Das Wirken Gottes in der Geschichte

Davon sprach Papst Ratzinger auf der Katechese zur 42. Generalaudienz des Jahres 2012 und darüber verfasste der bekannte strengkatholische Journalist und Theologe Armin Schwibach einen Artikel für kath.net am 12.12.2012. Hier der Artikel leicht gekürzt:
(..) Die Geschichte ist der Ort, in dem Gottes Handeln für die Menschheit erkannt werden könne, "wo sich der große Plan der Liebe Gottes Schritt um Schritt vor unseren Augen erfüllt". Die Gegenwart Gottes gebe der Geschichte Sinn und Fülle.
In der Heiligen Schrift seien die Etappen dieses Weges Gottes mit den Menschen zu finden, "die Stufen der Offenbarung Gottes. Sie zeigt, dass Gott von Anfang an sich erkennen lässt, den Menschen seine Gemeinschaft anbietet und ihn auch im Sündenfall nicht verlässt". Gott schließe einen Bund mit Noah, er wähle Abraham und forme sich sein Volk durch die Befreiung aus Ägypten, den Bundesschluss am Sinai und die Gabe des Gesetzes. Durch die Propheten "leitet er sein Volk durch die Geschichte und weitet den Horizont aus immer mehr zur Erwartung eines neuen und ewigen Bundes für alle Menschen".
Das Eingreifen Gottes in die Geschichte seines Volkes "wird zu einem Gedächtnis und bildet zusammen die Gesamtgeschichte des Heils". Der Glaube werde genährt von der Entdeckung und vom Gedächtnis, "dass Gott treu ist, die Geschichte lenkt und einen festen Grund bildet, auf dem wir unser Leben bauen können".
Das feiernde Gedenken der Ereignisse "macht sie gegenwärtig, denn Gottes mächtiges Wirken geht weiter". In der Liturgie geht es für Benedikt XVI. darum, "uns vor der Gedächtnislosigkeit zu bewahren, vor dem Vergessen dessen, was Gott in der Geschichte getan hat, es ins Gedächtnis und zur neuen Gegenwart zu erheben und so zur Begegnung mit ihm zu führen".
Die Selbstoffenbarung Gottes gipfle dann in Christus: "Das schöpferische Wort, das die Welt geschaffen hat, hat in Jesus Christus das Menschsein angenommen und uns Gottes Gesicht gezeigt. Jesus Christus ist der Höhepunkt der Geschichte Gottes mit den Menschen, die Erfüllung seines ewigen Heilsplanes".
Der Katechismus der katholischen Kirche, so der Papst abschließend, "fasst die Etappen der Offenbarung Gottes zusammen und zeigt deren Entfaltung: Gott hat den Menschen von Anbeginn zu einer innigen Gemeinschaft mit sich eingeladen, und auch dann, als der Mensch durch seinen Ungehorsam seine Freundschaft mit Gott verloren hat, hat Gott ihn nicht der Macht des Todes überlassen, sondern vielmals den Menschen seinen Bund angeboten". (..)

Verblüfft fragt man sich, warum hört Ratzinger beim Jesus auf, wo in der Folge ist das Wirken Gottes in der Geschichte noch erkennbar gewesen?
Beim Dreikaiseredikt von 380, mit dem die damalige Religionsfreiheit zugunsten der christlichen Staatsreligion abgeschafft wurde?
Bei der Unterwerfung der mittelalterlichen Welt unter die geistliche Herrschaft des Christentums?
In den Kreuzzügen?
In der Verfolgung von Ketzern und Hexen?
Im dreißigjährigen Religionskrieg?
In der Gegenreformation?
In der Zwangschristianisierung der Kolonialvölker?
In der päpstlichen Verdammung der Moderne? Hoppala, das war jetzt ein schlechtes Beispiel, weil da hat sich der katholische Gott letztlich nicht durchsetzen können.
Aber vielleicht hat der katholische Gott eine deutliche Spur in der Geschichte hinterlassen, als er sein einstiges auserwähltes Volk abstrafte, weil es seinem Sohn nicht gefolgt ist und auf dem Alten Bund mit Moses beharrte?

Hat der katholische Gott den katholischen Politiker Adolf Hitler ausgesandt, das ehemals auserwählte Volk wegen seiner Weigerung, Jesus, dem Sohn Jehovas zu folgen, in einer Mischung aus Sodom & Gomorra und Sintflut mittels Holocaust zu strafen?
Warum wird das nicht als Beispiel für das Wirken Gottes in der Geschichte angeführt? Oder wäre dem Ratzinger so ein Gotteswirken doch irgendwie peinlich? Aber warum erwähnt der Papst dann Noah? Die Erwählung Noahs hängt laut Bibel mit der Ausrottung der gesamten übrigen Menschheit zusammen. Warum rühmt Ratzinger nicht die göttliche Leistung des Menschheitsmordes durch Ersäufen mittels Sintflut?

Theologie ist nicht so einfach. Aber mittels selektiven Denkens ist es einem leitenden Theologen wie Papst Ratzinger möglich, seine Gottesphantasien widerspruchsfrei zu halten. Allerdings nur für sich und für Leute wie den Herrn Schwibach. Atheisten sehen diese theologische Logik etwas anders.