Radio Vatikan: Wer ein Jünger Jesu sein will, der sollte nicht
der Täuschung erliegen, "dass das Heil von den Reichtümern kommt".
Das sagte Papst Franziskus in seiner Frühmesse an diesem Donnerstag in
der vatikanischen Casa Santa Marta. Jesus rufe seine Jünger auf einen "Weg",
nicht etwa zu einem "Spaziergang": Wer zuhause bleibe und nicht rausgehe,
der sei also "kein wahrer Jünger Jesu", denn ihm fehle "das
Missionarische".
Atheistische Anmerkung:
Wenn für einen "Jünger Jesu" so ein Maßstab angelegt
wird, dann wird die Zahl der wahren Jesus-Jünger wohl nicht sehr hoch sein!
Ich habe in meinem ganzen Leben eine einzige Jüngerin Jesu getroffen, die
wirklich Tag für Tag hinausgegangen ist und als wahre Jüngerin den
wahren Glauben verkündet hat. Die von dieser Verkündigung Betroffenen
haben dann oft die Gendarmerie angerufen und der Amtsarzt hat dieser Jesus-Jüngerin
wieder einen längeren Aufenthalt in der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart
in Linz verschrieben (so hieß damals die heutige Landesnervenklinik Wagner-Jauregg), der Glaube dieser Frau war jedoch so stark, dass die Behandlungen
nutzlos blieben.
Radio Vatikan: "Der Weg des Jüngers
Jesu besteht darin, immer (über das Bisherige) hinauszugehen, um die Frohe
Botschaft zu bringen. Aber es gibt noch einen zweiten Weg für diesen Jünger:
den inneren Weg, den Weg, den man im eigenen Innern zurücklegt, den Weg
des Jüngers, der den Herrn täglich sucht, im Gebet, im Meditieren.
Auch diesen Weg muss der Jünger zurücklegen - denn wenn man nicht
ständig Gott sucht, dann wird das Evangelium, das er anderen bringt, schwach,
verwässert, kraftlos sein."
Atheistische
Anmerkung: Innere-Weg-Sucher erkennt man als Außenstehender
leider kaum. Wieviele der gut fünf Millionen katholischen Kirchenmitglieder
in Österreich werden diesen gottsuchenden Weg zurücklegen? Zehntausend?
Fünfundzwanzigtausend? Fünfzigtausend? Hunderttausende sind es bestimmt
nicht!
Radio Vatikan: "Weg" war das erste Schlüsselwort
in der Predigt von Franziskus. Das zweite war: "Dienen". Ein Jünger,
der nicht anderen diene, sei kein Christ. Das zeige sich an den zwei "Säulen",
auf denen das Christentum ruhe, nämlich an den Seligpreisungen Jesu und
"an dem Protokoll, nach dem wir gerichtet werden, in Matthäus 25".
"Wenn ein Jünger nicht geht, um zu dienen, dann dient er nicht zum
Gehen! Wenn sein Leben nicht dem Dienen gehört, dann dient es nicht zum
Leben als Christ. Hier lauert die Versuchung des Egoismus: ‚Ja doch, ich bin
Christ, ich bin im Frieden mit mir selbst, ich beichte und gehe zur Messe und
erfülle die Gebote.’ Ja, und der Dienst? Anderen dienen: wie Jesus dem
Kranken, dem Gefangenen, dem Hungernden, dem Nackten dienen! Das, was Jesus
gesagt hat, müssen wir tun, denn dort ist er! Christus dienen in den anderen."
Atheistische
Anmerkung: Was Papst Franz hier beschreibt, klingt wie stark überzogener
Mutterinstinkt, wie ihn manche Kinderlose entwickeln können. Dabei hat
es für das Problem der Nackten & Hungerenden usw. ja schon vor längerer
Zeit eine Lösung gegeben: die unchristliche Arbeiterbewegung hat - speziell
auch gegen die christlichen Kirchen - den Sozialstaat durchgesetzt, die
Gemeinschaft muss sich um die Mühseligen und Beladenen kümmern, sie
macht das mit den Sozialversicherungen und diversen anderen Sozialhilfeeinrichtungen.
