Zehn Gebote im Gefängnis?

"Kein christliches Fernsehen hinter Gittern?" meldete am 2.10.2013 kath.net und berichtete über Bemühungen, in den Gefängnissen in Schleswig-Holstein, "Bibel-TV" ins dortige Kabelnetz einzuspeisen, was jedoch im zuständigen Landtagsausschuss mehrheitlich abgelehnt wurde.
Ein Häftling hatte sich an katholischen Gemeindehilfsbund gewandt und diesen ersucht, seine diesbezüglichen Bemühungen zu unterstützen. Der Landtagsausschuss befragte die Insassen dieser Anstalt, diese lehnten mehrheitlich die Einspeisung von "Bibel-TV" ab.
Der Gemeindehilfsbund beklagte sich nun darüber, kath.net:
"Der Gemeindehilfsbund fragt, ob es nicht im Interesse des Staates liegen müsse, Strafgefangene im Sinne christlicher Ethik zu unterweisen, um eine schnelle Reintegration zu fördern. Offenbar wüssten die Verantwortlichen nicht, dass sich die Kriminalitätsrate dort verringere, wo mehr Menschen die Zehn Gebote beachten(..)."

Dass sich die Kriminalitätsrate verringere, wo mehr Menschen die Zehn Gebote kennen, ist eine sehr skurrile Vermutung.
Es kann zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass im Gebiet der Ex-DDR viel weniger Menschen die 10 Gebote kennen als im Westen. Demnach müsste die Kriminalitätsrate im Osten viel höher liegen. Tut sie aber nicht. In den USA ist die Bekanntheit der 10 Gebote sehr hoch und die Kriminalitätsrate weitaus höher als in anderen hochentwickelten Staaten, weil dort das Sozialsystem so schlecht ist.

Aber das ist nur ein zweiter Grund, der Hauptgrund für Unterschiede bei den Kriminalitätsraten liegt in den Siedlungsgrößen. In den Dörfern gibt es weniger Straftaten als in Kleinstädten und in Kleinstädten weniger als in Großstädten. Aus einem ganz banalen Grund: In kleineren Gemeinschaften wird ein abweichendes Verhalten viel schneller auffällig als in anonymen Bereichen, wo die Leute in ihrem Umfeld viel weniger soziale Kontakte haben. Ob dort einer als Nachtwächter oder als Nachtschlosser*) arbeitet, fällt den anderen Leuten im Wohnblock eher nicht auf. Da aber gleichzeitig im dörflichen Bereich die Zahl der Kirchgänger doch noch wahrnehmbar höher liegt als in den Städten, wird ein Zusammenhang zwischen Religion und Kriminalität gebastelt, der so nicht besteht.
*) ironische Bezeichnung für Einbrecher

Aber die, welche tatsächlich meinen, Religion mache die Leute besser, die sollten sich mit Karlheinz Deschner - "Kriminalgeschichte des Christentums" befassen. Hier als Beispiel die Beschreibung von Band 3 auf der Homepage von Deschner:

Liest sich nicht danach, als ob die 10 Gebote die Kriminalität einschränkten ...