Ein Artikel in den OÖNachrichten vom 13.6.2012 brachte wieder einmal Material,
das zeigt, warum und wie das Sein so vieler US-Amerikaner zur Bildung von religiösem
Bewusstsein beiträgt.
In dem Artikel unter dem Titel "US-Amerikaner
verloren seit 2007 rund 40 Prozent ihres Vermögens" heißt es u.a.:
Die
gedrückte Stimmung in den USA hat eine konkrete Ursache. Während der "großen
Rezession" zwischen 2007 und 2010 verloren amerikanische Familien dramatisch
an Einkommen, Erspartem, Aktien- und Immobilienvermögen. Laut offizieller Zahlen
der Notenbank FED fiel der Nettowert aller US-Haushalte im Median von 126.400
auf heute nur noch 77.300 US-Dollar. (..)Die gesamte Wirtschaft habe sich im
freien Fall befunden. Mit einer Ausnahme. Der Nettowert der wohlhabendsten Familien
in Amerika stieg in der Zeit der Not von 1,172.300 auf 1,194.300 US-Dollar.
Damit belegt die FED ein weiteres Mal das Auseinanderklaffen der Einkommens-
und Vermögensschere in den USA. Zuletzt war die Diskrepanz zwischen den Super-Reichen
und dem Durchschnitt der Bevölkerung so groß während der Zeit der Eisenbahn-Barone
Ende des 19. Jahrhunderts.
Weiters wird im Artikel angeführt, dass das Medianeinkommen
von 49.600 auf 45.800 US-Dollar fiel, was einem Minus von 7,7 Prozent entspricht,
bei Berücksichtigung der Preiserhöhungen in dieser Zeit wären es um die 15 %.
Dazu wieder einmal eines meiner Lieblingszitate (natürlich von Karl
Marx): Das religiöse Elend
ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation
gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur,
das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie
ist das Opium des Volkes.
In einem Staat, wo es nicht einmal eine vernünftige
Krankenversicherung gibt, wo Rentenfonds Börsenobjekte, die Gewerkschaften noch
weitaus schwächer als die österreichischen sind (und das will was heißen! Der ÖGB
hat schließlich auch schon seit 20 Jahren keine Nettoreallohnerhöhung mehr zustande
gebracht!), das US-Arbeitslosengeld ist in den einzelnen Bundesstaaten unterschiedlich,
es wird in der Regel maximal für 26 Wochen gewährt und bewegt sich nach Einkommen,
Beruf und Staat zwischen 32 und 536 Dollar pro Woche. Politische Parteien,
die Interessen von Unselbständigen oder Kleinunternehmern vertreten, gibt es
praktisch nicht, die Bourgeoisie hält sich zwei Parteien, die eher liberalen
Demokraten und die reaktionären Republikaner.
Was bleibt da einer
großen Masse der Menschen noch anderes übrig, als auf Gott zu vertrauen? Der
Seufzer der Bedrängten interessiert niemanden, die herzlose Welt hat kein Gemüt
und der Geist geistloser Zustande ist allgemein verbreitet. Religion boomt:
Opium des US-Volkes.
In
der letzten Folge der US-TV-Serie "Malcolm mittendrin" lässt Malcolms
Mutter ihren hochintelligenten Sohn, der gerade seine Schulausbildung abgeschlossen
hat, wissen, was sie mit ihm vorhat, ihre Ansprache
kann als eine Art Zusammenfassung von US-Zuständen gesehen werden: