Auch die FPÖ für Sterbehilfeverbot

Dass ein Sterbehilfeverbot tatsächlich in die österreichische Verfassung kommen könnte (siehe Info Nr. 1704), wird immer wahrscheinlicher und bedrohlicher. In einer FPÖ-Presseaussendung vom 30.11.2013 heißt es dazu: "Der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer begrüßt die Pläne, das Verbot von Sterbehilfe in der Verfassung zu verankern und gleichzeitig den Anspruch auf palliativmedizinische Sterbebegleitung festzulegen. Hofer: 'Die sogenannte Sterbehilfe ist keine Errungenschaft einer humanistischen Gesellschaft sondern das glatte Gegenteil. Die Palliativmedizin ist weit entwickelt und es ist gut, wenn sie künftig einen höheren Stellenwert erhält'." Auch das Team Stronach hat sich dazu ähnlich geäußert.

Wenn die SPÖ tatsächlich so deppert ist und gemeinsam mit den katholischen Fanatikern in der ÖVP und der "Abendland-in-Christenhand"-Partei FPÖ mit Zweidrittelmehrheit ein Sterbehilfeverbot in die österreichische Verfassung schreibt, dann ist garantiert, dass für die meist von kirchlicher Seite betriebenen Palliativstationen der Betrieb bestens abgesichert ist, weil es dann auf Dauer eine unverletzliche Lebenspflicht für alle Österreicher gibt. In manchen europäischen Staaten gehört es inzwischen zu den Rechten der Menschen auf ein Weiterleben verzichten zu dürfen, wenn durch Krankheit oder Invalidität entstandene Existenzbedingungen kein lebenswertes Leben mehr ermöglichen. Ob man unter Umständen jahrelang im Wachkoma am Futterschlauch zu hängen habe, wird in vielen Ländern diskutiert und die Richtung der Diskussionen und Entscheidungen tendiert in Richtung der freien Entscheidung von Betroffenen.

Nicht in Österreich, da soll es verschärft werden, da soll eine verfassungsmäßig vorgeschriebene Lebenspflicht eingeführt werden, diktiert von katholischen Moralaposteln, die der Meinung sind, das Leben käme nicht Geschlechtsverkehr zustande, sondern durch göttliches Einhauchen von Seelen und das Leben dürfe nur vom christlichen Gott genommen werden. Diese Verpflichtung soll nicht als moralische Verpflichtung für gläubige Katholiken, sondern als staatliche Vorschrift für alle festgeschrieben werden.

Und dann müssen wir gegebenenfalls in katholischen Pflegeheimen wie Treibhauspflanzen dahinvegetieren, damit auf Kosten der Öffentlichkeit noch mehr Geschäft mit geheuchelter christlicher Nächstenliebe gemacht werden kann.

Wenn diese Verfassungsänderung wirklich durchgeführt wird, ist diese Bestimmung kaum mehr hinauszubekommen, weil ÖVP und FPÖ gemeinsam auch in der Zukunft zumindest ein Drittel der Mandate haben werden und damit eine Aufhebung der Bestimmung unmöglich bleibt. So eine Verfassungsänderung stünde außerdem auf demselben Niveau wie die aktuellen Versuche der Reaktion in Kroatien ein Homo-Partnerschaftsverbot in die Verfassung zu schreiben.

So ein Parlamentsbeschluss würde sich ausdrücklich gegen die mehrheitliche Meinung in der österreichischen Bevölkerung richten, denn nur 26 % waren bei einer Umfrage der Meinung, Sterbehilfe müssen verboten bleiben, 46 % waren der Ansicht, Sterbehilfe müsse möglich werden.

Jean Améry (1912-1978):
"Der Freitod ist ein Privileg des Humanen."