Heißer Herbst in Sachen Ethikunterricht?

Presseaussendung der Initiative Religion ist Privatsache

Wien, 28.8.2012. Für ihre Ankündigung, einen für alle Schüler verpflichtenden Ethikunterricht einführen zu wollen, erhält Bildungsministerin Claudia Schmied von der "Initiative Religion ist Privatsache" vorsichtige Unterstützung.
Insbesondere Schmieds Plan, den Ethikunterricht getrennt vom Religionsunterricht zu behandeln, stößt bei Initiativevorstand Eytan Reif auf Zustimmung. "Es war höchste Zeit, dass auch von Seiten eines Regierungsmitgliedes in dieser Sache klare, ehrliche und vor allem demokratische Worte gesagt werden" so Reif, der jedoch vor Euphorie warnt: "In Anbetracht der ablehnenden Haltung der ÖVP und des von ihr, ob direkt oder über Vorfeldorganisationen, heftig betriebenen pro-religiösen Lobbyismus, dürfte in Sachen Ethikunterricht noch ein heißer Herbst bevorstehen".

Äußerungen seitens der ÖVP-nahen Schülerunion bzw. des Katholischen Familienverbands (KFÖ), wonach Ethik nur als alternativer Pflichtgegenstand zum konfessionellen Religionsunterricht denkbar ist, wertet Astrophysiker und Initiativeobmann Prof. Heinz Oberhummer als "lächerlich, einer aufgeklärten Gesellschaft nicht würdig und politisch motiviert". "Wer heute behauptet, dass Bibel- oder Koranstunden einen gleichwertigen Ersatz für einen fundierten und weltanschaulich neutralen Ethikunterricht liefern, wird als nächstes für den Kreationismus als Ersatz für das Pflichtfach 'Biologie' eintreten" argumentiert Oberhummer, der auch davor warnt, entsprechend den ÖVP-Vorstellungen Religionslehrer als Ethiklehrer einzusetzen. "Gegen den offenen oder verdeckten Einsatz von Religionslehrern als Ethiklehrer wird die Initiative gegebenenfalls juristisch vorgehen" so Oberhummer.

Rückendeckung erhält Schmied auch von der renommierten Biochemikerin Renée Schroeder, die der Bildungsministerin "Durchhaltevermögen gegenüber Kirchenlobbyisten und bildungsfernen Politikern" wünscht und das ÖVP-Vorhaben, den Ethikunterricht lediglich als Ersatzpflichtgegenstand zum Religionsunterricht einzuführen, als "zynischen Totalangriff auf die Bildung in Österreich" bezeichnet.