Katholikenbefragung in jeder Hinsicht ein Flop

Wie einem Bericht von religion.ORF vom 21.1.2014 zu entnehmen war, wurde nun die von Papst Franz geforderte Befragung der Katholiken in Sachen Sex, Ehe und Familie in Österreich abgeschlossen.

Wie hier schon auf Info Nr. 1766 berichtet worden war, fand diese Befragung kaum ein Interesse unter den Mitgliedern der katholischen Kirche. Vor knapp zwei Wochen hatte es geheißen, "mehr als 30.000" hätten sich beteiligt, im Abschlussbericht ist von 34.000 die Rede. Die größte Zahl der Antworten kam aus der Diözese Graz mit 14.000 Antworten. In der ersten Aussendung zur Umfrage war von 26.000 steirischen Rückmeldungen die Rede gewesen, aber darin waren auch die Antworten mitgezählt worden, die zum vereinfachten Grazer Fragebogen aus anderen Diözesen gekommen waren.

Die katholische Kirche hat aktuell nach eigenen Angaben 5.308.699 Mitglieder. Wenn man den Anteil der religiös noch nicht Selbstbestimmten Unter-14-jährigen wegrechnet, wären das von den etwa 4,6 Millionen nur etwas mehr als sieben Promille der Mitglieder. In der Steiermark, wo man sich intensiv bemüht hatte, den Fragebogen möglichst weit zu verbreiten und in besser verständlicher Form vorzulegen, lag die Beteiligung der Über-14-jährigen bei 1,8 Prozent. Man kann also zusammenfassen: wenn der katholische Papst die Katholiken um ihre Meinung fragt, dann ist das den katholischen Kirchenmitgliedern weitestgehend wurscht.

Die Befragung war aber nicht nur teilnahmemäßig ein völliger Flop, sondern auch inhaltlich.
Obwohl der harte Kern - Ordensgemeinschaften, Pfarrgemeinderäte, katholische Aktivisten - in diversen Bereichen angehalten worden war, teilzunehmen, ergab laut Artikelüberschrift bei religion.ORF das Resultat "Lehre und Leben driften auseinander".

Was weiters nicht überraschend ist. Die seltsamen katholischen Vorschriften wie kein Sex vor der Ehe, kein Zusammenleben ohne Trauschein, keine Verhütungsmittel, keine Ehescheidungen, Diskriminierung von Homosexuellen, Zölibat für Geistliche finden höchstens bei einem winzigen Häuflein katholischer Fundis ungeteilte Zustimmung.

Dass der Großteil der Nichtteilnehmer an der Umfrage wohl kaum Anhänger der mittelalterlichen katholischen Vorschriften sein wird, ist wohl klar. Dass die Strengkatholischen eher teilgenommen als sich absentiert haben werden, ist auch stark zu vermuten. Trotzdem erreichte die Ablehnung in Sachen Verhütungs- oder Scheidungverbot Werte jenseits der neunzig Prozent. In den Stellungnahmen der Diözesen heißt es allgemein, die Lehre der katholischen Kirche sei im Bereich Sexualität, Ehe und Familie abgehoben und realitätsfern, besonders wurde kritisiert, dass katholischerseits die Möglichkeit des Scheiterns von Beziehungen völlig ignoriert werde.

Besonders originell war übrigens, dass das niedrigste Umfrageergebnis in der Diözese St. Pölten auftrat, dort sind nur 156 Antworten eingelangt. Gerade diese Diözese wird vom österreichischen Familienbischof Klaus Küng geleitet
. Damit wird für die im Herbst geplante Bischofssynode zum Thema "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" die völlige personelle Inkompetenz von zuständigen angeblichen Fachleute ins Scheinwerferlicht gestellt: Fachmann Küng will zu seinem Fachthema von den Kirchenmitgliedern gar nichts wissen, weil er vermutlich schon alles weiß und das, was die Kirchenmitglieder meinen, sowieso falsch ist.

Womit er wohl gar nicht so falsch läge. Weil eine katholische Reform, welche die von den Befragten aufgezeigte Diskrepanzen beseitigte, bräuchte eigentlich eine neue göttliche Offenbarung, weil mit der biblischen Lehre ist das schwer kompatibel.

Die Befragung kann man also nochmals so zusammenfassen: die Befragung war sowohl von der Teilnehmerzahl, als auch inhaltlich für die katholische Kirche ein völliger Flop.

Auf der Info Nr. 1764 ist spaßeshalber ein katholisches Sündendowngrading vorgeschlagen worden, es sollte der Geschlechtsverkehr ohne katholischen Trauschein von einer "schweren" zu einer "lässlichen" Sünde zurückgestuft werden. Damit wäre dieses Problem kirchenrechtlich gelöst, ohne dass der Jesus direkt missachtet worden wäre.

Und der Schlusssatz sei auch wiederholt: Ist das nicht nett, dass sich ein Atheist so menschenfreundliche Gedanken über ein besseres religiöse Dasein für sündige Katholiken macht?