Respekt oder Mitleid?

Zur Forderung des deutschen Bischofs Schick, Blasphemie (wie in Pakistan, dem Iran, Saudi Arabien und Österreich) auch in Deutschland unter Strafe zu stellen (siehe Info Nr. 988), gab es - abgesehen von CDU/CSU - nur negative Reaktionen. Die Kirchenexpertin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, nannte den Vorstoß Schicks als "überflüssig und nicht hilfreich (..). Erzbischof Schicks Forderung ist nicht dazu geeignet, das Verständnis für Kirche und Religion zu erhöhen". Griese verwies auf eine zivilgesellschaftliche Lösung: "Ich wünsche mir, dass wir allen Gläubigen mit Respekt begegnen".

Dieser letzte Satz hat mich bewegt.
Auch ein Atheist lebt ja nicht auf einer einsamen Atheisteninsel, auch einem Atheisten passiert es hin und wieder, dass er einem wahrhaft Gläubigen begegnet. Also nicht jemanden, der seinen Kirchenbeitrag zahlt und fallweise widerwillig mit der Oma zur Christmette geht, sondern jemandem, der seinen Glauben kennt, ihn ernst nimmt und danach zu leben trachtet.

Wie soll man solchen Menschen begegnen? Die SPD-Expertin meint mit Respekt.

Sollte man das tun? Jemand glaubt an heilige Bücher, göttliche Lehren, verwendet Zeit und Geld dafür, den Ansprüchen seines Glaubens nachzukommen, betet jeden Tag, hofft auf Gottes Hilfe und leidet unter Gottes Prüfungen, sitzt jeden Sonntag in die Kirche, spendet namhafte Beträge fürs neue Kirchendach, wallfahrtet nach Mariazell, nach Medjugorje und nach Lourdes, beichtet seine kleinen Sünden und ist hoffnungsfroh, dereinsten aus den irdischen Jammertälern ins Jenseits zum Jesus zu gelangen und dort ewiglich froh und glücklich im Paradies leben zu können.

Respekt wäre dazu die falsche Form der Zuwendung. Wenn jemand sein Leben wie geschildert - ohne dabei seine Mitmenschen zu belästigen oder zu schädigen - aufbaut, dann ist nicht Respekt, sondern unser Mitleid angebracht.