Es ist kaum fassbar: Das Oberste Verwaltungsgericht in Deutschland hat
dem klerikal-faschistischen und für seine sadistischen Erziehungsmethoden bekannten
Gotteswerk (Opus Dei) genehmigt, bei Berlin ein Knaben-Gymnasium zu eröffnen.
Die Richter weisen damit die Ablehnung der Anstalt durch das Brandenburger Bildungsministerium
zurück.
Kreise der in Berlin regierenden CDU und FDP unterstützten die
Gotteswerker energisch. Allerdings hatte bereits die Brandenburgische Landesschulbehörde
nichts an der reaktionären Ausrichtung der Anstalt auszusetzen, sondern ihre
Ablehnung lediglich damit begründet, sie verstoße gegen das Verfassungsgebot
der Gleichstellung, nach dem laut Schulgesetz nur gemeinsame Schulen für Jungen
und Mädchen vorgesehen sind. Das Potsdamer Bildungsministerium erwägt, die Entscheidung
der Richter anzufechten.
Die Anstalt soll 700 Schüler aufnehmen, der verstärkten Beeinflussung
der Jugend dienen und frühzeitig Nachwuchs rekrutieren. Die Zöglinge sollen
durch eine streng katholisch ausgerichtete Erziehung vor den "verwerflichen
Einflüssen" öffentlicher Bildungseinrichtungen bewahrt werden.
Wie
hinlänglich bekannt, sind derartige Anstalten nicht nur Brutstätten der Misshandlungen,
sondern werden dort ebenso noch immer mittelalterliche Züchtungsrituale mit
Geißel und Stachelgürtel praktiziert sowie eine simplizistische Kreuzzugsideologie
gepredigt. Aber nicht gefügigen Zöglingen droht auch Exorzismus. Der noch amtierende
deutsche Ratzinger-Papst, ein enger persönlicher Freund des Opus Dei, war in
früheren Jahren selbst in einen Exorzismus verwickelt, bei dem eine Studentin
ums Leben kam. Als Papst hat er dieses mittelalterliche Folterritual ausdrücklich
gut geheißen und die Exorzisten ermuntert, "weiterzumachen".
Opus-Dei-Gründer Escriva de Balaguer y Alba, bis zu seinem Tod 1975 Generalpräsident,
war ein "verständnisvoller Freund" Hitlers, den er zusammen mit Franco
als "Retter des katholischen Glaubens gegen den kommunistischen Atheismus"
sah. An ihrer Seite wollte er als "Ritter der Neuzeit" die Gläubigen
in den Kampf gegen die gottlosen Kommunisten führen.
Die Zahl von sechs
Millionen ermordeten Juden, nannte er "völlig übertrieben". Das Werk
Gottes unterstützte den Putsch gegen die spanische Volksfrontregierung und den
blutigen Terror des Franco-Regimes und seiner deutschen und italienischen Verbündeten.
Acht spanische Opus-Dei-Mitglieder traten in die Regierung des "Caudillo"
ein. In Italien hielten Gotteswerksmänner Kontakte zur CIA und zu hohen italienischen
Militärs, welche die faschistische Geheim-Loge Propaganda Due (P2) gründeten,
die ein Regime faschistischen Typs an die Macht bringen wollte.
Im Frühjahr
1978 fiel der christdemokratische Parteivorsitzende Aldo Moro, der für eine
Regierungszusammenarbeit mit den Kommunisten eintrat, dem von der P2 gelenkten
Mordterror zum Opfer. Nach der Aufdeckung der Loge gewährte Opus Dei ihren Mitgliedern
Unterschlupf vor der polizeilichen Verfolgung. Auch in Chile war Opus Dei am
faschistischen Militärputsch Pinochets beteiligt und bekleidete unter dessen
Diktatur Ministerämter.
Opus Dei war zusammen mit dem deutschen Episkopat
maßgeblich daran beteiligt, Joseph Ratzinger auf den Papsthron zu hieven. Zum
Dank brachte er als Benedikt XVI. hohe Gotteswerker in leitenden Funktionen
der Kurie unter. Bereits als Chef der Glaubenskongregation, der neuzeitlichen
Inquisitionsbehörde, hatte Ratzinger die Seligsprechung und folgende Heiligsprechung
Balaguers betrieben. Dafür erhielt er 1998 den Doktor honoris causa der Opus-Dei-Universität
von Pamplona und wurde Mitglied ihres Lehrkörpers. Er stellte sich hinter Balaguers
programmatische Schrift "El Camino" (Der Weg), die von menschenfeindlicher
Ausrichtung auf Unterwürfigkeit nur so trieft, wenn sie von den Gläubigen fordert:
"Demütige Dich. Weißt Du nicht, dass Du ein Eimer für Abfälle bist.
Du bist schmutziger, herabgefallener Staub. Wenn Deine Demut dich dahin bringt,
dich als Unrat, als einen Haufen Unrat zu erkennen, können wir aus all dieser
Erbärmlichkeit noch etwa Großes machen. Und aus der Schweineherde wollen wir
die herausholen, die nicht mehr unrein sein wollen".
Dieser Geist
wird über dem Knabengymnasium in Brandenburg schweben, wenn das Bildungsministerium
nicht von seinen immer noch gegebenen Möglichkeiten, diesem mittelalterlichen
Spuk zu verbieten, Gebrauch macht.
Gerhard Feldbauer Quelle: Unsere Zeit - Zeitung der DKP am 15.2.2013