Der deutsche EU-Abgeordnete Bernd Posselt (CSU) äußerte sich am 19.6.2012
in einem kath.net-Interview über ein angeblich christliches Europa, er meinte
u.a.:
"Das Christentum ist die weltweit größte Religionsgemeinschaft
und in vielen Ländern vor allem Afrikas und Asiens brutal verfolgt. In Europa
bekennen sich 80 Prozent der Menschen als Christen, und die übrigen 20 Prozent
sind zumindest kulturell christlich geprägt. Christen haben maßgeblich daran
mitgewirkt, den Eisernen Vorhang und die kommunistische Diktatur zu überwinden,
ebenso wie seinerzeit den Nationalsozialismus. Christentum, Freiheit und Europa
sind als Begriffe kaum zu trennen."
Die brutale Verfolgung
der Christen ist überwiegend eine Sage. Natürlich gibt es sowas in islamistischen
Staaten oder durch islamistische Extremisten. So wie es der Herr Posselt beschreibt,
müssten die Christen ja auf der halben Welt um Freiheit und Leben fürchten.
80
Prozent Christen in Europa? Vielleicht in Polen. Laut Europabarometer von
2005 glaubten in den EU-25 damals 52 Prozent an Gott, weitere 27 % an ein "höheres
Wesen" - an Gott zu glauben, ist jedoch sicherlich die Grundvoraussetzung
für einen Christen. Vom Jahr 2000 stammen die europäischen Christenzahlen auf
Wikipedia: 71 Prozent. Ein Mehr an Gläubigen hat sich seither sicherlich nicht entwickelt. In Österreich ist seit dem Jahr 2000 der
Katholikenanteil an der Bevölkerung von 74 auf 64 % gefallen und Österreich
ist ein katholisches Land! In Deutschland sind fast drei Millionen Mitglieder
der beiden Großkirchen ausgetreten, außerdem gibt es einen Sterbeüberschuss,
der auch durch Zuwanderungsgewinne nimmer ausgeglichen werden kann, nicht einmal
mehr 60 % sind Mitglieder der beiden christlichen Großkirchen. Großbritannien
meldete 2010 nur noch 42 % Christenkirchenmitglieder, in vielen Staaten gibt
es überhaupt keine Feststellung von Mitgliederzahlen in Religionsgemeinschaften.
Weiter:
dass Christen maßgeblich am Untergang des Kommunismus mitgewirkt hätten,
ist eine fromme Anmaßung. Die Staaten des Ostblocks wurden nicht vom Jesus oder
vom Papst besiegt, sondern sind in Konkurs gegangen. Und die Behauptung, Christen
hätten den Nationalsozialismus überwunden, ist einfach eine Frechheit. Überwunden
wurde das NS-System hauptsächlich von der Roten Armee, im Widerstandskampf waren
zu siebzig bis achtzig Prozent Kommunisten aktiv, die evangelischen Christen
standen weit überwiegend den Nazis sehr nahe, der katholische Widerstand richtete
sich fast ausschließlich gegen den Verlust kirchlicher Privilegien und nach
1945 richtete der Vatikan die "Rattenlinie" ein, mit der tausende
Nazikriegsverbrecher in den Nahen Osten und nach Südamerika flüchten konnten.
Posselt schließt mit: "Deutschland und Europa gehören zum
Christentum. Ein Christentum ohne Europa ist denkbar, aber wenn man aus Europa
das Christentum herausnimmt, bricht es zusammen wie ein Kartenhaus. Wie ich
schon sagte, eine große Mehrheit der EU-Bürger bekennt sich als Christen. Wenn
diese sich entsprechend einsetzen, kann keine politische Kraft an uns Christen
vorbei. Wichtig ist, dass wir das Christentum auch leben und nicht nur von "christlicher
Tradition" reden. Europa soll kein christliches Museum sein, sondern ein
Erdteil, an dessen Gestaltung sich gläubige Christen aktiv beteiligen."
Auch
wenn er es nochmals sagt, es gibt keine große Mehrheit von Christen in Europa,
selbst unter den Kirchenmitgliedern sind je nach Land und christlicher Konfession
nur zwischen zwei und zehn Prozent wirklich christlich aktiv, abgesehen vielleicht
von Polen und Malta, dort sind's ein paar Prozent mehr. Siehe auch untenstehende
Tabelle, die anzeigt wie 2010 in 23 Staaten der Nutzen und der Schaden von Religionen
beurteilt wurde.
bemerkenswert
dazu: dort wo der Schaden durch die Religion am größten ist, sahen die Befragten
den höchsten Nutzen - sie genießen mangels Alternativen das "Opium des
Volkes" ...
Auch gerade aktuell erleben wir, wie die christlichen
Parteien im Interesse der Reichen und Superreichen agieren und uns einreden
wollen, die arbeitenden Menschen gefährdeten mit ihrem Neidkomplex die Wirtschaft
und trügen wegen der hohen Kosten für Gesundheit und Pensionen die Schuld an
der Krise. Weniger CSU, weniger CDU, weniger ÖVP, das würde den Menschen
helfen! Europa würde ohne Christentum nicht zusammenbrechen, sondern froh und
frei sein!