Quelle: Giordano Bruno Stiftung am 9.6.2013
Die deutsche
Politik muss Präsident Mursi unter Druck setzen und Facebook die eigenen
Löschkriterien überdenken
Ägyptische Islamisten haben zur Ermordung von gbs-Beirat Hamed Abdel-Samad
("Der Untergang der islamischen Welt") aufgerufen. Zum Teil stammen die
Hetzkampagnen gegen den deutsch-ägyptischen Politologen und Islamkritiker, der
sich zurzeit in Kairo aufhält, aus dem direkten Umfeld des ägyptischen
Staatspräsidenten Mohammed Mursi.
Die Giordano-Bruno-Stiftung fordert daher die
Verantwortlichen der deutschen Politik, insbesondere Bundeskanzlerin Merkel und
Bundesaußenminister Westerwelle, auf, den ägyptischen Staatspräsidenten "mit
Nachdruck dazu zu bewegen, den Mordaufrufen in aller gebotenen Deutlichkeit
entgegenzutreten".
In den letzten Tagen haben mehrere Facebook- und Internetseiten von
Muslimbrüdern und Salafisten ein Bild von Hamed Abdel-Samad mit dem Aufruf
"Wanted Dead!" veröffentlicht. Am Abend des 7.6. rief zudem Assem Abdel-Maged,
einer der Köpfe der militant-islamistischen Bewegung "Dschamaa Islamiya" und
einst auch am Attentat auf Präsident Sadat beteiligt, im salafistischen
Fernsehsender "Al-Hafez" zur Ermordung des Islamkritikers auf. Seit Tagen schon
führen die Salafistensender Al-Nas und Al-Hafez eine regelrechte Hetzkampagne gegen Abdel-Samad durch. Sie werfen ihm vor, den Propheten Mohammed und den
Islam beleidigt zu haben. Grund für die Kampagne war ein Vortrag, den der
Islamkritiker am 4. Juni 2013 in Kairo über den religiösen Faschismus in
Ägypten gehalten hatte.
gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon erklärte, dass
Religionskritiker zwar immer wieder mit Morddrohungen konfrontiert würden, die
aktuellen Aufrufe gegen Hamed Abdel-Samad aber besonders besorgniserregend
seien. Er forderte die deutsche Politik, insbesondere Bundeskanzlerin Merkel und
Bundesaußenminister Westerwelle, auf, "Präsident Mursi mit Nachdruck dazu zu
bewegen, den Mordaufrufen, die zum Teil von seinem eigenen politischen Lager
verbreitet wurden, in aller gebotenen Deutlichkeit entgegenzutreten". Zugleich
äußerte Schmidt-Salomon sein "Befremden darüber, dass Facebook die Seiten, die
den Mordaufruf zustimmend verbreiten, etwa die 'Masrawy-Page' der
Muslimbrüder mit ihren mehr als eine Million Followern, trotz mehrfacher
Aufforderung nicht sperren will". Es könne, so Schmidt-Salomon, doch nicht sein,
"dass Websites gelöscht werden, bloß weil sie einen einzigen nackten Busen
zeigten, während eindeutige Mordaufrufe problemlos verbreitet werden dürfen."
Die Facebook-Leitung müsse ganz offensichtlich die eigenen Kriterien noch einmal
gründlich überdenken.
Hamed Abdel-Samad wurde 1972 in Gizeh (Ägypten) als Sohn eines Imams geboren
und gilt heute als einer der profiliertesten Islamexperten im deutschsprachigen
Raum. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er bekannt als Autor der Bücher "Mein
Abschied vom Himmel", "Der Untergang der islamischen Welt" und "Krieg oder
Frieden: Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens" sowie als einer
der beiden Protagonisten der TV-Serie "Entweder Broder -Die
Deutschland-Safari". Kurz vor seiner Abreise nach Kairo nahm Hamed Abdel-Samad
als Referent an der "Kritischen Islamkonferenz" teil (siehe hierzu auch sein Interview in der Wochenzeitung "Jungle World"). 2011 wurde er in den Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung
berufen.
Siehe dazu auch Spiegel-Interview mit Abdel-Samad:
Islamkritik: Offener Mordaufruf gegen Publizisten Abdel-Samad