Liebe Schwestern, liebe Brüder in der Gemeinschaft des Glaubens!
Am Fest der Apostel Petrus und Paulus, am 29. Juni dieses Jahres, werde ich
mit der Weihe unseres Offizials, Herrn Stephan Burger, zum Erzbischof meine
bischöfliche Verantwortung in jüngere Hände übergeben. Elf
Jahre ist es her, dass ich selbst am 20. Juli 2003 durch meinen Vorgänger
im Amt, Erzbischof Dr. Oskar Saier, die Bischofsweihe empfing. Viele Erinnerungen
an Begegnungen, Gottesdienste, Gespräche und Beratungen aus den zurückliegenden
Jahren werden in diesen Tagen in mir lebendig.
Atheistische Anmerkung:
Dass Priester bis 70 und Bischöfe bis 75 im Amte bleiben müssen,
spiegelt nicht nur die Zölibatsfolgen wieder, sondern auch die katholische
Kirchenstruktur: ein Verband, der von alten Männern geführt wird,
die längst keine Beziehung mehr zur Wirklichkeit haben.
Was mir
bei all diesen Gelegenheiten und für meinen bischöflichen Dienst insgesamt
stets das zentrale Anliegen war, kommt am Fronleichnamsfest (..) sprechend zum
Ausdruck: Mit Jesus Christus hinausgehen zu den Menschen unserer Tage! Nicht
der Rückzug in die Sakristei, nicht der Rückzug zu einer kleinen Herde,
sondern eine missionarische und mutige Kirche, die einladend die Botschaft des
Evangeliums lebt und bezeugt! Denn ‚In fidei communione‘ – in der Gemeinschaft
des Glaubens - sind wir aufgerufen, zusammen Zeugnis abzulegen für das
Evangelium und miteinander unseren Mitmenschen die Schönheit des Evangeliums
zu erschließen.
Atheistische Anmerkung: Das "Hinausgehen
zu den Menschen" ist schon seit Jahren die beliebteste Phrase der Kirchenoberen.
Aber es gibt keine Spur davon, dass man das auch tatsächlich machen könnte.
Wer soll es auch tun? Die hauptamtlichen Kleriker sind durch den Zölibat
zu einer aussterbenden Gattung geworden, in den Kirchen sitzen sonntags fast
nur kleine Gruppen von Pensionisten: Wie will man da mutig missionieren? Solche
Tätigkeiten müsste die katholische Kirche wohl outsourcen, also an
Werbefirmen delegieren.
Wir haben gemeinsam in den vergangenen Jahren
ein beachtliches Stück Wegstrecke in die Zukunft der Kirche von Freiburg
zurücklegen dürfen. Dabei gab es auch die eine und andere beschwerliche
Etappe, die uns aber durchaus stärker miteinander verbunden hat. Gemeinsam
haben wir eine ganze Reihe von Ereignissen feiern dürfen, die uns im Glauben
gestärkt haben. Ich denke an den Besuch Papst Benedikts XVI. in Freiburg;
an den Katholikentag in Mannheim; die großen Ministrantenwallfahrten nach
Rom und ebenso an unsere Diözesantage, auf denen wir unsere Gemeinschaft
im Glauben erlebt und unseren Glauben bezeugt haben. Wir konnten erfahren, das
Licht des Glaubens leuchtet und strahlt aus; es wärmt und erhellt unsere
Welt. Zusammen mit diesen großen Feiern des Glaubens ist es entscheidend,
im Alltag unser Christsein zu leben.
Atheistische Anmerkung: Natürlich
gibt es noch einen Restbestand an aktiven praktizierenden Katholiken, schließlich
hat die katholische Kirche in Deutschland nach eigenen Angaben um die 24 Millionen
Mitglieder. Dass dann ein paar Tausend wallfahren oder sich eine größere
Zahl auf Katholikentagen trifft, ist keine Kunst. Das jedoch als "beachtliche
Wegstrecke in die Zukunft" sehen zu wollen, ist seltsam. Dass der Großteil
der katholischen Kirchenmitglieder den katholischen Gott sozusagen einen guten
Mann sein lässt, sich mit der Religion im Alltag kaum noch abgibt und die
schrulligen Vorschriften der katholischen Kirchenlehre sowieso ignoriert, das
strahlt und leuchtet nicht und leuchtet dem Zollitsch auch nicht ein.
Die
Gemeinschaft des Glaubens will sich im täglichen Miteinander bewähren.
Da braucht es das aufmerksame Zugehen aufeinander und das Einstehen füreinander.
