Gute Aussichten für den Atheismus!

Diese sah der aus Irland stammende Psychologe Nigel Barber im Juni in einem Artikel in der US-Online-Zeitung Huffington Post. Er vertritt die Hypothese, dass existenzielle Sicherheit den Weg zum Atheismus freigibt, mit steigendem Lebensstandard rechnet er, dass bis 2038 der Sieg des Atheismus abgeschlossen sein wird. Denn die Menschen wenden sich der Religion zu, um durch wirtschaftliche Not verursachte Ängste und Unsicherheiten ruhig zu stellen, wenn einmal ihre Grundbedürfnisse gesichert und sie vor einem frühen Tod durch Gewalt oder Krankheit geschützt sein werden, wird die gestiegene Sicherheit im Alltag das Bedürfnis nach Religion verblassen lassen.

Getestet hat Barber dies an den Daten von neun gottlosen Ländern: Belgien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Japan, Niederlande, Schweden und Großbritannien. Diese Länder haben im Schnitt die Atheistenbarriere (die Hälfte der Bevölkerung war gottlos) im Jahr 2004 gebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im Durchschnitt bei 29.822 $ (im Vergleich: Weltdurchschnitt $ 10.855). Das BIP ist in den letzten 30 Jahren im Schnitt um 3,33 % gewachsen, daher müssten im Weltdurchschnitt die 29.822 $ im Jahre 2035 erreicht werden.

Barber rechnete dann noch differenzierend mit der Variante, dass zwar Menschen noch einen gewissen Gottesglauben haben, aber der Religion im Alltagsleben keine Bedeutung mehr zukommt, damit kam er auf 2041 und nahm dann als Schnitt das Jahr 2038.

Er schloss mit: Muss man sich wegen des Verlustes von Religion ängstigen? Muss man nicht: Entgegen den Behauptungen der religiösen Führer, sind gottlose Ländern höchst moralische Nationen mit einem ungewöhnlichen Maß an sozialer Sicherheit, wirtschaftlicher Gleichheit, geringer Kriminalität und einem hohen Maß an staatsbürgerlichem Engagement. Was man auch in den USA gebrauchen könnte.

Und was wird auf atheisten-info immer gepredigt? Dass der Bedarf der Religion als Opium des Volkes im Schwinden ist, wenn die bedrängten menschlichen Kreaturen weniger zu seufzen haben. In den USA seufzen die Menschen weit mehr als in vielen europäischen Staaten, darum brauchen sie dort den Geist geistloser Zustände: die Religion.

Die mit etlicher Ironie unterfütterte Hochrechnung der Überschreitung der Grenze der mehrheitlichen Gottlosigkeit anno 2038 ist klarerweise keine wissenschaftlich wirklich gesicherte Berechnung. Kann ja schließlich sein, dass es vielleicht noch schneller geht. Aber die Tendenz stimmt, der Säkularismus ist eine Weltsicht, die von Wohlstand und Existenzsicherheit entscheidend gefördert wird. Und die Kirchen können dagegen nichts machen, außer es kommen wieder Zeiten mit tiefen irdischen Jammertälern, der Neoliberalismus arbeitet ja daran.