50 Jahre "Der Stellvertreter"

Am 20. Februar 1963 wurde an der "Freien Volksbühne Berlin" das Stück "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth uraufgeführt. Die katholische Kirche löste damals dazu einen Skandal aus. Denn in diesem Stück ging es darum, dass der von 1939 bis 1958 amtierende Papst Pius XII. zum NS-Massenmord an den Juden geschwiegen hatte, obwohl er davon wusste. Einem Papst sowas vorzuhalten, ließ die katholische Kirche in ihrer ganzen Feindesliebe lostoben. Es gab an einzelnen Orten wo das Stück in der Folge gespielt wurde, gewaltgeneigte katholische Zusammenrottungen.

Daher hier die Handlung des Stückes wie sie auf Wikipedia zu finden ist:

Der SS-Obersturmführer Kurt Gerstein versucht im Sommer 1942 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin mit Unterstützung des Jesuitenpaters Riccardo Fontana den Nuntius zu überzeugen, gegen die Judenvernichtung zu protestieren. Der päpstliche Vertreter verweist jedoch auf fehlende Befugnisse. In einer Kegelszene unter Nationalsozialisten wird die Gestalt des "Doktors" exponiert, der medizinische Experimente in Auschwitz durchführt. Riccardo Fontana besucht Gerstein in dessen Wohnung und gibt seinen Pass und seine Soutane an Jacobson, einen Juden, dem der SS-Offizier Unterschlupf gewährt.
Wenig später spricht Riccardo zusammen mit seinem Vater im Vatikan vor, um dort auf einen Protest gegen den Holocaust hinzuwirken. Ein Kardinal betont, die Kirche befinde sich in der Stellung einer Vermittlerin. Zudem sei angesichts der Bedrohung des Christentums durch die Sowjetunion Neutralität geboten. Unterdessen werden die italienischen Juden deportiert. Ein Kardinal besucht ein Kloster, das privilegierten Juden Unterschlupf gewährt. Riccardo und Gerstein betrachten diese Maßnahmen jedoch als unzureichend. Riccardo möchte den Generalabt überzeugen, sich des vatikanischen Rundfunks zu bemächtigen, um Aufforderungen zum Protest auszustrahlen. Dieser lehnt jedoch ab.
In einer Konfrontation mit dem Papst erhebt Riccardo implizit schwere Vorwürfe: "Gott soll die Kirche nicht verderben, nur weil ein Papst sich seinem Ruf entzieht." (Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter. Reinbek 1963. S. 292). Angesichts des ergebnislosen Gesprächs äußert Riccardo die Absicht, nach Auschwitz zu gehen. Schließlich könne ein Priester als Stellvertreter des Papstes fungieren, wenn der Pontifex Christus auf Erden vertrete. Der Papst schweigt erschüttert angesichts der Düpierung.
In Auschwitz trifft Riccardo auf den zynischen Lagerarzt, der ihn in der Rolle des vergeblichen Gottesforschers sieht: "Sie sterben hier, wenn Sie's nicht lassen können, wie eine Schnecke unterm Autoreifen - sterben, wie halt der Held von heute stirbt, namenlos und ausgelöscht von Mächten, die er nicht einmal kennt, geschweige denn bekämpfen könnte." (S. 326f.) Gerstein will den Pater retten und verlangt, dass der Doktor an seiner Stelle Jacobson mitnehme, doch lässt der Arzt den Geistlichen erschießen. In einem Ausblick wird deutlich, dass der Mord an den Juden bis zum Kriegsende ohne kirchliches Interdikt (=Untersagung) fortgeführt wird.

Ein Theaterplakat von 1966 und das Filmplakat von 2003: