"Geh nicht über die Straße", sagt die Frau in der ost-ukrainischen
Stadt, "die schießen wieder." – "Aber ich will nur Milch
holen", sagt der kleine Junge. Ein Dialog des alltäglichen Schreckens
in einer ukrainischen Gegend, in der man damals, als alles begann, nichts anderes
wollte als seine eigene Sprache sprechen: Russisch. Längst sprechen auch
wieder die schweren Waffen. Und die Handpuppe des Westens, der Milliardär
und Staatspräsident der Rumpf-Ukraine Petro Poroschenko, lässt pünktlich
zum G7-Treffen und unbeirrt vom Minsker Abkommen, die verbotenen schweren Waffen
an die Front verlegen. Denn die Ukraine ist pleite. Und für nichts macht
der Westen so gern Geld locker wie für einen Krieg, der die Menschen in
der Ost-Ukraine umbringt, aber Putin meint.
Zur Zeit liegen die Schulden
der Ukraine bei mehr als 80 Milliarden Dollar. Mit einer Rückzahlung rechnet
niemand. Woher auch? Die ukrainische Industrie hat mit Russland ihren Hauptkunden
verloren, der industrielle Osten des Landes ist vom Krieg gelähmt, investiert
wird nur in den Krieg. Vor allem die privaten Gläubiger gieren nach einem
staatlichen Rettungsschirm, der natürlich nicht vom armseligen ukrainischen
Staat aufgespannt werden kann. Da hat man eher den IWF im Auge, der ein Hilfsprogramm
von 40 Milliarden für die Ukraine auflegen soll. Damit käme der IWF
einer Forderung des Spekulanten George Soros entgegen. Auch die US-Investmentfirma
Franklin Templeton, die etwa 9 Milliarden Dollar in der Ukraine zu verlieren
hat, drängt auf die staatliche Hilfe des Westens.
Was soll die Ukraine
schon wert sein, wenn sie sich nicht gegen den russischen Konkurrenten der USA
einsetzen lässt. Nichts. Also arbeiten die Rüstungsbetriebe in drei
Schichten. Also wird der Rüstungsetat weiter erhöht. Also wird das
Minsker Abkommen gern gebrochen. Und weil es im Land neben der militärischen
Opposition auch noch immer einen zivilen Widerstand gegen die Junta in Kiew
gibt, sendet Poroschenko den ehemaligen georgischen Präsidenten nach Odessa.
Dorthin, wo der Massenmord im Gewerkschaftshaus unvergessen ist. Dort, wo viele
Bürger russisch sprechen. Zu viele wie man in Kiew findet. Deshalb soll
Micheil Saakaschwili in Odessa Ordnung schaffen. Den mag man in Washington.
Der war schon damals kreditwürdig, als man Georgien in einen Krieg mit
Russland hetzte.
Und während in der Ukraine der Krieg weiter das
Land frisst, zelebrieren die Charakter-Masken der G7 ihren Ball im Schloss Elmau:
"Eine Teilnahme Russlands ist zurzeit nicht vorstellbar", spitzte
Frau Merkel den Mund. Parallel rüstet Boguslaw Pacek im amerikanisch dominierten
Polen an einer 100.000-Mann-Armee. Eine Armee aus Zivilisten gegen Russland.
Pacek ist Berater im polnischen Verteidigungsministerium. Außerdem berät
er die Nato in Fragen der Ausbildung ukrainischer Soldaten. Und die deutschen
Berater von der ARD hatten rechtzeitig 'gefälschte' russische Satellitenfotos
gefunden und entlarvt. Die aber waren vom Kronzeugen einer angeblich echten
Nachricht, der Recherche-Gruppe Bellingcat gefälscht worden.*) Macht nichts,
die nächste Fälschung wartet an der nächsten Ecke. Das deutsche
Fernsehen weiß um die Nöte der Führung in Kiew: Kein Krieg,
keine Kredite, da will man wenigstens den Propagandakrieg für Poroshenko
gewinnen.
"Oma, wann gibt es wieder Milch?" - "Wenn der
Krieg vorbei ist, Junge."
*) Anmerkung: die auch in Österreich
sogleich als Tatsachenmeldung verbreitete Geschichte von russischen Fotofälschungen
zum Flugzeugabschuss am 17. Juli 2014 über der Ostukraine wird u.a. im
auch "Spiegel"
infrage gestellt, u.a. heißt es dort: "Bellingcat beruft sich auf das Analysewerkzeug FotoForensic.com, eine Webseite im Internet.
Der Gründer Neal Krawetz hat sich auf Twitter von den Bellingcat-Schlussfolgerungen distanziert. Er sagt, es sei ein gutes Beispiel, 'wie man eine Analyse nicht machen sollte'. Bellingcat betreibt Kaffeesatzleserei."