus dem gleichen Grund können sie gewisse kirchliche Aufgaben nicht ausüben. Die Aussöhnung durch das Bußsakrament kann nur solchen gewährt werden, die es bereuen, das Zeichen des Bundes und der Treue zu Christus verletzt zu haben, und sich verpflichten, in vollständiger Enthaltsamkeit zu leben."

Da heutzutage die Ehescheidung etwas ist, das auch unter KatholikInnen relativ häufig vorkommt, drückt die Kirche mit ihrem § 1650 selber Leute aus ihrer Gemeinschaft hinaus, die moderat religiös sind und der Kirche eigentlich nicht fern stehen. Strenggläubige Katholiken lassen sich schließlich sowieso nicht scheiden und wenn es sie doch trifft, dann heiraten sie nimmer und leben so, wie es die Priester sollten. Aber wieviele solche Strengkatholerer gibt's denn schon? In Österreich lag die Scheidungsrate in den letzten Jahren um die 45 %, der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung liegt bei ca. 65 %, daher geht die Zahl geschiedener und womöglich wiederverheirateter Katholiken schon in die Millionen!

Wie will man dazu "Lösungen im Dialog" finden?
Dialog mit wem? Mit dem Evangelisten Markus? Der Geschiedenen untereinander? Oder im Dialog der Bischöfe mit dem Papst? Oder fragt Vize-Christus Ratzinger direkt bei seinem Chef an? Oh HErr, sende mir eine Erleuchtung in Sachen § 1650! Da erst kürzlich vom Vatikan verfügt wurde, bei den ja auch möglichen kirchlichen Ehetrennungen strenger vorzugehen, weil sich dort eingebürgert hatte, dass Ungültigkeitserklärungen katholischer Ehen durch den Vatikan bei gut abgestimmtem Vorgehen der trennungswilligen Eheleute relativ leicht erlangbar waren.

Schaut somit so aus, als ob die Probleme mit dem Katechismus 1650 im Alltag zunehmen werden und es schaut nicht aus, als ob der Vatikan seinen Katechismus deswegen ändern wird. Es schaut außerdem so aus, als hätten Verstoßer dagegen eher mit Sanktionen, denn mit Zuneigung der Kirchenhierarchie zu rechnen. Die katholische Kirche hat eben ihren Unterhaltungswert, auch wenn die Pointen meist sehr vorhersehbar sind!