Mission accomplished: Die Mission sei erfüllt behauptete der debile
Dauergrinser George W. Bush im Mai 2003 und glaubte den Irak-Krieg beendet zu
haben. Nicht weniger ignorant redete sein Nachfolger Obama daher, als er
im Dezember 2011 anlässlich des offiziellen Abzugs der US-Truppen aus dem
Irak den "Moment des Erfolgs" bejubelte und erzählte, Amerika
würde einen "souveränen, stabilen und selbstständigen Irak"
hinterlassen. Zwischen der ersten und der zweiten Irak-ist-erledigt-Meldung
lagen dreizehn Jahre voller Blut und Grausamkeit und nur wenige Jahre, aber
Tausende Tote später, eilen sunnitische Kampfverbände in Richtung
Bagdad, um die verhasste, von den USA alimentierte Regierung zu stürzen.
Der Irak ist ein kaputter Staat: Neben dem täglichen Terror, dem
religiösen Kampf zwischen Schiiten und Sunniten, und den verschiedenen
Clans und ethnischen Gruppen, sind Folter und Unterdrückung für den
irakischen Alltag bestimmend. Nichts ist durch das militärische Eingreifen
der USA besser geworden. Immer noch stehen mehr als 15.000 amerikanische
Söldner privater Sicherheitsfirmen im Land, immer noch bestimmen die USA
wesentlich die irakische Politik.
Kennzeichnend für die Auswirkungen
von den USA und ihren Freunden dominierten Politik im Nahen Osten ist die Herkunft
der ISIS genannten Truppen, die aktuell versuchen den IRAK zu übernehmen:
Ihre Gründung und ihren Aufstieg verdanken sie dem Syrien-Krieg, jenem
"Bürgerkrieg" genannten Kampf um ein geschundenes Land in dem,
darin dem Irak ähnlich, mit ausländischem Geld und ausländischen
Waffen versucht wird, die geostrategische Lage zu ändern: Weg von einer
relativen Selbstständigkeit der Assad-Regierung und deren Nähe zum
Iran, hin zu einem von den Saudis, den Kataris und den USA beherrschten Gebilde.
Besondere Protektion genoss die ISIS lange durch das NATO-Mitglied Türkei:
Offene Grenzen für den Rückzug aus dem syrischen Kampfgebiet für
ISIS-Kämpfer, augenzwinkernde Unterstützung des Waffennachschubs und
der medizinischen Versorgung der Truppen galten dem größenwahnsinnigen
Erdogan als nützlich. Und dieser schwere Anfall osmanischen Großmachtstrebens
wurde mit den deutschen Patriot-Raketen an der türkisch-syrischen Grenze
noch unterstützt.
Von Afghanistan über den Irak, über
Libyen und Syrien: Die Antwort der USA auf Konflikte aller Art, gerade auch
die selbst gemachten, ist der Krieg. Der erzeugt neuen Krieg, den die USA dann
erneut mit Krieg bekämpfen. Und auch jetzt will Obama im Irak "nichts
ausschließen", Luftangriffe sind wahrscheinlich, Drohnen sicher.
Das mediale Bild der ISIS-Truppen ist barbarisch. Und vielleicht stimmt es sogar.
Aber sie haben neben ihrem religiösen Fanatismus auch historische Kenntnisse
und Empfindungen, die ihrem westlichen Widerpart völlig abgehen: Auf ein
Schild nahe der syrisch-irakischen Grenze schrieben die ISIS-Kämpfer "Die
Sykes-Pycot-Grenze zerschlagen!" Das ist jene Grenze, mit der die Kolonialmächte
Großbritannien und Frankreich im Mai 1916 das von den Osmanen annektierte
arabische Land unter sich aufteilten: Jordanien und Irak an die Briten, Syrien
und Libanon an die Franzosen. Was im Ergebnis jener brutalen Herrschaftsausübung
an Blut und Tränen geflossen ist, hat letztlich jene barbarischen Handlungen
erzeugt, die heute gern Terrorismus genannt werden.
