Das meinte der österreichische Oberbischof Schönborn in der Straßenbahnzeitung
"Heute" am 22. Juni 2012, er schrieb dort:
"Wir sind alle
Griechen" Unter diesem Namen fand am 3. Juni im alten Wiener Griechenviertel
ein Solidaritätsfest statt. Ich habe, mit vielen anderen, daran teilgenommen.
Zweifellos, in Griechenland ist vieles verhaut worden, politisch, wirtschaftlich,
gesellschaftlich. Viele tragen daran Mitschuld. Jetzt aber trifft die Misere,
die da entstanden ist, besonders die Schwächeren in der griechischen Bevölkerung.
Und das sind Menschen wie du und ich. Mit ihnen will ich solidarisch sein.
Ich
erinnere mich in meiner Kinderzeit an die CARE-Pakete der Amerikaner für uns
in der Not der Nachkriegszeit. Sie hätten allen Grund gehabt, uns nicht zu helfen,
die Amerikaner. Sie taten es dennoch.
Der tüchtige junge griechisch-orthodoxe
Metropolit von Österreich, Erzbischof Arsenios Kardamakis, berichtet, dass die
orthodoxe Kirche in Griechenland zurzeit für viele Hilfe und Hoffnung ist. Täglich
gibt die orthodoxe Caritas 100.000 Mahlzeiten an Notleidende. Viele sind aus
dem inzwischen verarmenden Mittelstand.
"Wir sind alle Griechen".
Wem verdanken wir die Olympiade, wem den Marathonlauf? Woher stammen das Wort
und die Regierungsform der Demokratie? Was wäre Europa ohne die griechischen
Dichter und Philosophen, Homer, Platon, Aristoteles? An wen erinnert die Statue
der Pallas Athene vor unserem im griechischen Stil erbauten Parlament?
Ich
kann die tiefe Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland (und, seien wir
ehrlich, in ganz Europa!) nicht lösen. Aber ich kann den Menschen in Griechenland
sagen: Wir vergessen euch nicht! Wir sind alle Griechen!
Interessant, dass ein katholischer Kardinal ernsthaft behauptet, zu den
Schwächeren, zu "Menschen wie du und ich" zu gehören. Nein, ein
Kardinal ist kein Mensch wie du und ich, ein Kardinal ist ein Bonze (das ist
ein Lehnwort aus dem Japanischen nach der dortigen Bezeichnung für buddhistische
Mönche). Dass die Amerikaner Care-Pakete nach Österreich schickten, daran kann
ich mich noch erinnern. Sogar 1953 gab es noch solche Care-Pakete, in der 1.
Klasse Volksschule wurden wir tagelang auf diesen Spendenempfang vorbereitet,
dann kam das Care-Paket, es enthielt US-Kekse und jeder Schüler bekam zwei Stück,
wir haben in der Pause nach der Verteilung sehr gelacht. In den unmittelbaren
Nachkriegszeiten, hatten solche Hilfslieferungen eine gewisse, wenn auch geringfügige
Bedeutung, die US-Hilfe erfolgte klarerweise nicht grundlos, sondern aus propagandistischen
Gründen. Die wirkliche wirksame folgenreiche Hilfe war der Marshallplan, damit
wurde die US-Position in Europa gesichert.
Aber das nur nebenbei.
Die griechisch-orthodoxe Kirche hat mehr als zehn Millionen Mitglieder, die
wird ja doch wohl in der Lage sein, 100.000 Mittagessen an ihre hungernden Gläubigen
zu verteilen, ohne sich deswegen um ihr riesiges Vermögen Sorgen machen und
sich solcher Kleinigkeiten öffentlich rühmen zu müssen, 100 Orthodoxe werden
ja doch wohl einen Mitbruder mitfüttern können (und 100 Orthodoxininnen eine
Mitschwester). Die Regierungen in Athen werden durch den Metropoliten auf die
Bibel vereidigt, die Regierungen haben durch lange Jahre das Land in den Dreck
gefahren. Obwohl oder weil sie auf die Bibel
geschworen haben? Die Reichen zahlen kaum Steuern und sehen das vermutlich als
Gottesgeschenk, weil reiche Atheisten gibt's in Griechenland keine.
Die
Frage, wer Pallas Athene war, kann dem Herrn Kardinal auch beantwortet werden:
Sie war die altgriechische Göttin der Weisheit. Selber kann Schönborn das nicht
sagen, weil er ja keine fremden Götter haben darf (Verbot gemäß §1 der zehn
Gebote).
Aber wieso kann die katholische Kirche die Finanz- und Wirtschaftskrise
nicht lösen? Warum lässt der Herr Kardinal nicht Rosenkranzgebetskreise
gründen, die darum beten, dass die reichen Prasser mehr Steuern zahlen, dass
die Börsenspekulationen mit Finanztransaktionssteuern belegt werden und dass
die arbeitenden Menschen endlich wieder Reallohnerhöhungen bekommen? Klar, er
weiß auch, dass das nix nützte, aber wäre es nicht ein Heidenspaß, es zu versuchen?
Die christlichen Parteien würden toben mit Schaum vorm Mund!
Dass
"wir alle Griechen" werden, daran wird gearbeitet. Speziell von den
christlichen Parteien, die besonders hingebungsvoll darum bemüht sind, dem Mammon
zu dienen, weil ja niemand zwei Herren dienen kann, siehe Matthaeus 6:24,
"Niemand kann zwei Herren dienen:
Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an
dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen
und dem Mammon." Christliche Politiker wissen schließlich ganz sicher:
den lieben Mammon gibt's wirklich und das Dranhängen lohnt sich!