Der Umgang mit dem "Leib des Herrn"

In der katholischen Kirche herrscht die Lehre, Jesus habe an seine Jünger seinen Leib verfüttert und in der katholischen Messe müsse deshalb Backwerk (meist in Form einer Oblate, genannt "Hostie") als "Leib des Herrn" an Messbesucher verabreicht werden, die sich danach anstellen und ohne schwere Sünde sind (Leute mit schwerer Sünde müssen vorher beichten gehen, sonst gibt's keine Jesus-Hostie).

Biblisch stützt sich dies auf das letzte Abendmahl - Lk 22,19-20: "Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird." Ähnliches steht in Markus 14, 22-24.

Allerdings wird unter dem "Leib Christi" auch die Gemeinschaft der Gläubigen verstanden, diese wären dann sozusagen die Glieder am Leib Christi. Der berühmte Kirchenlehrer Augustinus hat das Brot vom letzten Abendmahl so interpretiert: "Wer ist dieses eine Brot? Die Vielen, die der eine Leib sind. Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!" Da essen sich sozusagen die Jesus-Jünger selber. Und noch eine schöne Stelle gibt es: "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Matthäus 18,20)".

Die Vorsitzende von "Wir sind Kirche", die Religionslehrerin in Ruhe Dr. Martha Heizer, hat den Matthäus-Spruch real genommen, sich mit anderen Gliedern vom Leib Christi zusammengesetzt und den Leib Christi als Speise in Form von Brotstückchen zu sich genommen. Dafür wurde sie nun exkommuniziert.


Brotbrechen wie in der Bibel

Die verschiedenen Christenfraktionen sehen das auch unterschiedlich. Obwohl bei Luther Jesus die "Wandlung", also die Umwandlung des Brotes und des Blutes in den "Leib Christi" abgelehnt wurde, ging man ursprünglich von einer "Realpräsenz" Christi aus, die heutigen Protestanten beziehen sich beim "Abendmahl" meist nur auf den Satz "Tut dies zu meinem Gedächtnis!", der Jesus steckt persönlich nicht im Brot. Darum gibt es bei ökumenischern Messen kein "Abendmahl".

In der katholischen Kirche haben sich die "Sieben Sakramente" erst im 13. Jahrhundert in der heutigen Form entwickelt, das Verspeisen des Leib des Herrn ist davon die Nummer drei. Der Messablauf wurde erst am Konzil von Trient (1545-1563) allgemein geregelt und blieb bis heute so, abgesehen davon, dass vom 2. Vatikanum in den 1960er-Jahren die lateinische Messe durch die landessprachliche ersetzt wurde. Der Spruch zur Wandlung des Brotes in den Leib Christi lautet auf Latein: "Hoc est enim corpus meum" (Denn dies ist mein Leib). Aus diesem Lateinsatz soll das Wort "Hokuspokus" (im österr. Wörterbuch steht bei diesem Wort: Zauberspruch, Gaukelei) stammen.

Und in der katholischen Kirche sind nur Männer mit Priesterweihe berechtigt, diesen Zauberspruch zu sprechen, wer das ohne diese Voraussetzungen macht, ist ein so schwerer Sünder, dass er mit der schwersten Kirchenstrafe belegt wird.

Heutzutage ist allerdings die durch die Jahrhunderte so beliebte Lebendfeuerbestattung am Scheiterhaufen nicht mehr die schärfste Kirchenstrafe, sondern die Exkommunikation: damit werden die Betroffenen zwar nicht aus der Kirche und vom Kirchensteuerzahlen ausgeschlossen, sondern nur aus der Kirchengemeinschaft, vom Empfang der Sakramente und den kirchlichen Ämtern.

Angemerkt kann dazu werden: auch alle katholischen Kirchenaustreter werden exkommuniziert, weil nach katholischer Meinung kann man aus der katholischen Kirche gar nicht austreten.
Das hatte übrigens in der seinerzeitigen DDR die SED ebenfalls jahrelang statutarisch so geregelt: Im Statut gab es lange Zeit keinen § für einen Parteiaustritt, wenn jemand die Absicht äußerte, aus der Partei austreten zu wollen, wurde er wegen parteifeindlichen Verhaltens ausgeschlossen.

Zusammenfassend: wenn sich in der katholischen Kirche Kirchenmitglieder treffen, um zum Gedächtnis Jesu gemeinsam ein symbolisches Mahl einzunehmen, weil dann der Jesus unter ihnen wäre, dann werden sie behandelt wie Parteifeinde. Und am nächsten Sonntag wird dann wieder über die Nächstenliebe, die Feindesliebe und die Barmherzigkeit gepredigt.

Wenn ich ein Katholik wäre wie die Familie Heizer und ihre Freunde, ich täte den Jesus zitieren: "Oh Ihr Heuchler und Pharisäer, Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen." (Mt. 23, 23)

Da ich aber glücklicherweise ein Atheist bin, tu ich das nicht. Aber wie immer bin ich als Atheist auf Seite derer, die verfolgt und unterdrückt werden und nicht bei den Herrschern, Ausbeutern und Unterdrückern. Das hab ich jetzt schön gesagt!