Achtkardinalsgeschwader

Papst Franz zieht wieder durch die Medien. Er hat nun einen aus acht Kardinälen bestehenden Reformausschuss gebildet, der ihn bei den Reformen im Kirchenapparat unterstützen soll. Am 13.4.2013 meldete die APA u.a.:

Genau ein Monat nach seiner Papst-Wahl hat der Papst eine Gruppe aus acht Kardinälen ernannt, die ihn bei der Regierung der Weltkirche unterstützen sollen. Die Kardinäle sollen auch bei einem Plan zur Reform der "Pastor Bonus", der Verfassung der römischen Kurie mitwirken, teilte Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi mit. Die acht Kardinäle werden zum ersten Mal im Oktober zusammenkommen.

Die Kardinäle werden vom Erzbischof von Tegucigalpa, Kardinal Oscar Maradiaga koordiniert. Dem neuen Kardinalsdirektorium treten acht Kardinäle aus fünf Kontinenten bei: Neben Maradiaga nehmen der US-Kardinal Sean Patrick O'Malley, Kardinal Giuseppe Bertello, Präsident des Gouvernatorats, der emeritierte Bischof von Santiago del Cile, Francisco Javier Erraruriz Ossa, der Erzbischof von Bombay, Oswald Gracias, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der Erzbischof von Kinshasa, Laurent Monsengwo Pasinya, und der Erzbischof von Sydney Georg Pell daran teil. Zuvor war auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn als möglicher Kandidat gehandelt worden.

Mit der Einrichtung des Kardinalsdirektoriums wolle der Papst ein Signal geben, nachdem bei den Generalkongregationen vor dem Konklave Ratschläge zur Reform der Kurie formuliert worden waren. Die acht Kardinäle werden eine beratende Funktion haben und keine Beschlüsse ergreifen, berichtete Lombardi. Er bestritt, dass mit der Ernennung des Kardinalkollegiums die Kurie eine zweitrangigere Rolle bei der Regierung der Weltkirche spielen werde. "Die Kurie bleibt und setzt ihre Arbeit fort".

Soweit aus der APA-Meldung. Was ist die "Kurie"? Ein Blick in Wikipedia macht diesbezüglich auch Nichtkatholiken weise: Als Römische Kurie wird seit etwa dem 11. Jahrhundert die Gesamtheit der Leitungs- und Verwaltungsorgane des Heiligen Stuhls für die römisch-katholische Kirche bezeichnet. (..) Heute wird hierunter die Gesamtheit der päpstlichen Behörden verstanden. So heißt es dann auch im Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils "Christus Dominus" (CD 9): "Bei der Ausübung der höchsten, vollen und unmittelbaren Gewalt über die Gesamtkirche bedient sich der Papst der Behörden der römischen Kurie. Diese versehen folglich ihr Amt in seinem Namen und mit seiner Vollmacht zum Wohle der Kirchen und als Dienst, den sie den geweihten Hirten leisten".

Soweit Wikipedia. Da es langsam bekannt wird, dass sich Tätigkeiten der römischen Kurie des öfteren zum Unwohle der Kirche ausgewirkt haben und Papst Franz bei seinem Zusammentreffen mit dem Papst in Ruhe, Joseph Ratzinger, von diesem Unterlagen bekommen hat, die vermutlich entsprechende Missstände beschreiben, versucht Papst Franz jetzt anscheinend - gestärkt durch einen global zusammengesetzten Ausschuss - mafiosen Strukturen innerhalb der Kurie entgegenzutreten.

Allzu heftig hört sich das derweilen nicht, speziell weil die erste Sitzung der acht Kardinäle erst in einem halben Jahr stattfinden soll. Vorauseilend dazu was zu sagen, bringt nichts, man wird abwarten müssen, was dabei herauskommt. Denn welche Interessensfraktionen in der Kurie agieren, war auch den "Vatileaks" nicht recht zu entnehmen, dort wurden bloß die Spitzen der Eisberge abgehandelt. Dass in einer Institution wie der katholischen Kirche, wo seit Jahrhunderten verschiedene Seilschaften um Einfluss, Geld und Macht ihre Strippen ziehen, im Alltag sehr oft keineswegs um Religion geht, ist wohl eine Selbstverständlichkeit. Lassen wir uns überraschen, ob der neue Papst es wagen wird, in ein Wespennest hineinzustechen.