Die barmherzige katholische Mutter

Damit beschäftigt sich Papst Franz gemäß einer Aussendung von domradio.de vom 18.9.2013. Unter anderem heißt es dort:

Die Kirche steht nach Worten von Papst Franziskus jedem offen und verurteilt niemanden. Sie verschließe "nie die Türen, auch wenn wir Fehler gemacht haben", sagte der Papst am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.
Die Kirche sei wie eine "barmherzige, verständnisvolle und stets hilfsbereite Mutter", die jedem die Barmherzigkeit Gottes anbiete und stets nur das Beste für ihre Kinder wolle, so Franziskus. Wie eine Mutter, die leide, weil ihr Kind im Gefängnis sitze, frage auch die Kirche nicht nach der Schuld des Betreffenden, sondern liebe ihn auch weiterhin. Sie habe keine Angst davor, auch in "die Nacht" zu treten, welche die Menschen oft umgebe.
Zugleich wandte sich Franziskus dagegen, die biblischen Zehn Gebote einseitig als reine Verbote und Einschränkungen menschlicher Freiheit auszulegen. Sie seien vielmehr eine "Frucht der Zärtlichkeit und der Liebe Gottes selbst", sagte er vor mehreren zehntausend Zuhörern. Die Zehn Gebote lüden dazu ein, sich nicht zum Sklaven materieller Güter zu machen, und forderten Respekt vor den Eltern und dem Nächsten. Der Papst ermunterte dazu, die Zehn Gebote nachzulesen und in einem positiven Licht zu sehen. Sie müssten betrachtet werden wie Weisungen einer Mutter für das richtige Leben. (..)

Da hat der Papst neue Offenbarungen erhalten, obwohl er neulich sagte, Privatoffenbarungen seien unzulässig (siehe kathpress). Jahrhundertelang hat die katholische Kirche Leute ins Gefängnis geschmissen oder auf den Scheiterhaufen gestellt, aber das werden vermutlich bloß ein paar Fehler gewesen sein, die man irgendwann gemacht hat und Gott, der HErr wird das seiner Kirche eh schon verziehen haben. Aber jetzt fragt die Kirche auch nimmer nach den Vorstrafen. Zum Beispiel hat man das speziell jahrzehntelang bei ertappten pädophilen Klerikern nicht gemacht.
Dass die Kirche in "die Nacht" treten könnte, ist eher eine überraschende Erkenntnis, weil bisher wurde von laizistischer Seite eher vermutet, hin und wieder könnten Kleriker aus ihrer religiösen Umnachtung ins Licht der Vernunft treten.

Speziell lustig ist die Beschreibung in Sachen zehn Gebote. Papst Franz deutet nur den Inhalt der Gebote vier bis zehn an, also Betreffe, die auch im Strafgesetzbuch stehen und die auch schon zurzeit als der Ötzi übers Gebirge zog, in menschlichen Gesellschaften positive Werte waren.

Ganz vergisst er aber auf die einleitenden Gebote.

Der § 1 lautet in der katholischen Version (die Juden und die Protestanten haben ganz oder etwas andere Paragraphen): "Du sollst an einen Gott glauben." Der Franz sagt nix dazu. Was soll er auch sagen. Weil denen, die weder an den katholischen, noch sonst an einen Gott glauben, kann er ja nix mehr tun. Da muss er sich in die verständnisvolle Barmherzigkeit flüchten, weil seit Foltermethoden als menschenrechtsfeindlich abgeschafft wurden, ist auch die ewige Verdammnis nimmer so richtig in Mode. Der Gebots-§1 ist daher kein verdammt scharfer Paragraph mehr, sondern bloß noch eine gütige Empfehlung.

Der § 2 lautet auf katholisch: "Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren." Erwähnt sei dazu, dass der ursprüngliche § 2 in den jüdischen Gesetzen gelautet hatte, "Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist (..)". Das liest sich so, als dürften orthodoxe Juden heutzutage nicht einmal fotografieren. Aber bei den Christen hat man diesen Punkt gleich aus dem göttlichen Vorschriftenkatalog gestrichen, weil sonst könnte man ja den Jesus nicht überall herumhängen lassen und es gäbe gar keine Debatten über Schulkreuze. Der verunehrte Namen Gottes erübrigt sich heute, weil die Leute beim Fluchen eh kaum noch "kruzifixnuamoi" oder ähnlich Christliches rufen, sie sagen lieber "fuck it".

§ 3: "Du sollst den Tag des Herrn heiligen." Nu, das ist auch inzwischen nur noch eine Weisung zum richtigen katholischen Leben, eine Weisung, die in unseren Breiten je nach Landschaft von 80 bis 99 Prozent der Kirchenmitglieder ignoriert wird. Was soll da der Papst drüber schimpfen? Es ist seinem vermuteten Publikum sowieso wurscht. Darum verschließt Papst Franz keine Türen mehr und wartet, ob doch noch wer vorbeikommt. Ist das nun lieb oder bloß hilflos?