Sanal Edamaruku sagt "Nein"

Die Verfolgung des indischen Rationalisten durch fanatische Katholiken geht weiter, hier der aktuelle Bericht aus Indien, siehe dazu auch die Infos Nr. 831, Nr. 948 und Nr. 956!

Sanal Edamaruku:
"Ich verstehe, daß sie von Geschichten über Inquisition und Hexenjagd im Mittelalter inspiriert sind. Aber wir leben im 21. Jahrhundert. Es gibt mutige Menschen, die das Recht verteidigen, zu sagen, wovon sie überzeugt sind, sogar wenn ihnen mit dem Scheiterhaufen gedroht wird. Ich bin einer von ihnen. Ich entschuldige mich nicht und beuge mich keinem Druck."

Sanal Edamaruku befindet sich gegenwärtig auf einer bereits früher geplanten Vortragsreise durch Europa. Als am 4. Juli 2012 Polizeibeamte in seine Wohnung in Neu Delhi kamen, um ihn festzunehmen, mussten sie mit leeren Händen wieder abziehen. Aber das war nicht das Ende der Geschichte. In diesen Tagen zeigen sie wieder Präsenz. Sie erscheinen regelmäßig an Sanals Wohnung, belästigen seine Freunde und Nachbarn mit Fragen und stellen 'ganz unauffällig' Beobachtungen an. Was ist da im Anzug?

Bild vom Vortrag in Kattowitz, Polen

Inzwischen hat John Dayal, ein prominenter indischer Katholik an die Führung der Katholischen Kirche appelliert, den Fall gegen Sanal Edamaruku einzustellen. Bisher ist die Antwort tiefes Schweigen aufseiten der Bischöfe - und die schrille Forderung nach Sanals Entschuldigung für die Entlarvung des falschen "Wunders" aufseiten ihrer fanatischen Handlanger. Zwei Seiten einer Münze. Während katholische Zirkel aufgeregt spekulieren, besteht immer noch eine gewisse Chance, dass Vernunft einkehrt - aber nur wenn der öffentliche Druck groß genug ist.

John Dayal genießt großen Respekt unter indischen Katholiken. Er ist Mitglied des National Integration Council, Generalsekretär des All India Christian Council, und ehemaliger Präsident der All India Catholic Union. Er war Sanals Gegenspieler in mehreren Fernsehdebatten und steht seinem Rationalismus durchaus kritisch gegenüber. Sein Appell an die katholische Kirchenführung, die "widerwärtige Kontroverse" zu beenden, indem sie die Anklage gegen Sanal fallenlassen, hat daher Gewicht. Eindeutig aus katholischer Perspektive geschrieben, doch von einem gewissen Sinn für Fairness und Ausgeglichenheit zeugend, beabsichtigt der Appell, der Katholischen Kirche einen einigermaßen würdigen Ausweg zu zeigen. Werden sie die goldene Brücke beschreiten?

In seiner Kolumne im Sunday Indian Magazine schreibt John Dayal:
"Als jemand der mit beiden Seiten in Verbindung steht, mit der Kirche in Mumbai und mit Sanal Edamaruku, bitte ich dringend darum, eine gewisse Ausgewogenheit in diese Angelegenheit zurückzubringen. (..) Ich glaube, Christus ist absolut in der Lage sich selbst zu verteidigen, jedoch vielleicht nicht die Kirche in Indien. Die Aussagen von Sanal und die Untersuchungen der Rationalisten dürfen nicht als Angriff auf Kirche oder Gemeinschaft angesehen werden. (..)
Die Gläubigen von Mumbai meinen, sie verteidigten den Glauben, wenn sie in Hungerstreik treten gegen Literatur oder wegen Filmen von Hollywood und Bollywood. Aber in Wirklichkeit verteidigen sie nur ihre eigenen Positionen und Interessen und wollen sie nicht dem Sonnenlicht aussetzen.
Christus braucht kein Wasser von Kruzifixen tropfen zu lassen, um seine Liebe für jeden von uns zu beweisen. Sein Heilen geht tiefer und braucht keine Werkzeuge. Das habe ich in meinem eigenen Leben erfahren. Die Katholiken in Mumbai sollten einsehen, dass die Kontroverse ihnen keine neuen Freunde verschafft und nicht zu ihrem Ruhme gereicht. Es ist Zeit, daß die Kirchenführung Sanal vergibt. (..)
Die Polizeianzeigen gegen Sanal sollten zurückgezogen werden als Zeichen, daß eine reife Kirche in Indien für die Tiefe ihres Glaubens in Gott keine Requisiten benötigt."

John Dayals Initiative wird ausgiebig in Kirchenzirkeln zitiert. Bemerkenswert ist, dass er an die Kirchenführung - nicht an die kleinen Außenseiter-Laiengruppen - appelliert, Sanal zu "vergeben" und die Anklage zurückzuziehen. Bisher haben die Kirchenführer seinen Vorschlag allerdings mit keiner Antwort gewürdigt. Der Bischof von Mumbai - der zufällig auch der Präsident der Indischen Bischofskonferenz ist - hüllt sich in Schweigen.

Joseph Dias vom Mumbaier Christian "Secular" Forum, einer der Anzeigeerstatter bei der Polizei, weigert sich, einen Rückzug in Erwägung zu ziehen, wenn Sanal sich nicht entschuldigt. In einem katholischen Blog wird er auch mit der Äußerung zitiert: "Wir haben ihn am Anfang aufgefordert, sich bei uns zu entschuldigen. Nun ist die Zeit zum Entschuldigen lange vorbei. Er muss festgenommen werden."

Inzwischen hat die Zahl der Unterzeichner der von der Rationalist Association von Großbritannien initiierten Menschenrechts-Petition die Zehntausend-Marke überschritten, unter den Signatoren sind berühmte Namen wie Richard Dawkins, P.Z. Meyers, John Opie, Noel Doye, George Daole-Wellman und viele andere. Es ist beabsichtigt, die Petition katholischen Kirchenstellen in Europa und dem Vatikan zu übergeben. Je mehr Unterzeichner sie bis dahin hat, desto besser.

Bitte helfen Sie uns, Druck zu machen: unterzeichnen Sie die Human Rights Petition und ermutigen Sie auch andere zu unterzeichnen. Lesen Sie mehr auf der Website: www.rationalistinternational.net