Imame und Integration

Die Imame sind im Islam das, was in einer christlichen Pfarrgemeinde der Pfarrer ist. Am 30.1.2015 berichteten der ORF und andere Medien über eine Studie, die von Ednan Aslan, Evrim Ersan-Akkilic und Jonas Kolb unter dem Titel "Imame und Integration" veröffentlicht wurde.

In Österreich gibt es rund 270 Moscheevereine. Da der Islam ja keine einheitlich organisierte Religion ist wie wir es von der katholischen Kirche kennen, sind diese Moscheevereine als sozusagen muslimische Pfarrgemeinden verschieden geartet, sie können den diversen Islamfraktionen angehören und müssen keineswegs etwas mit der "Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich" (IGGiÖ) zu tun haben. Die in diesen 270 Vereinen tätigen rund 300 Imame stammen in der Regel aus dem Ausland und werden meist auch von dort finanziert. Besonders die Türkei und auch Saudi Arabien sind diesbezüglich engagiert. Nicht untersucht wurden Moscheegemeinden, die keinem religiösen oder nationalen Dachverband angehören.

Der Studie beruht auf einer dreijährigen Forschungstätigkeit der drei Autoren. Herangezogen wurden 43 in ganz Österreich verteilte Moscheenvereine unterschiedlicher Art mit türkischem, arabischem, bosnischem oder pakistanischem Hintergrund. Die jeweiligen Imame wurden nach einem Leitfaden befragt und die Ergebnisse der Interviews führten zu einer Einteilung in vier Kategorien:
1. Imam mit islah-Mission: das sind besonders religiöse Imame, die bestrebt sind, den Gläubigen in ihrem Moscheeverein den islamischen Glauben fundiert beizubringen und sie auf den nach ihren Vorstellungen richtigen Weg zu bringen. Diese Imame müssten selber nicht radikal und extrem sein, die Art der Glaubensverkündigung könnte laut Mitautor Kolb aber doch einen Nährboden für Radikalisierungen abgeben.
2. Imam als Hüter der religiösen Identität und Tradition: Ihm geht es um den Gläubigen seine Gemeinde als Hort der Identität zu präsentieren, ist für die Bewahrung der religiösen Traditionen und deren Weitergabe in den Familien und Gemeinschaften. Man könnte als Österreicher vermuten: der ist so wie ein katholischer Pfarrer vor hundert Jahren, ein vormodernistischer Bewahrer. Diese Imame vertreten auch auf die Herkunftsländer bezogene patriotische und nationale Positionen, sind also für die Integration kaum ein großer Gewinn.
3. Imam als Brückenbauer: er kümmert sich speziell auch darum, seine Gläubigen im Alltag zu unterstützen, ihnen also Orientierung in der gesellschaftlichen Struktur und Verwaltung zu geben, er trägt auch aktiv zur Integration bei. Diese Imame haben öfters Probleme in den Moscheevereinen, wenn sich deren Vorstände und Gemeindemitglieder gegen Initiativen zur Integration wehren. Meistens stammen die Brückenbauer aus dem Balkanraum. Was unsereinen nicht wundert, liegen doch auch die Migranten aus dem Balkanraum integrationsmäßig meist besser als türkische oder arabische.
4. Imam mit begrenztem Handlungsraum: Dieser hat in seiner Gemeinde nicht viel Einfluss, er hilft also der Integration nicht und schadet auch nicht.

Die Moscheevereine sollten zwar auch als öffentliches Sprachrohr fungieren, was aber eher nicht funktioniert: denn die Imame haben oft selber Integrationsprobleme, sie sprechen nicht deutsch, die österreichische Gesellschaft ist ihnen fremd. Da die ausländischen Imame jeweils nur Aufenthaltsbewilligungen für ein Jahr bekommen und dann neu ansuchen müssen, sind sie auch oft gar nicht motiviert, sich mit dem österreichischen Umfeld wahrnehmend und teilhabend auseinanderzusetzen.

Wozu man abschließend anmerken kann: die Vorgabe im neuen Islamgesetz, dass Imame nicht aus dem Ausland kommen, sondern die Landessprache beherrschen und in Österreich ausgebildet sein sollen, macht also offensichtlich sehr viel Sinn.

Und zur Untersuchung sollte man natürlich auch anmerken, dass sich geeichte Hassprediger bei der Befragung doch wohl kaum als solche deklariert haben werden. Wieviele solche Undercoverfeinde der Ungläubigen und der Integration sich in den Gruppen eins und zwei verbergen, konnte die Untersuchung natürlich auch nicht ermitteln.