"Das zeigt, wie planlos und überfordert Schönborns Klasnic Kommission
ist", empört sich Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher
Gewalt: Zwei Missbrauchsopfer, die in Stift Admont als Kinder von zwei Kirchenangehörigen
mehrfach rituell vergewaltigt wurden, hatten sich an die Kommission gewandt.
In den von ihr beauftragten psychologischen Gutachten waren keine Zweifel an
der Glaubwürdigkeit der Opfer offen geblieben. Trotzdem verweigerte die Kommission
jegliche Entschädigungszahlungen. Selbst Caroline List, Richterin im OLG Graz
und in befremdlicher Doppelfunktion Mitglied der Schönborn-Kommission, hatte
die Ablehnung der Entschädigungsanträge der beiden Gewaltopfer vehement verteidigt.
Nun, nach zwei Jahren der wiederholten Ablehnung, gibt es eine unerwartete
Wende: Die Betroffenen wurden mit jeweils 25.000 EUR entschädigt. "Offensichtlich
war der öffentliche Druck auf die Kirchenkommission zu groß, zumal auch immer
mehr Opfer bekannt wurden", erklärt sich Rothwangl die plötzliche Wende.
Erledigt ist die Sache für Stift Admont und Bischof Kapellari freilich noch lange nicht. Denn einer der beschuldigten Priester ist nach wie vor in der Obersteiermark im Dienst. Der zuständige Bischof Kapellari hat gebetsmühlenartig wiederholt, dass er vom Vorwurf der rituellen sexuellen Misshandlungen nichts wisse. Noch im Sommer hatte er der Plattform Klagen angedroht, weil sich keine pädokriminellen Priester in der Steiermark im Amt befänden, wie er meinte. Nun gerät der steirische Medienbischof immer mehr unter Druck, seit offenbar wurde, dass ihm, sowie Kardinal Schönborn, Unterlagen und Anzeigen schon seit 2010 zur Kenntnis gebracht wurden. Außerdem plant eines der kirchlichen Gewaltopfer eine zivilrechtliche Klage auf eine angemessene Entschädigung.
"Schönborns Klasnic Kommission arbeitet wie ein Salzamt: mal entscheidet sie so, mal so. Stets langsam und nie transparent", kritisiert Sepp Rothwangl (Bild links). Oft ignoriere sie auch die von ihr selbst in Auftrag gegebenen Gutachten, so die Erfahrungen der Betroffenen-Plattform mit der Kommission. "Zwei Jahre sind genug. Die kirchliche Aufarbeitung der eigenen Missbrauchsfälle ist gründlich gescheitert", sagt Rothwangl. "Opfer werden mit Almosen abgefertigt, pädokriminelle Priester bleiben im Dienst. Es ist beschämend, dass das größte heimische Gewaltverbrechen seit dem zweiten Weltkrieg von der Täterorganisation selbst aufgearbeitet wird." Das kommende Volksbegehren gegen Kirchprivilegien fordert deswegen auch ein Gesetz zur staatlichen Aufklärung der kirchlichen Missbrauchs- und Gewaltverbrechen.