Stets war es mir deshalb wichtig, möglichst Viele mit zu nehmen und den
Blick füreinander zu öffnen. Diesem aufmerksamen Hören aufeinander
und dem gemeinsamen Hören auf Gott will unser geistlicher Dialogprozess
dienen. Bereits bei der Erarbeitung der Pastoralen Leitlinien haben wir ausgesprochen
gute Erfahrungen damit gemacht. Mehr als achtzig Prozent aller Pfarreien haben
sich damals in den Konsultationsprozess aktiv eingebracht.
Atheistische
Anmerkung: Wieviele Prozente der Kirchenmitglieder betrifft das? Das tägliche
Miteinander und das Aufeinandererzugehen braucht zuerst einmal eine Masse von
Leuten, die sich dafür interessieren. Und die gibt es nicht.
Auch
die Beratungen auf unseren Diözesanversammlungen in Freiburg und kürzlich
in Karlsruhe zielten darauf hin, gemeinsam den rechten Weg in die Zukunft zu
finden, der uns "Christus und den Menschen nah" sein lässt. Die
Veränderungen in Kirche und Gesellschaft fordern uns zu einem mutigen missionarischen
Aufbruch auf und verlangen von uns eine stärkere Kooperation und Vernetzung
der Gemeinden in unseren Seelsorgeeinheiten. Neben den Chancen, die dies für
unsere Pastoral bedeutet, müssen auch die Schwierigkeiten, vor denen wir
stehen, gemeistert werden. Ich lade Sie ein, den Weg weiterhin mitzugehen. Ich
bin überzeugt: Die Gemeindeteams werden gerade für einen missionarischen
Aufbruch unserer Kirche eine große Rolle spielen.
Atheistische
Anmerkung: Bloß weil Altbischof Zollitsch davon überzeugt sein
möchte, dass Gemeindeteams eine große Rolle in einem missionarischen
Aufbruch spielen werden, wird das nicht passieren. Seit Jahrzehnten redet die
katholische Kirche in Europa von einer Neuevangelisierung. Bisher hat man diesbezüglich
keinen einzigen großflächigen Versuch auf die Beine stellen können.
Aber morgen oder nächstes Jahr wird das ganz anders sein?
Ihnen
allen, liebe Schwestern, liebe Brüder, die Sie mich in den vergangenen
elf Jahren in meinem bischöflichen Dienst durch Ihr Gebet begleitet und
durch Ihr Engagement unterstützt haben, sage ich ein herzliches Vergelt‘s
Gott. Ich bin dankbar für die zurückliegenden Jahre, auch wenn manche
Sorge mich bedrückte. Dazu gehört vor allem die Sorge um die beständig
zurückgehende Zahl an Gottesdienstbesuchern und Priestern sowie der Schmerz
um Menschen, die - aus ganz unterschiedlichen Gründen - unserer Kirche
enttäuscht den Rücken kehren.
Atheistische Anmerkung:
Er sieht es ja selber, statt des herbeigeflehten Aufbruchs ist man auf einer
Abbruchebene, weniger Priester, noch weniger Gläubige, dafür mehr
Kirchenaustritte. Das sind die wirklichen Verhältnisse und Tendenzen in
der katholischen Kirche.
Umso mehr gilt es, uns bewusst zu machen,
was uns das Fronleichnamsfest so eindrucksvoll erschließt: all unser Mühen
gilt nicht dem Selbsterhalt der Kirche, sondern der Verkündigung der Botschaft
des Evangeliums, der Freundschaft mit Jesus Christus. Seine Liebe zu den Menschen
zu bringen, - dazu ermutigt uns nicht zuletzt Papst Franziskus - ist unser Auftrag.
Ich bitte Sie, auch künftig an diesem Sendungsauftrag Jesu mitzuwirken
und gemeinsam mit meinem Nachfolger Erzbischof Stephan den Glauben zu bezeugen.
Unterstützen Sie ihn in seinem verantwortungsvollen Dienst und begleiten
Sie sein Wirken im Gebet. In dankbarer Verbundenheit und mit herzlichen Segensgrüßen
Ihr Erzbischof Dr. Robert Zollitsch.
Atheistische Anmerkung: Was
kann man dazu als Altbischof im Ruhestand tun? Die Phrasen wiederholen, die
man seit Jahren drischt. In Freundschaft mit Jesus die Botschaft des Evangeliums
zu verkünden, wird mangels entsprechendem Verkündigungspersonals flächendeckend
nirgendwo durchführbar sein und wenn der neue und mit 52 Jahren noch recht
junge Bischof Stephan Burger 2037 auf Rente geht, wird er in seinem Abschiedsbrief
noch mehr Grund zum Jammern haben und wohl dieselben Phrasen über eine
missionierende Kirche dreschen, welche die frohe katholische Botschaft an ein
Publikum verkünden sollte, das daran kein Interesse mehr hat. Amen.