Der "Islamische Staat in Syrien und Sham" (ISIS) kontrolliert damit
gegenwärtig ein stattliches "Staatsgebiet", das sich in etwa
als ein vom östlichen Umland Aleppos, vom nordwestlichen Umland Bagdads
und von Mossul aufgespanntes Dreieck mit einer Schenkellänge von jeweils
mehr als 500 Kilometer beschreiben lässt, das von der Fläche her größer
als Österreich ist und in dem mehrere Millionen Einwohner leben.
Mossul
ist die größte Stadt im Norden Iraks und hat rund 1,8 Millionen Einwohner.
Es ist das erste Mal in der Geschichte Al Kaidas, dass es einer ihrer Gruppen
gelungen ist, eine Millionenstadt unter Kontrolle zu bringen. Die Eroberung
von Mossul durch ISIS ist ein einschneidendes weltpolitisches Ereignis mit vermutlich
weitreichenden und komplexen politischen Folgen, die gegenwärtig im Detail
nur schwer absehbar sind. Und, übrigens, während gegenwärtig
über die Eroberung von Mossul durch ISIS innerhalb und außerhalb
des Irak viel diskutiert wird, ist ISIS übrigens damit beschäftigt,
weitere Gebiete in den naheliegenden irakischen Provinzen Kirkuk und Saladin
zu erobern, zusätzlich zu den großen Teilen der Provinz Anbar, die
ISIS bereits seit längerem kontrolliert. In Mossul selbst hat ISIS unterdessen
offenbar das dortige türkische Konsulat – das ist so etwas wie die heimliche
Regierung von Mossul – unter Kontrolle gebracht, und den türkischen Konsul
sowie die Konsulatsmitarbeiter in ihre Gewalt gebracht.
Die Bevölkerung
von Mossul ist zu einem wesentlichen Teil Pro-Al-Kaida und Anti-Irakische-Armee.
Der gut mit der türkischen AKP zusammenarbeitende Gourverneur von Mossul,
dessen Bruder Parlamentssprecher in Bagdad ist, ist Anti-Maliki und hat dazu
beigetragen, die Bevölkerung von Mossul gegen Schiiten, Maliki und die
irakische Armee aufzuhetzen.
Den Soldaten der irakischen Armee war es
offenbar nicht wert, sich für die Sicherheit von Leuten massakrieren zu
lassen, von denen sie tagtäglich angefeindet werden. Nach der Übernahme
von Mossul durch Al Kaida hat der Gouverneur von Mossul wieder mal auf die Armee
geschimpft, gleichzeitig hat er die mit der Türkei und Israel befreundeten
kurdischen Barzani-Milizen sowie die USA um militärisches Eingreifen gebeten
und erklärt, er sei gegen die von der irakischen Armee gewünschte
und von Maliki beim Parlament beantragte Verhängung des Ausnahmezustandes
in Mossul, weil die Machtübernahme von Al Kaida nichts sei, was einen Ausnahmezustand
rechtfertige.
W.B. am 12.6.2014
ISIS: "Wir sind Soldaten des Islam und wir
haben unsere Verantwortlichkeit erkannt, den Rum des islamischen Kalifats wieder
herzustellen!"
PS: Der Spiegel meldet am 13.6.: Irans Regime will die irakische Regierung im Kampf gegen die Dschihadistengruppe
Isis unterstützen.
"Die Islamische Republik wird Gewalt und Terror nicht tolerieren, und wir werden
dagegen kämpfen", versprach Präsident Hassan Rohani dem irakischen
Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki in einem Telefongespräch. Bagdad habe die
uneingeschränkte Solidarität der Führung in Teheran. (..)