Diese Zahlen sind allerdings umstritten und sollen möglicherweise Übertreibungen
aus dem Islambereich sein, um eine Art "Bedrohung" durch christliche
Missionierungen aufzubauen. Andererseits können die christlichen Gemeinschaften,
die "bekehrte" Muslime aufnehmen, ihrerseits die Folgen anprangern:
wer den Islam verlässt, kann in etlichen islamistischen Staaten deswegen mit
der Todesstrafe belegt werden, eine Ausgrenzung aus seinem bisherigen Lebensumfeld
ist auf jeden Fall zu erwarten, weil der Islam als verpflichtende Lebensleitlinie
für seine Anhänger gilt und daher ein Religionswechsel als eine Art Hochverrat.
Ähnliche
Verhältnisse gab es ja auch speziell im christkatholischen Bereich. Zwar
gilt in Österreich seit 1867 das verfassungsmäßige Grundrecht, die Religion
wechseln oder religionsfrei sein zu dürfen, aber es dauerte um die hundert Jahre,
bis dieses Recht sozusagen im Volk angekommen ist. In der Kreiskyzeit (1970-1983)
war dann auch der gesellschaftliche Überbau soweit, dass es sogar im dörflichen
Bereich langsam üblich wurde, Religionswechsler oder Religionslose eher nicht
mehr zu mobben. Der Islambereich ist von so einer Entwicklung generell noch
deutlich um etliches mehr als hundert Jahre entfernt.
Berichten zufolge
soll der Religionswechsel vom Islam zum Christentum speziell in Afrika stark
sein, weil dort die Islamisten in verschiedenen Gebieten (wie letzthin in
Mali) mit Waffengewalt versuchen, Methoden aus dem finstersten Mittelalter als
gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten zu etablieren. Da in diesen Gegenden
der Säkularismus kaum eine Rolle spielt, ist es eine wichtige Option, von einer
besonders strengen und die Menschen besonders unterdrückenden Religion zu einer
gemäßigteren zu wechseln.
Am 2.3.2013 beschrieb in den OÖNachrichten
ein Iraner, der nach Österreich geflüchtet ist, um vom Islam zum Christentum
zu konvertieren, seine Situation, das Interview endet mit der Aussage "Ich
bin aus dem Iran geflohen, weil ich Christ sein will. Im Iran würde man mich
dafür töten." Allerdings ist er bezüglich des Christentums voller
Illusionen, als Motiv für den Wechsel gibt er an: "Ich habe im Iran
zufällig einen Christen kennen gelernt. Für einen Muslim ist das im Iran sehr
gefährlich. Es waren geheime Treffen. Wir haben über diesen Glauben gesprochen
und über Jesus. Er hat mir eine Bibel geschenkt. Ich habe darin gelesen. Ein
Moslem, der im Iran beim Bibellesen erwischt wird, dem blüht die Todesstrafe.
Ich aber war von der Bibel fasziniert." (OÖN "Wovon?") - "Von
den Liebesbotschaften. Jesus hat gesagt, liebe deinen Nächsten. Christen
helfen einander. Das ist im Iran nicht so. Hier habe ich die Freiheit, das zu
glauben, was ich will. Hier will ich mich taufen lassen."
Mit
der christlichen Nächstenliebe ist es ähnlich wie mit Vanillejoghurt, dort
kann im Inhalt sogar gar kein Vanille sein, sondern bloß aus den Zellwänden
vom Pflanzenabfall bei der Papierherstellung gewonnenes Lignin, ein Aromastoff
mit Vanillegeschmack. Der Nächstenliebegeschmack der katholischen Kirche
ist ein Produkt der Sonntagspredigt und kommt praktisch z.B. im zwei prozentigen
Finanzierungsanteil an der katholischen Sozialdienstfirma Caritas vor.
Aber trotzdem ist es - geschichtlich gesehen - ein großer Fortschritt
vom Islam zu einer christlichen Religion zu wechseln, sogar wenn's die Piusbrüder
oder evangelikale Kreationisten wären. Der einfachere Vorgang wäre es jedoch,
in einem Land mit Religionsfreiheit vom Islam zu den Exmuslimen zu wechseln
und damit Kants Gebot zu erfüllen: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes
zu bedienen!"