Sich selbst erniedrigend im Staube kriechend dienen muss deswegen niemand -
aber das ist eben Bestandteil des Katholizismus: ein bisschen kriechen soll man zur höheren Ehre des Christentums. Die christlichen Parteien
setzen sich auch für das Dienen ein: weil der Sozialstaat kommt den Konzernen
ja viel zu teuer.
Radio Vatikan: Und wieviel darf dieser Dienst
kosten, den wir da leisten? Auch das klärte Franziskus: gar nichts nämlich.
Sein drittes Wort in dieser Predigt: "gratuità", zu deutsch
klingt das etwas sperriger, "Uneigennützigkeit". "Umsonst
habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben", habe Jesus gemahnt. Der Weg
des Dienstes sei "gratis", schließlich hätten auch wir
"das Heil umsonst empfangen": "Keiner von uns hat sich das Heil
gekauft, keiner von uns hat es sich verdient", so der Papst.
Atheistische
Anmerkung: Her mit einem Sozialstaat, der dient! Der almosenfinanzierte
Armenhäuser für die Alten und Kranken betreibt und Klostersuppe verteilt!
Das hatten wir früher, damals als die Welt noch uneigennützig christlich
und deshalb entsetzlich erbärmlich war.
Radio Vatikan: "Es
ist traurig, wenn wir Christen sehen, die dieses Wort Jesu vergessen: ‚ Umsonst
habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben’. Es ist traurig, wenn wir christliche
Gemeinschaften sehen - Pfarreien, Orden, Bistümer -, die die Uneigennützigkeit
vergessen. Denn dahinter steht die Täuschung, dass das Heil von den Reichtümern,
von der menschlichen Macht her käme."
Atheistische
Anmerkung: Dass die Christen umsonst empfangen haben, das hat schon
der Apostel Paulus verkündet, er schrieb im 1. Korinther-Brief im Kapitel
15, Vers 12-14: "Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten
auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung
der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht
auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt
vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich." Denn zu "umsonst"
zeigt das Synonymwörterbuch als Erstes "vergebens/vergeblich" und
erst als Zweites "kostenlos" an. Und zum letzten Satz des obigen Absatzes
stellt sich wieder die so beliebte Frage: warum richtet sich dann die christliche
Politik sämtlicher christlicher Parteien nahezu vollständig nach dem
Bibelvers Matthäus 25, 29: "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass
er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was
er hat". Die Lehre vom Heil der Reichtümer liegt festgemauert im
real existierenden Christentum und das seit Ewigkeiten von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Radio
Vatikan: Man dürfe seine Hoffnung nicht "in die Bequemlichkeit
des Weges setzen oder in den Egoismus, die Dinge für sich selbst zu haben",
und erst recht nicht "in die Reichtümer oder in die kleinen weltlichen
Sicherheiten", mahnte Franziskus: "All das bricht in sich zusammen.
Der Herr selbst lässt es zusammenbrechen!"
Atheistische
Anmerkung: Und warum hat dann der HErr beispielsweise die ÖVP
oder CDU&CSU noch nicht gänzlich zusammenbrechen lassen? Warum handelt
dann die EU hauptsächlich als Instrument der Profitmaximierung und christliche
Politiker betätigen sich real als Lobbyisten der Konzerne und Banken?
Zusammengebrochen ist das, was früher Arbeiterbewegung hieß und die
Interessen der arbeitenden Bevölkerung vertrat. Diese politische Einrichtung
spielt keine gesellschaftlich wahrnehmbare Rolle mehr. Aber Papst Franz hat
ja die traditionelle Erlösung: vergesst die kleinen weltlichen Sicherheiten,
hofft auf ein Leben nach dem Tode, denn ein gutes Leben auf Erden wird immer
mehr nach oben, zu den Multimillionären und Milliardären verlagert,
dort ist die Fülle und die bricht erst nach der nächsten geplatzten
großen Spekulationsblase etwas ein und dann werden die Verluste wieder
einmal sozialisiert: Bis wir wieder echt christliche Verhältnisse haben:
mit Klostersuppe und Armenhaus!