Einen 300 kg schweren Mühlstein deponiert die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt am 28. Dezember 2014 am Stephansplatz. Der 28.12 ist der "Tag der unschuldigen Kinder" – Gedenktag der ermordeten Kinder von Bethlehem nach Herodes´ Geheiß. Mit der Hinterlegung des Mühlsteins vor dem Stephansdom erinnert die Plattform an die Vertuschung und Verleugnung sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt an unschuldigen Kindern durch Kirchenrepräsentanten. Der nunmehr vor dem Stephansplatz angekommene Mühlstein ist bereits weitgereist: Zuerst war er – im kleineren Format – im oberösterreichischen Hohenzell. Dort wurde er von Aktivisten als Gegengewicht neben einer Ehrentafel für den verstorbenen Kardinal Hans Hermann Groër angebracht. Die Ehrentafel, die vom fundamentalistischen Hohenzeller Pfarrer Bauer errichtet worden war, hatte bei Opfern sexueller kirchlicher Gewalt für Empörung gesorgt. Ihr Protest bei Pfarrer Bauer und dann beim zuständigen Linzer Bischof war jedoch ungehört verhallt, weswegen ein 150 kg Mühlstein neben der Ehrentafel deponiert wurde, in Anspielung auf ein Bibelzitat aus dem Lukasevangelium an ("Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt.", Lukas 17,1-2)
Nun hat der Mühlstein sein Gewicht verdoppelt und ist vor dem Stephansdom im Herzen Wiens angelangt. Der Umfang des Steins symbolisiert das Ausmaß der Schuld, dass die Kirche mit der langjährigen Vertuschung ihrer Gewalt- und Missbrauchsverbrechen auf sich geladen hat: Opfer werden mundtot gemacht oder mit Almosen abgespeist, Täter beharrlich abgeschirmt: Sie entgehen so einer Verurteilung durch ordentliche Gerichte wie der Fall Groër illustriert: 1995 wurden dessen pädophile Verbrechen öffentlich gemacht, angeklagt wurde er nie. “Bis heute wird der verstorbene Vorgänger Kardinal Schönborns von seinen Anhängern idealisiert und angebetet – mit Duldung der Kirche. Auch der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll verweigert trotz mehrmaliger Aufforderung bis heute die Aberkennung von Groërs Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um Niederösterreich. Und das obwohl Groërs Straftaten an überwiegend niederösterreichischen Kindern hinreichend dokumentiert sind” begründet Sepp Rothwangl, Obmann der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt die Aktion.
Mit dem großen Mühlstein verleiht die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt ihren Forderungen nach der Errichtung eines offiziellen Mahnmals für die Kirchenopfer das gebührende Gewicht: Denn die Kirche hat durch Einschüchterung und Demoralisierung sowie aufgrund ihrer politischen Machtstellung tausende Betroffene daran gehindert, ihre Peiniger innerhalb der Verjährungsfrist vor Gericht zu bringen. Die Kardinal Schönborn unterstellte Klasnic Kommission hat durch die Verschleierung von Fakten und die Geheimhaltung von Daten verhindert, dass das ganze Ausmaß der Groërschen Verbrechen ans Tageslicht kam.
1. Errichtung eines Mahnmals gegen die kirchlichen Missbrauchsverbrechen genau vor dem Stephansdom.
2.
Beweissicherung und Unterstützung der Betroffenen im Fall Groër.
Die Klasnic-Kommission verhindert die Vernetzung der Betroffenen und
hält Beweismittel zurück, indem sie diese nicht an die
Staatsanwaltschaft, sondern an die Bischofskonferenz übermittelte.
3.
Einrichtung einer kirchenunabhängigen Kommission zur Aufarbeitung der kirchlichen Verbrechen.
Die Klasnic-Kommission wurde von Groër-Nachfolger Kardinal Schönborn
eingesetzt und vertritt Kircheninteressen, nicht die Interessen der
Betroffenen.
4. Posthume Aberkennung von Groërs Ehrenbürgerschaft sowie
seines Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land
Niederösterreich.