In den Zeiten des ständig weltweit umherreisenden Papst Wojtyla kam die
Methode auf, dass überall, wo ein Papst auftrat, eine Million Zuschauer anwesend
zu sein hätten. Was schon in den Achtzigerjahren zum Witz führte, wenn Wojtyla
auf den Südpol flöge, würden ihn dort eine Million Pinguine begrüßen.
Aber
auch danach sind diese Zahlen Riesenzahlen geblieben. Zum Wojtylabegräbnis
in Rom behauptete man allen Ernstes, es wären Millionen Polen angereist, aber
niemand hat diese Völkerwanderung irgendwo wahrgenommen, weder zu Erden, noch
in der Luft.
Beim Weltjugendtag 2013 sah die katholische Kirche am
28.7.2013 gleich 3,7 Millionen Teilnehmer an der Papstmesse auf der Copacabana.
Die
ARD-Tagesschau wusste es am 3.8. etwas genauer: Die Copacabana hat eine
Fläche samt den umliegenden Straßen von etwa 500.000 Quadratmeter, somit
hätten auf einem Quadratmeter siebeneinhalb Menschen stehen müssen. Ein Ding
der Unmöglichkeit, so zusammenpressen können sich Menschenmassen nicht.
Auch seien die Menschen nur in der Nähe der Papsttribüne gedrängt gestanden,
je weiter weg, desto lockerer wären die Massen gewesen. Es werden daher um zwei
bis zweieinhalb Millionen Leute weniger gewesen sein. Denn bei Massenversammlung
geht man davon aus, dass maximal nur drei bis vier Personen pro Quadratmeter
stehen können, auf dem Petersplatz in Rom haben daher nicht mehr als um die
150.000 Menschen Platz, aber dort sind in den kirchlichen Meldungen auch schon
500.000 gestanden.
Ein historischer Vergleich: am 13. März 1938
versammelten sich am Linzer Hauptplatz laut den NS-Medien 50.000 Menschen, um
Hitler zuzujubeln. Der Linzer Hauptplatz ist gut 12.000 Quadratmeter groß, Quadratmeter
mal vier, das geht sich noch aus. Auch die 250.000 jubelnden Nazis am Wiener
Heldenplatz passten in etwa zur Platzgröße. Die damaligen NS-Propagandazahlen
waren also deutlich realistischer als die heutigen kirchlichen.
Nachdem
die 3,7 Millionen nun öffentlich in Frage gestellt worden waren, redet man sich
im Vatikan auf die Angaben lokaler Kirchenkreise aus. Aber gezählt haben die
dort auch nicht, sie haben einfach höchstmögliche Zahlen angegeben. Eine Million
Pinguine im Südpol, das war ein Witz, 3,7 Millionen katholische Jugendliche
auf der Copacabana ist auch einer. Man kann jedoch darauf wetten, dass die
katholische Kirche bei passenden Gelegenheiten weiterhin Gebrauch vom 3,7-Millionen-Propagandamärchen
machen wird.