Politiker verhindern liberalen Islam europäischer Prägung

Amer Albayati, Islam- und Terrorexperte,
Gastkommentar in der Zeitschrift "Freidenker" Nr. 1/2015

Das Herumbasteln ahnungsloser Politiker und Behörden, mit Islam und Muslimen in Österreich und Europa, wird verstärkt zu Extremismus und Jihadismus führen. Das ist gefährlich genug für uns alle, egal welcher Religion, Herkunft oder Weltanschauung.

Die vorbehaltlose Hilfe Verantwortlicher, für radikale Islamisten und ihre dubiosen Organisationen, führt immer wieder zu Gewalt und Terror. Das Kalkül, auf diese Weise nach Wählerstimmen zu jagen, ist grundsätzlich schädlich.

Radikale Islamisten nutzen Freiheit, Demokratie und Angebote der Integration als Freiraum für ihre Zwecke. Sie sind durch das offizielle Iftarmahl im Fastenmonat Ramadan salonfähig geworden und sind als islamische Religionslehrer oder Inspektoren wirtschaftlich abgesichert; während sie nach außen behaupten, sie arbeiten ehrenamtlich aus religiösen Gründen. Mit diesen Vorwänden genießen sie persönliche Privilegien und können ihre Dogmen unbehelligt verbreiten.

Österreich weist im Verhältnis schon mehr Moscheen und Gebetsräume auf, als in islamischen Ländern üblich, diese Parallelgesellschaft ist nicht mehr zu übersehen. Die betreibenden Kulturvereine bieten Imbisskantinen, Teestuben, Kebab-Häusern, Lebensmittelgeschäften, Friseuren und Händlern aller Art Platz. Alles davon ist steuerfrei, ohne Kontrolle durch die Finanz. Dazu werden vor allem während der Freitags- und der Feiertagsgebete Geldsummen in Millionenhöhe gesammelt. Vieles fließt in die Kassen der politisch organisierten Islamisten und ihrer politischen Organisation, wie der türkischen Behörde ATIB, der türkischen Milli Görüs, der Muslimbruderschaft, der Hamas, der türkischen Grauen Wölfe, Hizb ut Tharir, der Muslimischen Jugend.

Diese orientalischen Verhältnisse müssen beendet werden, die Kulturvereine und ihre Geschäfte sind zu aufzulösen, als Vereine dürften sie außerdem keine Moscheen betreiben.

Alle diese Vereine vertreten nicht die religiösen Interessen der in Österreich lebenden Muslime, viele von ihnen stehen dem Dschihadismus und Terrorismus nahe.

Das neue Islamgesetz muss die Entscheidung des Verfassungsgerichts vom 1. Dezember 2010 (B1214/09) berücksichtigen, welche den Alleinvertretungsanspruch der "Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich" für alle Muslime aufhob. Die IGGiÖ, welche nur Vereine als Mitglieder aufnimmt, darf von der Politik daher nicht mehr als alleinige Vertretung von Muslimen begünstigt werden.

Der vom neuen Gesetz beabsichtigte Zweck, ausländische Einflussnahmen zu verhindern, wurde auf Wunsch der IGGiÖ umgangen, weil diese ausländische Einflussnahme auf die und über die Vereine erfolgt. Darauf hat das Islamgesetz aber keinen Zugriff. Die zahlreichen Vereine werden deshalb weiter von ausländischen Predigern geleitet und aus dem Ausland über Stiftungen finanziert.

Der wichtige Religionsunterricht wurde im Gesetz nicht berücksichtigt. Stattdessen wurden bezahlte Imame als "Geistliche" und "Seelsorger" eingeführt, obwohl die Religion des Islam solche Funktionen nicht kennt. Die große Mehrheit der Muslime lehnt angestellte und bezahlte Islam-Seelsorger ab.

Unvereinbar mit religiösen Vorgaben ist eine Bewilligung der Nutzung der islamischen Friedhöfe durch Kultusgemeinden. Diese Friedhöfe sind kommunal, einzelne Organisationen dürfen nicht das Recht erhalten, Muslime an der Nutzung eines Friedhofes als letzte Ruhestätte zu hindern, wie schon öfters vorgekommen.

Wenn die Muslime nicht den Islam selbst reformieren, können wir die Moderne nicht erreichen und die Geschichte der islamischen Stagnation bleibt unverändert.

Die ILMÖ seit ihrer Gründung am 2.2.2000 ist für Zivilcourage und Toleranz mit alle anders Glaubenden und Denkende gegen islamischen Radikalismus, Antisemitismus, Gewalt und Terror in Österreich und Europa eingetreten.

Deshalb brauchen wir endlich einen liberalen europäischen Islam bevor zu spät wird.

Amer Albayati - Präsident, Initiative Liberaler Muslime Österreich – ILMÖ