Dieses
Thema behandelten am Pfingstsonntag (19. 5. 2013) der ZDF-Theologe Peter Hahne
und die vormalige protestantische Oberbischöfin Margot Käßmann im TV. Gesehen
hab ich das nicht, aber die evangelikale Homepage idea.de brachte dazu am 20.5.
einen Bericht.
Da ich beruflich als Pensionist tätig bin, sind mir
Feiertage allgegenwärtig, weil ich hab pro Jahr 365 Feiertage und freu mich
darüber pro Jahr 365mal (in Schaltjahren sogar noch um einmal öfter). Als
ich in Pension ging, wusste ich, im Kommunistischen Manifest stand ein Satz,
der nun auf mich ganz konkret zutraf, ich hatte meine Ketten verloren und eine
Welt gewonnen.
Früher waren mir die Feiertage fremdzugeteilte kettenfreie
Tage, die ich mir lieber selber aussuchen hätte wollen. Auch dass die Woche
sieben Tage hat, war mir nicht sympathisch, eine Woche mit fünf Tagen, zwei
davon arbeitsfreies Wochenende, wäre mir sympathischer gewesen. Das Jahr hätte
dann eben 73 Wochen gedauert und ein Monat fast genau sechs Wochen.
Aber
was erzählte die Frau Käßmann nun dem Herrn Hahne? Zu Pfingsten braucht
die Frau Käßmann den Feiertag zur Ausgießung des Hl. Geistes als "Erfahrung,
dass aus Angst, Trauer und Furcht plötzlich Begeisterung, Kraft und Glaubenshoffnung
wachsen kann". Ob sie diese Erfahrungen selber gemacht oder bloß in der
Bibel davon gelesen hat, ging aus den idea.de-Ausführungen nicht hervor. Sie hätte gern bei den Menschen mehr Sehnsucht nach Gottesdiensten, weil sie
dort Kraft für ihren Alltag erhielten. Aber Frau Käßmann merkte an, es gingen
trotzdem mehr Leute zur Kirche als zu den Spielen der Fußballbundesliga.
Bei
den Protestanten gehen nach kircheneigenen Angaben pro Sonntag nur rund 900.000 zur Messe, in der
deutschen Fußballbundesliga
gehen zu jedem Spiel im Schnitt 45.000 Zuschauer, das sind pro Runde rund 400.000. Protestantische Kirchengemeinden gibt's in Deutschland
um die 15.000,
Bundesligaheimspiele pro Runde jedoch nur neun. Der Schnitt pro Sonntagsmessrunde
und pro Gemeinde liegt also bei knapp 60 Kirchengehern. Beim Fußball haben sogar
Matches in der Kreisliga C mehr als 60 Zuschauer. Fußballvereine gibt's 27.000, die
Summe der Fußballzuschauer ist also mit Sicherheit wesentlich höher als die evangelischen
und katholischen Messbesucher zusammen.
Aber das nur nebenbei.
Frau Käßmann meinte speziell, dass Feiertage den Menschen gut tun, weil diese
"Gelegenheit zum Innehalten" böten und dem "Leben Rhythmus"
gäben. Bevor es ein geregeltes Arbeitsrecht, speziell ein Urlaubsrecht gab, waren
die Menschen tatsächlich auf die Feiertage angewiesen, um hin und wieder bei den
Arbeitsmühen innehalten zu dürfen. Arbeitszeitliche Rechte wurden gegen den Widerstand
der christlichen Parteien erkämpft. Weil dort meinte man, mit dem Sonntag und
den kirchlichen Feiertagen hätten die Menschen eh schon Erholungszeiten und
jedwede Besserstellung für den armen Lazarus gefährde die Rechte des reichen
Prassers.
Aber diesen Bereich erwähnt Frau Käßmann nicht, sie jammert,
dass das biblische Gebot "Du sollst den Feiertag heiligen" heute vielfach
als Verbot missverstanden werde, die Leute würden lieber konsumieren. Außerdem
gebe es auch eine "geistliche Armut", etwa "wenn Kinder nicht
mehr wüssten, wie man betet". Was kein Schaden ist, besser die Kinder kennen
sich auf ihrem Laptop aus als in der Religion, davon haben sie sicherlich was
Nutzbares. Auch diese Homepage entsteht durch Arbeit am PC und nicht durch Beten.
Gefragt
wurde Käßmann auch nach den in Deutschland angedachten Extrafeiertagen für Muslime.
Da ist sie dagegen, weil "wir stammen aus einer christlich geprägten Kultur",
weiter heißt es, sie sehe keinen Anlass, sich vor der muslimischen Religiosität
zu fürchten. Ihr Ratschlag: "Macht doch die Kirchen voll, dann braucht
ihr keine Angst vor vollen Moscheen zu haben." Puh, wer soll die Kirchen
voll machen? Wie soll das gehen? Gibt's dann einen Bundesbefehl an die Bundesbürger:
"Macht sonntags die Kirchen voll!"?
Der letzte Absatz im
idea-Bericht lautet: Käßmann sprach sich ferner gegen eine Vermischung religiöser
Praktiken, etwa mit Buddhismus oder Esoterik, aus: "Jesus ist keine Gottheit,
die einem plötzlich auf dem Waldweg begegnet." Die Bibel bleibe der alleinige
Bezugspunkt für Christen. Als "Luther-Botschafterin" liege ihr daran,
den Menschen Mut zu machen, "in der Bibel zu lesen und nicht nur über die
Bibel zu reden".
Ja, liebe Frau Käßmann, Atheisten
sind da ganz unparteisch, sie sind gegen jeden Aberglauben. Bibelbezüglich ist
anzumerken, die Menschen machen
eh beides nimmer: sie lesen nicht in der Bibel und sie reden auch nicht drüber.
Wobei man als Atheist meinen könnte, dass das Lesen in der Bibel bisweilen
auch
nützlich wäre. Speziell für kritische Geister, die auch sonst gern selber
denken. Weil die würden dann vielleicht erkennen, wegen welch seltsamer Geschichtchen
sie Kirchensteuer zahlen.