Heidnische Euroscheine

Manchmal ist es wirklich schwer, eine christliche Meldung dem richtigen Genre zuzuordnen, immer wieder vermeint man, es wäre besser, die Spaßseiten damit zu füllen. Die evangelikale Site idea.de war anlässlich der Präsentierung des Entwurfs für einen neuen Fünf-Euro-Schein zutiefst christlich empört:
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Eine heidnische Göttin soll den Euro künftig vor Fälschungen schützen. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, stellt am 10. Januar in Frankfurt am Main die neuen Fünf-Euro-Scheine vor, die ab Mai ausgegeben werden. Im Wasserzeichen und im Hologramm zeigen sie ein Abbild der phönizischen Prinzessin Europa aus der griechischen Mythologie."


Ein Obermufti der Evangelikalen vermutete dazu ernsthaft, die Anbringung dieses alten griechischen Bildes "sei ein Zeichen der Ratlosigkeit und offenbare gleichzeitig den Wunsch nach Sicherheit in der Euro-Krise, dies wirke wie plumper Aberglaube".

Ein Bündnispartner fand sich sofort, der CSU-Politiker und Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats, Ingo Friedrich, ließ verlauten, man hätte "auch andere Personen aus der jüdisch-christlichen Tradition nehmen können, um der europäischen Währung ein einheitliches Gesicht zu geben. Denkbar sei etwa der Apostel Paulus, der den christlichen Glauben nach Griechenland brachte und dadurch den ganzen europäischen Kontinent nachhaltig veränderte. In Frage kämen auch irische Mönche, die maßgeblich zur Ausbreitung des Christentums beitrugen."

Aber blöderweise heißt der Kontinent Europa eben "Europa" und nicht Paulusien oder Irischmönchistan. Aber bis zur Reformation hätte sich eigentlich die katholische Kirche um diesen fürchterlichen Namen aus der griechischen Sagenwelt kümmern und den Kontinent in St. Katholika umtaufen können. Das hat man leider versäumt und jetzt ist es zu spät. "Europa" bedeutet übrigens "die Frau mit der weiten Sicht".

PS: der 5-DM-Schein von 1948 sah so aus:

die am Geldschein abgebildete Dame war ebenfalls die griechische "Europa", sie saß barbusig auf dem sie entführenden und als Stier auftretenden Griechengott Zeus. Ob es 1948 auch klerikale Kritik an dieser doppelt unchristlichen und dazu noch sittenlosen Banknote gegeben hat? Vermutet darf es werden.