Interview mit linkem Islamkritiker

Quelle: Frank Berghaus - wissenbloggt.de - 15.5.2013

Vor der Veranstaltung: "Auf Allahs Befehl? - Zwangsehen, Ehrverbrechen, Homophobie und Integrationsverweigerung in der muslimischen Parallelwelt." Mit diesem Titel veranstalten die Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte (GAM) und der Verein für Menschenrechte und Integration (Peri e.V.)dieses Wochenende ein islamkritisches Tagesseminar in Münster mit prominenten Referenten wie Serap Cileli und Hartmut Krauss. Dass neben der Frauenunterdrückung ausdrücklich auch der Lesben- und Schwulenhass im Islam ausdrücklich thematisiert wird, ist eine Besonderheit im Vergleich zu zahlreichen anderen islamkritischen Veranstaltungen. Als Experte speziell zu dieser Thematik ist der Kölner Buchautor und Lehrer Daniel Krause eingeladen, mit dem Wissenbloggt vorab ein Interview geführt hat, welches auf Inhalte der Veranstaltung hinweist.

Herr Dr. Krause, Ihr Buch "Als Linker gegen Islamismus -Ein schwuler Lehrer zeigt Courage" befand sich in Bestseller-Listen wochenlang oben. Hatten Sie mit einer solchen Resonanz gerechnet?
Die Islamisierung vieler Teile der Gesellschaft macht vielen Menschen in Deutschland und der Welt zu Recht Angst. Denn der orthodoxe Islam ist eine Ideologie mit gefährlichen Elementen von Hass, von Zerstörung, von Eroberung. An vielen Orten der Welt erleben wir die Menschenrechte zur Zeit auf der Flucht vor der Islamisierung. Anhand der Situation von Lesben und Schwulen lassen sich die Gefahren von Islamisierung besonders deutlich aufzeigen.

In Medieninterviews haben Sie vom "Kulturkampf" zwischen Westen und Islam gesprochen. Und davon, dass sich dieser Kulturkampf sich besonders stark am Thema Homosexualität entzündet.
Die Gleichberechtigung von Lesben und schwulen hat sich zum Merkmal moderner westlicher Demokratien entwickelt, sowohl in Europa, Amerika und Australien. Homo-Ehe und Adoptionsrecht werden hier zunehmend zur Selbstverständlichkeit, und das ist auch gut so.
In muslimischen Ländern hingegen ist es genau andersrum: Dort nimmt die Unterdrückung und Verfolgung von Homosexuellen zu. Lesben und Schwule werden energisch verfolgt und zu Tode gefoltert. Auch der sogenannte "arabische Frühling" hat die Situation für Homosexelle in jenen Ländern nicht verbessert, sondern verschärft.

Laut Veranstaltungsbeschreibung wird es am Samstag in Münster um Homophobie in der "muslimischen Parallelwelt" gehen. Heißt das, dass es besagte Kulturkämpfe um Homosexualität auch mitten in Deutschland gibt?

Eine repräsentative Umfrage unter Türken hat 2012 ergeben, dass die Mehrheit von ihnen Homosexualität für eine Krankheit hält. Auch in den Vorjahren haben Sozialstudien in Deutschland ergeben, dass Lesben- und Schwulenhass verbunden mit Gewaltbereitschaft unter muslimischen Migranten hierzulande um ein Vielfaches höher ist als unter Deutschen. An Schulen mit hohem Anteil muslimischer Migranten gilt "schwul" als übelstes Schimpfwort. Und es besteht der dringende Verdacht, dass auch muslimische Lehrer zu dieser Homophobie beitragen. In Wien hat eine muslimische Religionslehrerin im Unterricht nachweislich gefordert, dass Homosexuelle verbrannt werden müssen.

Wie steht es angesichts solch heftiger Homophobie um die Situation von lesbischen und schwulen Jugendlichen innerhalb muslimischer Familien?

In muslimischen Familien haben lesbische und schwule Jugendliche oftmals akute Angst vor sogenannten "Ehrenmorden". Reale Fälle hat es bereits gegeben und wurden auch vor Gericht zu Klage gebracht. Es gibt neben sogenannten "direkten" auch "indirekte" Ehrenmorde an muslimischen homosexuellen Kindern. In diesen Fällen werden muslimische Kinder solange aufgrund ihrer Homosexualität von ihren Eltern in den Wahnsinn getrieben, bis sie sich schließlich selbst umbringen. Solche Fälle habe ich im Rahmen der lesbisch-schwulen Jugendarbeit hautnah mit betreut. Auch darüber werde ich am Samstag berichten.

Angesichts diese Umstände müsste man annehmen, dass insbesondere die lesbisch-schwule Szene besonders stark islamkritisch aktiv sein müsste. Warum ist das nicht der Fall?
Viele deutsche Homosexuelle der älteren Generation haben zu Jugendzeiten an christlicher Homophobie gelitten. Dieses blieb uns Jüngeren -"Gott sei Dank" -weitgehend erspart. Besagte ältere Homosexuelle sind es, welche die Lesben- und Schwulenbewegung in Deutschland institutionalisiert haben. Sie sind ungebrochen diejenigen, deren Einstellung die politische Ausrichtung der geschaffenen Institutionen dominiert. Ihre zumeist untherapierten Jugendleiden kanalisieren sich fortwährend im lebenslangen Kampf gegen jegliche christliche Einflüsse. Ich will das Christentum keinesfalls schönreden. Doch leider ist festzustelen: Zu neueren, größeren Gefahren, ausgehend vom orthodoxen Islam, haben diese Homosexuellen kaum Bezug. Ihnen mangelt es an Empathie für das Leiden homosexueller Menschen in der islamischen Welt.

In der zweiten Jahreshälfte wird ein weiteres Buch von Ihnen erscheinen, welches explitzit die Situation von Homosexuellen im Islam thematisiert. Hierfür sind Sie in den vergangenen Monaten auch in islamische Länder gereist. Wie ergiebig waren Ihre Recherchen?
Ich war in Tunesien und in der Türkei. Insbesondere in Istanbul habe ich die Angst vieler Schwuler vor "Ehrenmorden" hautnah mitbekommen. Mein nächstens Buch wird dieses insbesondere im Hinblick auf einen möglichen EU-Beitritt der Türkei thematisieren.

Wir danken für dieses Gespräch