Es braust ein Ruf wie Donnerhall durch die Medien: Der Westen sollte
doch - zumindest wenn die nächsten Verhandlungen scheitern - endlich Waffen
für die Ukraine liefern. Experten sind zu hören, die laut darüber
nachdenken, welche Waffen in welchen Mengen denn zu liefern wären. Auch
was man sich das kosten lassen soll und kann wird erörtert. Doch redet
keiner über die ukrainische Armee. Dass schon im Irak-Krieg - brav an der
Seite der siegreichen USA - 1.650 ukrainische Soldaten bei der militärischen
Missionierung der Irakis geholfen haben, will niemand erinnern. Auch der Eisatz
der "95. luftbeweglichen ukrainischen Brigade" im Kosovo spielt in
der aktuellen Kriegsdiskussion keine Rolle. Jemand könnte auf die Idee
kommen, dass die Kiewer Regierung eigentlich über erfahrene Truppen verfügt.
Auch
an militärischem Gerät mangelt es der ukrainischen Armee nicht:
Jede Menge Kampfpanzer - darunter der T-84, eine eigene ukrainische Weiterentwicklung
des sowjetischen T-80 - stehen zur Verfügung. Das Mehrfachraketenwerfersystem
BM-21 ist einsatzfähig, mit den Selbstfahrlafetten 2S3 und 2S5 Giazint
stehen prima Panzerhaubitzen zur Verfügung, deren Geschossspuren an den
Häusern in der Ost-Ukraine und den dort ermordeten Zivilisten gut zu erkennen
sind. Die im Zusammenhang mit dem Flug MH 17 der Malaysia-Airlines berüchtigten
9K40 BUK-M2 Boden-Luft-Raketen sind in ausreichender Zahl vorhanden und die
ukrainische Luftwaffe verfügt sogar mit der Tu-160 über das größte
Kampfflugzeug der Welt. Außer den internationalen Waffenschiebern würde
keiner sagen müssen, der Kiewer Armee mangele es an Waffen. Also geht es
all denen, die nach mehr Waffen für die Ukraine rufen entweder darum, die
Russen zu provozieren, oder darum mit den Waffen auch Instrukteure, also Truppen
in die Ukraine zu senden oder um beides.
Eine weitere tödliche Lücke
im Kampf gegen die Russen stellen deutsche Medien gern im "Kampf um die
Deutungshoheit" fest. Angela Merkel ging so gar so weit: "Wir müssen
uns damit auseinandersetzen, mit Missinformationen, Infiltrierung und Verunsicherung."
Und wer jetzt gedacht, sie könnte die unsägliche Einheitsfront
deutscher Medien in der Ukraine-Kriegsberichterstattung meinen, der irrt. Gemeint
waren zum einen russische Medien in Deutschland. Wer dann aber den einzig relevanten
deutschsprachigen TV-Sender mit russischen Wurzeln - RT Deutsch - im "Quotenmeter"
der gleichnamigen Website sucht, der wird den Sender nicht einmal gelistet finden.
Dass seine Nahe-Null-Quote wesentlichen Einfluss auf die deutsche Öffentlichkeit
haben sollte, ist eine Behauptung aus dem Reich der Propaganda.
Zum anderen
aber, so klärt uns die FAZ auf, ist "Eine ganze Armada Blogger
und Websites damit beschäftigt, Moskaus Sicht der Dinge in die Welt zu
tragen."
Das zielt auf den Feind im Inneren. Auf jene Rest-Vernunft
im Netz, die sich einem Krieg in Europa entgegenstemmt. Es wird der Eindruck
erweckt, dass Sites wie die "NACHDENKSEITEN",
"german-foreign-policy"
oder die RATIONALGALERIE
aus Putins Portokasse finanziert werden. Nachts empfangen sie wahrscheinlich
Anweisungen über russische Kuriere, tags erhalten sie jede Menge Wodka
gratis. Dass Medienkonsumenten die gleichförmige deutsche Mehrheitsmeinungslandschaft
einfach satt haben, dass sie nach Alternativen suchen und sie auch finden, das
versteht der deutsche Durchschnittsredakteur einfach nicht. Und so denkt
er denn offenkundig auch, die Umfragen in denen deutsche Medienkonsumenten dem
Mainstream beharrlich das Misstrauen aussprechen seien von GAZPROM hergestellt
worden.
Für das Waffen-in-die-Ukraine-Szenario fehlt bisher der
Ruf nach atomarer Gleichstellung der Ukraine. Denn tatsächlich verfügt
Russland über A-Waffen und die Ukraine nicht. Und wenn Senator McCain diese
Sicherheitslücke nicht bald öffentlich beklagt, dann werden sich sicher
die Schreibtisch-Generale Josef Joffe von der ZEIT oder Stefan Kornelius, bei
der SÜDDEUTSCHEN beamtet, mit der Forderung nach atomarer Aufrüstung
der Ukraine melden. Dann allerdings sollte jeder der kann das Weite suchen:
Der radioaktive Fallout einer Atombombe kann sich über einige tausend Quadratkilometer
große Gebiete verteilen.