Sykes-Pycot-Grenze?
Die kennt der deutsche Redakteur nicht, will sie nicht kennen. Wohl deshalb
fällt ihm nicht im Traum ein, den Beginn des Irak-Krieges - durch Lügen
und Betrügen als notwendig kaschiert - als den Auslöser für den
heutigen Krieg zu benennen. Statt dessen kommen die "Experten" der
Medien zu Wort: "BILD erklärt die gefährlichste Terror-Gruppe
der Welt" und meint damit keineswegs die Militärindustrie der USA.
Im FOCUS findet ein Experte: "Isis-Führer ist noch brutaler als Terror-Fürst
Osama bin Laden". Im HANDELSBLATT darf sich der CDU-Außenexperte
Roderich Kiesewetter melden und durch den neuen Irak-Terror eine "massive
sicherheitspolitische Bedrohung" für den Nahen und Mittleren Osten
erkennen, um eine Rolle Deutschlands in dem Konflikt nicht auszuschließen.
Auf RTL meint der Terrorismus-Experte Michael Ortmann: "Die brutalen ISIS-Kämpfer
sind bei Dschihadisten sehr beliebt." Der arabische Raum sucht offenkundig
den Superterroristen. Und die Blindenanstalt ARD lässt Falko Walde von
der verstorben geglaubten FDP-Friedrich-Naumann-Stiftung ein Sportkommentar
sprechen: "Kurdische und schiitische Milizen im Irak sind gut aufgestellt."
Terror goes Boulevard.
War da nicht bis jüngst noch ein Krieg?
Richtig, der in der Ukraine. "Wie kann die Erde brennen? Sie brannte
etwa 40 Minuten”, sagt ein Anwohner aus einem Vorort von Slawjansk in die Kamera.
Natürlich nicht in eine deutsche Kamera. Denn seit dem 7. Juni, als die
Tagesschau einen vom "guten Oligarchen" Poroschenko angekündigten
Waffenstillstand im ostukrainischen Bürgerkriegsgebiet verkündete,
gab es den ukrainischen Krieg offiziell nicht mehr. Obwohl von den Regierungstruppen
Phosphorbomben abgeworfen werden, obwohl Tausende auf der Flucht sind, obwohl
erneut amerikanische Söldner im Kriegsgebiet gesichtet wurden. Inoffiziell
beteiligt sich die deutsche Regierung aktiv am ukrainischen Kampf: Durch die
Hintertür ist ein Wirtschaftsembargo gegen Russland eingeführt worden.
Das Wirtschaftsministerium lässt Exportgenehmigungen nach Russland monatelang
liegen, klagt der deutschen Maschinenbauverband (VDMA). Angeblich nur bei Gütern,
die unter den Begriff "Dual use" fallen, Waren, die sowohl zivilem
als auch militärischem Gebrauch dienen können. Wenn man weiß,
dass Gas-Energie sowohl im Automobil- wie im Panzerbau Verwendung finden kann,
dann kann man sich die Bandbreite der Export-Sanktionen ebenso ausmalen wie
die mögliche Antwort der Russen.
Die erbärmlich dumme deutsche
Regierung und die ihr angeschlossenen Medien ketten sich seit Jahr und Tag an
die Interessen der USA. Weder die Zahl der kaputten Staaten im Ergebnis
von US-Interventionen lässt die deutschen US-Freunde an den FREUNDEN zweifeln,
noch bringt sie zur Besinnung, dass der Anti-Terrorkampf bisher nur mehr Terror
erzeugt. Längst hat man auch für die Ukraine die Lesart vom Anti-Terror-Kampf
gegen die Separatisten übernommen. Aber die Gaucks, Merkels, Steinmeiers
und van der Leyens glauben an der Seite der USA das große Spiel gewinnen
zu können. Und warten auf die nächste Mission-accomplished-Meldung.
Nicht beachtend, dass sie damit den eigenen Staat verzocken.