In Österreich gibt es rund 270 Moscheevereine. Da der Islam ja
keine einheitlich organisierte Religion ist wie wir es von der katholischen
Kirche kennen, sind diese Moscheevereine als sozusagen muslimische Pfarrgemeinden
verschieden geartet, sie können den diversen Islamfraktionen angehören
und müssen keineswegs etwas mit der "Islamischen Glaubensgemeinschaft
in Österreich" (IGGiÖ) zu tun haben. Die in diesen 270 Vereinen
tätigen rund 300 Imame stammen in der Regel aus dem Ausland und werden
meist auch von dort finanziert. Besonders die Türkei und auch Saudi Arabien
sind diesbezüglich engagiert. Nicht untersucht wurden Moscheegemeinden,
die keinem religiösen oder nationalen Dachverband angehören.
Der
Studie beruht auf einer dreijährigen Forschungstätigkeit der drei
Autoren. Herangezogen wurden 43 in ganz Österreich verteilte Moscheenvereine
unterschiedlicher Art mit türkischem, arabischem, bosnischem oder pakistanischem
Hintergrund. Die jeweiligen Imame wurden nach einem Leitfaden befragt und
die Ergebnisse der Interviews führten zu einer Einteilung in vier Kategorien:
1.
Imam mit islah-Mission: das sind besonders religiöse Imame, die
bestrebt sind, den Gläubigen in ihrem Moscheeverein den islamischen Glauben
fundiert beizubringen und sie auf den nach ihren Vorstellungen richtigen Weg
zu bringen. Diese Imame müssten selber nicht radikal und extrem sein, die
Art der Glaubensverkündigung könnte laut Mitautor Kolb aber doch einen
Nährboden für Radikalisierungen abgeben.
2. Imam als Hüter
der religiösen Identität und Tradition: Ihm geht es um den Gläubigen
seine Gemeinde als Hort der Identität zu präsentieren, ist für
die Bewahrung der religiösen Traditionen und deren Weitergabe in den Familien
und Gemeinschaften. Man könnte als Österreicher vermuten: der ist
so wie ein katholischer Pfarrer vor hundert Jahren, ein vormodernistischer Bewahrer.
Diese Imame vertreten auch auf die Herkunftsländer bezogene patriotische
und nationale Positionen, sind also für die Integration kaum ein großer
Gewinn.
3. Imam als Brückenbauer: er kümmert sich speziell
auch darum, seine Gläubigen im Alltag zu unterstützen, ihnen also
Orientierung in der gesellschaftlichen Struktur und Verwaltung zu geben, er
trägt auch aktiv zur Integration bei. Diese Imame haben öfters Probleme
in den Moscheevereinen, wenn sich deren Vorstände und Gemeindemitglieder
gegen Initiativen zur Integration wehren. Meistens stammen die Brückenbauer
aus dem Balkanraum. Was unsereinen nicht wundert, liegen doch auch die Migranten
aus dem Balkanraum integrationsmäßig meist besser als türkische
oder arabische.
4. Imam mit begrenztem Handlungsraum: Dieser hat in
seiner Gemeinde nicht viel Einfluss, er hilft also der Integration nicht und
schadet auch nicht.
Die Moscheevereine sollten zwar auch als öffentliches
Sprachrohr fungieren, was aber eher nicht funktioniert: denn
die Imame haben oft selber Integrationsprobleme, sie sprechen nicht deutsch,
die österreichische Gesellschaft ist ihnen fremd. Da die ausländischen
Imame jeweils nur Aufenthaltsbewilligungen für ein Jahr bekommen und dann
neu ansuchen müssen, sind sie auch oft gar nicht motiviert, sich mit dem
österreichischen Umfeld wahrnehmend und teilhabend auseinanderzusetzen.
Wozu
man abschließend anmerken kann: die Vorgabe im neuen Islamgesetz, dass
Imame nicht aus dem Ausland kommen, sondern die Landessprache beherrschen und
in Österreich ausgebildet sein sollen, macht also offensichtlich sehr viel
Sinn.
Und zur Untersuchung sollte man natürlich auch anmerken, dass
sich geeichte Hassprediger bei der Befragung doch wohl kaum als solche deklariert
haben werden. Wieviele solche Undercoverfeinde der Ungläubigen und
der Integration sich in den Gruppen eins und zwei verbergen, konnte die Untersuchung
natürlich auch nicht ermitteln.