"Die vatikanischen Untersuchungen über den kirchlich nicht anerkannten
Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina sind abgeschlossenen.
Das hat Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Samstag bestätigt. Am Freitag
sei die internationale Untersuchungskommission unter Vorsitz des früheren römischen
Kardinalvikars Camillo Ruini zu ihrer letzten Sitzung zusammengetreten. Das
Ergebnis werde nun zur weiteren Bearbeitung der Glaubenskongregation zugeleitet.
Zu welchen Schlüssen die Kommission kam, teilte Lombardi vorerst nicht mit.
Die Überprüfung durch die Glaubenskongregation dürfte nach Einschätzung kirchlicher
Fachleute mehrere Monate dauern.
In Medjugorje soll es seit Juni 1981 zu
Marienerscheinungen gegenüber sechs Personen gekommen sein, die sich bis in
die Gegenwart wiederholten. Die bosnische Bischofskonferenz hatte 1991 Leitlinien
zu den Phänomenen veröffentlich und sich dabei sehr zurückhaltend geäußert.
Offizielle Wallfahrten nach Medjugorje sind bis heute untersagt.
Die vatikanische
Kommission hatte im März 2010 im Auftrag der Glaubenskongregation ihre Überprüfungen
über Medjugorje aufgenommen. Sie beschäftigt sich weniger mit den angeblichen
Marienerscheinungen - zumal diese noch weiter andauern sollen - als vielmehr
mit dem geistlichen Leben und der seelsorglichen Begleitung der zahlreichen
Pilger in Medjugorje.
Die Marienerscheinungen in Medjugorje sollen am 24.
Juni 1981 begonnen haben. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter
habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern
nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit
weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der "Gospa" (Herrin)
zu kirchlichen und sonstigen Themen."
Man hält sich also auch weiterhin vorsichtig bedeckt. Schließlich
wallfahren ja jedes Jahr hunderttausende Personen von der Kategorie der heiligen
Einfalt auch ohne vatikanische Wallfahrtserlaubnis dorthin und erfreuen sich
an den einfältigen Marienbotschaften, die zurzeit noch von drei der ursprünglich
sechs "SeherInnen" verkündet werden. Hier die zurzeit aktuelle Botschaft
vom 25. Dezember 2013: "Liebe Kinder! Ich bringe euch den König des Friedens,
damit Er euch Seinen Frieden gebe. Ihr, meine lieben Kinder, betet, betet, betet.
Die Frucht des Gebetes wird man in den Gesichtern der Menschen sehen, die sich
für Gott und sein Königreich entschieden haben. Ich, mit meinem Sohn Jesus,
segne euch alle mit dem Segen des Friedens. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt
seid!" So eine gottesmütterliche Botschaft erfordert weder vom Verfasser,
noch vom Leser irgendeine Art von geistiger Kraft, spiegelt also die wahre Wirklichkeit
von Medjugorje treffend wieder: "selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer
ist das Himmelreich", wie es im Originaltext
von Mt 5,3 heißt.
In der Vatikan-Meldung war allerdings ausdrücklich
von "den angeblichen Marienerscheinungen" die Rede.
Kath.net
wusste am 21.1. schon wieder mehr, dort berichtet man über einem Artikel
des Vatikan-Korrespondenten der Zeitung "La Stampa", Andrea Tornielli,
der Bericht könnte positiv ausfallen, "laut Tornielli hat sich die Kommission
jetzt auf die Anfangsphase von Medjugorje konzentriert und offensichtlich festgestellt,
dass keine Beweise für Betrug, Irreführung oder Missbrauch von volkstümlicher
Gutgläubigkeit vorliegen." Radio Vatikan hat das nicht gemeldet und dass
die Kommission wirklich so dumm wäre, einen Abschlussbericht zu liefern,
der zur Entscheidung führt, dass die Marienerscheinungen "echt" wären
und Medjugorje daher zum Wallfahrtsort zu erklären sein, wär eine Überraschung.
Der
Kernsatz des Vatikanberichtes laut ja auch: "Sie beschäftigt sich weniger
mit den angeblichen Marienerscheinungen - zumal diese noch weiter andauern sollen
-als vielmehr mit dem geistlichen Leben und der seelsorglichen Begleitung der
zahlreichen Pilger in Medjugorje". Das ist genau dieselbe Position, die
auch Kardinal Schönborn in einem Interview im Jänner 2010 einnahm: Medjugorje
sei für die katholische Religion und die katholische Kirche nützlich, die Pilgerströme,
das Gebetsleben, die konkreten Formen der Wallfahrten seien für die Kirche eine
ganz praktische Herausforderung.
Das stimmt unbestreitbar. Die besten
Geschäfte macht man ja schließlich immer noch mit der menschlichen Dummheit.
Und die vatikanische Kommission wird das auch so sehen. Außerdem hat sich Papst
Franz im November 2013 über die zahllosen Marien-Botschaften lustig gemacht,
er sagte: "Aber seht doch, die Madonna ist
eine Mutter, die uns alle liebt, und keine Oberpostbeamtin, die uns täglich
Botschaften schickt!"
Es wird somit zu erwarten sein, dass man
in der vatikanischen Entscheidung den Zug der Gläubigen nach Medjugorje begrüßt
und bejubelt und den Zirkus mit den Marienerscheinungen und den Marienbotschaften
möglichst ignoriert. Schließlich ist die Heuchelei die am besten gepflegte
katholische Tugend, da werden den Klerikern schon ein paar gut klingende Phrasen
einfallen, damit die Pilgerzüge erhalten bleiben, ohne dass die "Oberpostbeamtin"
ein vatikanisches Wunderdekret erhält.
Lustig auch der Schlussabsatz
im kath.net-Bericht: "Auch der jahrelange Konflikt zwischen dem Ortsbischof,
Ratko Peric, und den Franziskanern wurde im Bericht angesprochen. Dabei wurde
auch eine interessante Lösung angesprochen. So könnte die alte Diözese von Trebinja
wiederum neu errichtet werden. Medjugorje würde damit vom Territorium vom Bischof
von Mostar verschwinden und könnte von einem anderen Bistum verwaltet werden."
Die Bischöfe der Diözese Mostar haben den Medjugorje-Zirkus von Anfang an
abgelehnt und ihn als machtkämpferische Inszenierung des Franziskaner-Ordens
gesehen, siehe dazu "Der Gipfel
der Einfalt: Medjugorje". Vielleicht werden jetzt die verfeindeten
Fraktionen kirchenrechtlich getrennt und kein Diözesanbischof kritisiert die
Pilgerei mehr.
Die vorläufige oder endgültige Entscheidung der Glaubenskongregation
wird erst in einigen Monaten fallen. Sie wird unabhängig vom Ausgang vermutlich
für unsereinen einen gewissen Unterhaltungswert haben ...
PS: zum
kroatischen Nationalismus, der auch durch die von Franzisanern erfundenen Marienerscheiungen
in Medjugorje in der Zeit nach dem Tod Titos entsprechend ideologisch Unterstützung
erhielt, siehe auch den Artikel über Kardinal Stepinac,
dem kroatischen Kirchenoberhaupt in der Zeit der klerikalfaschistischen Diktatur
unter dem Hitlerverbündeten
Ante Pavelic. Damals traten nationalistische Franziskaner sogar als KZ-Leiter
und Serbenmörder in Erscheinung.