Linz: Solidarität mit Charlie?

Siehe ganz unten Nachtrag vom 26.1.

Am 24.1.2015 fand in Linz am Nachmittag eine Demonstration statt:

 
in diesem Aufruf sind die Proportionen wohl ziemlich verschoben: man lese was als Gegengewicht zu drei konkreten islamischen Kriegs- und Terrorplätzen angeführt wird. Wäre es da nicht angebracht gewesen, die Islamverbände hätten einmal ganz alleine vor der eigenen Tür gekehrt?

Aufgerufen hatten dazu u.a. die Islamische Religionsgemeinde Linz,  die Katholische Aktion, Land der Menschen, Pax Christi, die Volkshilfe, EUISA (European Union of Independent Students & Academics - eine muslimische Organisation), migrare, ALIF (die oö. Gruppierung der türkisch-nationalistischen Milli Görüs), ATIB (Avusturya Türkiye İslam Birliği -türkischer Muslim-Verband) und das oö Antifa-Netzwerk.

Hier einige Screenshots aus dem Bericht in OÖ-Heute vom 24.1.:



dieses Plakat schaut deutlich danach aus, dass der Feind in der Charlie Hebdo Redaktion saß...

hier sind auch einige Politiker zu sehen



Je Suis Charlie Plakat war kein einziges zu sehen, "je suis Solidarite" kann jede x-beliebige Solidarität sein. Z.B. mit Muslims, die sich von Charlie-Hebdo-Karikaturen beleidigt sehen


"wir sind gegen Diskriminierung" wird sich kaum darauf beziehen können, dass Charlie-Redakteure mittels Schnellfeuergewehren lebensmäßig diskriminiert wurden...



Das Gesamtbild der Demo zeigte keinen Muslimmassen. 2001 gab's in Linz um die 13.000 Muslimen, das dürften wenn man den Bundesschnitt nimmt, heute 18.000 sein, aber immerhin: 100 oder 150 der 1000 Demo-Teilnehmer werden vielleicht Muslime gewesen sein.

Hier nun der Tonmitschnitt des OÖ-Heute-Berichtes:

(zum Abspielen der mp3 wird Quick-Time-Plug-In o.ä. benötigt, wenn ein solcher Plugin nicht installiert ist, dann ist hier oberhalb statt einer Abspielvorrichtung nur eine leere Zeile zu sehen - beim Browser "Google Chrome" kann der Ton automatisch starten)

Gestartet ist der Bericht mit der kühnen Behauptung, die Islamische Glaubensgemeinschaft repräsentiere 95 % der Muslime in Oberösterreich. Es werden in OÖ die Einwohner mit islamischen Migratíonshintergrund auf etwa 85.000 geschätzt (offizielle Zahlen gibt es seit 2001 keine mehr) und die IGGiÖ hat in ganz Österreich um die 130.000 registrierte Mitglieder. Also wird die IGGiÖ in OÖ vielleicht um die 20.000 registrierte Mitglieder haben. Für die Thema hätte man jedoch durchaus wahrnehmbarere Massen mobilisieren können. Aber das wären dann vielleicht eher Karikaturenkritiker gewesen.

Das Thema war auch so nicht "Solidarität mit Charlie Hebdo". Weil religionskritische Karikaturen sind auch bei der Katholischen Aktion nicht so sehr beliebt und sich für die freie Meinungsäußerung und die Errungenschaften der europäischen Aufklärung einzusetzen, dazu waren die Veranstalter ja wohl doch nicht berufen. Weil freie Meinungsäußerung ist ja eigentlich ein Instrument der Diskriminierung - schließlich ist zum Beispiel Islamkritik eine Form der "Islamophobie" und gemäß eines Beschlusses der Außenministerkonferenz der Organisation für Islamische Zusammenarbeit im Mai 2007 in Islamabad ist "Islamophobie die absichtliche Diffamierung des Islam und Diskriminierung und Intoleranz gegenüber Muslimen" und das ist die "schlimmste Form des Terrorismus".
Aber davon auch nur zu reden, diskriminiert bestimmt den Islam...


Die Linzer Demonstranten waren nicht Charlie Hebdo. Denn Charlie Hebdo war islamkritisch - und das ist eine lebensgefährliche Sünde.


Sie waren Charlie Hebdo, sie fanden in Linz keine Erwähnung


Nachtrag vom 26.1.2015:

Am 26.1. berichteten die OÖNachrichten über die obige Demo. Da waren dann z.B. Schilder zu sehen mit der Aufschrift: "Der Friede sei mit uns and I love my prophet". Die Überschrift des Artikels lautete "Wir lassen nicht zu, dass man einen Keil in unsere Gesellschaft treibt". Weil der Friede sei ja mit allen, die ihren Propheten lieben. Und die Lüge, der Koran sage, "wer einen Menschen umbringt, bringt die ganze Menschheit um", wurde auch wiederholt, das scheint zur neuen islamischen Hauptparole zu werden, um die einfältigen Ungläubigen an der Nase herumzuführen. Noch funktioniert es, weil Journalisten offenbar zu faul oder zu naiv sind, solchen Behauptungen auf den Grund zu gehen. Bei Muslims ist es keine Sünde*), Ungläubige anzulügen, aber Ungläubige, die sich anlügen lassen, handeln nicht sündenfrei, sondern unüberlegt und dumm. Amen.

*) Abu Hamid al-Ghazali ( 1058-1111, islamischer Theologe): "Wisset, dass Lügen an sich keine Sünde ist, aber wenn es euch schadet, könnte es böse Folgen haben.
Dennoch dürft ihr lügen, wenn euch das vor Bösem bewahrt oder wenn es zu Wohlstand führt."
Oder: Ibn Taymiya (1263-1328, islamischer Philosoph): "Gläubige in einer geschwächten Phase in einem nichtmuslimischen Land sollten vergeben und Geduld mit den Völkern des Buches haben, wenn sie Allah und seinen Propheten auf irgendeine Weise beleidigen. Gläubige sollten die Völker des Buches belügen, um ihr Leben und ihre Religion zu schützen"