Keine Probleme mit der Neuen Messe?
Vatikan. Dem Papst sei die
nachkonziliare Liturgiereform sehr wichtig. Das sagte Kardinal Walter Kasper
vor „Radio Vatikan“. Franziskus habe erst kürzlich vor dem römischen
Klerus betont, dass die landessprachliche Messe die normale Liturgieform sei.
Laut Kasper wollten die Menschen die Neue Messe. Nur wenige suchten den überlieferten
Ritus.
Die Wirklichkeit ist anders
Deutschland. Gestern stellte
ein Facebook-User die offiziellen Zahlen der deutschen Bischofskonferenz zum
Messbesuch in Deutschland grafisch dar. Bis zur Liturgiereform blieb die Teilnahme
an der lateinischen Messe auf knapp 12 Millionen konstant. Seit der Einführung
der deutschen Liturgie befindet sich der Messbesuch im freien Fall.
Und
man illustriert diese Entwicklung mit dem Facebook-Bild:
Der
Beginn des Dahinschmelzens der Zahl der Messbesucher lag also laut Abbildung
zwischen 1965 und 1970. Da war ja doch noch irgendwas anderes, nicht nur
die neue Liturgie? Hat es damals nicht diese 1968er-Zeit gegeben, wo auch in
katholischen Gegenden die seinerzeit von der katholischen Kirche so sehr verteufelte
"Moderne" zur Selbstverständlichkeit werden begann?
Aber die
obige Graphik schaut überdies ganz anders aus, wenn man auch die Zahlen
der Katholiken mit einrechnet und die Messbesucher in Mitgliederprozenten angibt:
Die
Kurve nach unten wird bei den Messbesuchern dadurch deutlich flacher, bei
den Kirchenmitgliedern ersetzte der Rückgang den Anstieg erst in den 1990er-Jahren
(in der Nachkriegszeit hatte man noch einen deutlichen Geburtenüberschuss
und 1990 erbte man einige hunderttausend DDR-Katholiken). Der Prozentsatz der
Messteilnehmer fällt allerdings schon in den 1950er-Jahren und verstärkt
sich dann in der neuen 1968er-Aufbruchszeit und in den 1970er-Jahren. Die von
der katholischen Kirche selbst gezählte Zahl der Messbesucher ist allerdings
objektiv nicht nachprüfbar, weniger Messbesucher wurden es auf alle Fälle.
Dass
die 2007 von Papst Ratzinger wieder zugelassene alte lateinische Messe auf geringes
Interesse stößt, wird niemandem überraschen. In einem Internettext
war die folgende Stellungnahme zur alten Messe zu finden, in einem FAZ-Artikel
hatte ein auf der Fundsite namentlich nicht genannter Autor den Priester als
das Entscheidende beschrieben und die Form der Messe als nebensächlich:
"Hinter
dem Rücken des Priesters aber hing zu den alten Zeiten genauso oft eine
grausam gelangweilte, unergriffene, unberührte, vom Formelkram nur umspülte
Gemeinde herum - wie vor dem Antlitz des Priesters heute eine gelangweilte,
unergriffene, unberührte, vom Beliebigkeitskram umspülte Gemeinde.
Es liegt nicht an der Vorder- oder Hinterrückskonstellation, in der ein
Priester agiert. Auch nicht an der Sprache, in der er spricht. Latein garantiert
so wenig Würde und Weihe, wie das Deutsche Würde und Weihe ausschließt."
Ja,
es ist eben so: Liturgiereform vertrieb die Messbesucher nicht, die christliche
Lehre vertreibt heutzutage die Leute, nicht die Messform oder die Sprache.
Die katholische Kirche hat seinerzeit schon gewusst, warum sie bis weit ins
20. Jahrhundert den "Modernismus" der heutigen Zeit so derartig scharf
abgelehnt hat. Man wusste, die modernde Zeit braucht eine im Altertum entstandene
und im Mittelalter hochblühende Religion immer weniger. Und dagegen
kann man gar nichts mehr machen...