Rücktritt der Wir-sind-Kirche-Vorsitzenden gefordert

Überraschende Wendung in Sachen der am 21.5.2014 exkommunizierten neuen Vorsitzenden der Plattform "Wir sind Kirche", Dr. Martha Heizer! Siehe dazu Info Nr. 1933 und Nr. 1936!

Der Anfang April 2014 zurückgetretene (siehe Info Nr. 1880) bisherige Sprecher dieser Organisation, Hans Peter Hurka, hat sich am 24. 5. in der "Tiroler Tageszeitung" und am 26.5. gegenüber Kathpress kritisch zu den Privatmessen des Freundeskreises der Familie Heizer geäußert. Er meinte dazu, dass die Eucharistiefeiern ohne Priester durch das Ehepaar Heizer, aufgrund derer die Kirchenstrafe erteilt wurde, "keine Privatangelegenheit mehr" seien, damit würde "Wir sind Kirche" vereinnahmt. Er forderte Martha Heizer auf, sich auf der für Pfingstdienstag anberaumten Vorstandsitzung aus der Leitung von "Wir sind Kirche" zurückziehen, "andernfalls bedarf es einer Klärung bei einer Vollversammlung".

Dem Bericht dazu von religion.ORF vom 26.5. ist dabei folgende Kuriosität zu entnehmen: bereits 2011 waren diese Eucharistiefeiern durch einen Beitrag im ORF-Magazin "Report" der Öffentlichkeit bekannt geworden, die katholische Kirche reagierte drei Jahre lang darauf nicht, sondern nutzte ihr Wissen erst, als Frau Heizer von der Stellvertreterin Hurkas zur Wir-sind-Kirche-Vorsitzenden aufgestiegen war.

Somit ist wohl die Verschärfung des Konfliktes nicht von den Heizers ausgegangen, sondern von der Kirche.
2011 bis Mai 2014 war es kein "schweres Vergehen" private Eucharistiefeiern abzuhalten, mit dem Aufstieg der Frau Heizer in die Leitungsposition spielte man nun diese Trumpfkarte des Kirchenrechtes aus, die man drei Jahre lang im Ärmel bereitgehalten hatte. Es geht also nicht um ein "schweres Vergehen", das die Kirche zum Handeln zwingt, sondern um eine Attacke auf die Plattform "Wir sind Kirche".

Dass Hans Peter Hurka, der offenbar im April den Vorsitz wegen "Wir sind Kirche"-interner Frustrationen zurückgelegt hat, nun der Kirche gegen die Laienorganisation zu Hilfe eilt, ist zwar menschlich nachvollziehbar, aber unüberlegt.

Auf Kathpress heißt es: "Hurka zufolge ziele Heizers Strategie somit auf eine Polarisierung hin - auch wenn der 'punktuelle Dialog' mit Österreichs Bischöfen bisher kaum einen Erfolg für die Umsetzung der Forderungen nach Aufhebung des Zölibats oder der Weihe von Frauen gehabt habe. Demgegenüber erklärte Hurka in seiner Stellungnahme, dass in der Kirche Reformen nur in Kooperation mit möglichst vielen Menschen in der Kirche und mit der Kirchenleitung gelingen können. 'Wer demokratische Strukturen einfordert und den Dialog einmahnt darf nicht durch einseitige Akte Änderungen erzwingen, will er oder sie nicht die Glaubwürdigkeit verlieren (..) Eucharistie darf keinesfalls zum Kampfmittel oder Kampfplatz missbraucht werden. Sie ist von ihrem Stifter her ein Liebesmahl. Jede Polemik, Verzweckung oder Instrumentalisierung hat hier keinen Platz'."

"Wir sind Kirche" gibt es seit etwa zwanzig Jahren, erreicht wurde bisher so gut wie überhaupt nichts. Dass da manche Funktionäre eine etwas heftigere Gangart angehen könnten, wäre nicht überraschend. Allerdings hat - wie oben beschrieben - nicht Dr. Martha Heizer diese Gangart verschlimmert, sondern die Kirche hat ein seit drei Jahren bekanntes Geschehen verzweckt und instrumentalisiert!

Was nichts daran ändert, dass auch eine Verprotestantisierung der katholischen Kirche nicht helfen würde,
Abschaffung des Zölibats, Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, demokratische Wahl der Bischöfe usw. würde keineswegs die Bindung der Mitglieder an die Kirche erhöhen, sondern möglicherweise würde eine katholische Kirche, die so liberal wie die Protestanten agierte, noch mehr Verluste an praktizierenden Gläubigen und an Mitgliedern erleiden, was ja deutlich bei den beiden Kirchen in Deutschland zu sehen ist. Dort hat von 1990 bis 2011 die katholische Kirche 5,5 Millionen Mitglieder verloren, die evangelische aber acht Millionen. 1990 waren die Protestanten mit um 1,5 Millionen mehr Mitglieder die stärkere der beiden Kirchen gewesen, jetzt hat die katholische Kirche um eine Million mehr Mitglieder als das Konkurrenzunternehmen.

Der Tipp für "Wir sind Kirche" müsste es sein: Die katholische Kirche kann man nicht erziehen, wechselt die Religion, werdet evangelisch, weil dort gibt es alles, was gewünscht wird und es ist ja im Prinzip dieselbe Gottesillusion, die verehrt wird.

Von "Wir sind Kirche" oder von Frau Heizer liegt bisher keine Stellungnahme vor.