Babytaufe

Auf der Homepage domradio.de stand am 24.8.2015 ein mehr als kurioser Artikel mit dem Titel  "Wenn Eltern ihr Kind früh in die Kirche aufnehmen lassen - Den Glauben wie mit der Muttermilch aufsaugen".

Es heißt dort u.a.: "Kaum auf der Welt, schon getauft - mitunter entscheiden Mütter und Väter, ihre Kinder schon kurz nach der Geburt in die Kirche aufnehmen zu lassen. Wer wann taufen lässt, kann aber regional und konfessionell unterschiedlich sein. (..) Wann Eltern ihre Kinder in die Kirche aufnehmen lassen oder ob sie es überhaupt tun, ist immer mehr eine individuelle Entscheidung und kann regional stark variieren. In katholisch geprägten Gegenden wie in Paulines und Raphaels Heimat im Rheinland ist es nicht ungewöhnlich, wenn Kinder schon wenige Wochen nach der Geburt getauft werden. Anderswo, etwa im säkular geprägten Berlin, wird das Sakrament oft gar nicht oder erst spät empfangen - manchmal auch erst im Erwachsenenalter. (..)"

Das ist wieder einmal eine katholische Heuchelei der Sonderklasse. Als seinerzeit durch das folgenschwere Dreikaiseredikt von 380 die römische Religionsfreiheit abgeschafft und die katholische Religion als verpflichtende Staatsreligion eingeführt wurde, war es in den folgenden Zeiten eine der heftigsten katholischen Maßnahmen, die Babytaufe umfassend durchzusetzen. Denn jedes getaufte Kind war unwiderruflich katholisch, das gilt übrigens kirchenrechtlich bis heute!

Bereits vor der religiösen Machtübernahme durch die katholische Kirche war die Kleinkindertaufe wegen der "Erbsünde" propagiert worden, ungetauft gestorbene Kinder waren demnach in der "Vorhölle" (Limbus infantium) versammelt. Diesen Bereich baute man immer mehr aus, es wurden Sagen dazu erfunden - wie z.B. in unseren Breiten die "Frau Perchtl", die mit den erlösungssehnsüchtigen Seelen ungetaufter Kinder einmal im Jahr durch die Steiermark zog. Aber alleine schon die Drohung einer Quasiverdammung für erbsündige Ungetaufte sicherte bis heute weitgehend die Tradition der Säuglingstaufe, es "gehört" sich einfach, Babys taufen zu lassen.

Und jetzt stellt sich die katholische Kirche hin und tut so als wäre das nicht eine jahrhundertealte katholische Tradition, sondern bloß eine von manchen Eltern "mitunter" geübte Vorgangsweise!
Was für eine unverschämte Frechheit! Aber das bedarfsgerechte Lügen und Heucheln sind ja tragenden Elemente in der katholischen Kirche!

Die Ursache für die obige Schilderung auf Domradio ist, dass die Babytaufe auch im katholischen Bereich langsam rückläufig wird und die katholische Kirche vorsichtshalber einen Schritt voraus sein will: Für die Taufe von Heranwachsenden soll auf diese Weise ein Rutsche gelegt werden: das soll wohl als eine Art neuer Brauch eingeführt werden. Man wird katholischen Eltern mit noch ungetauften Kindern spätestens beim Schuleintritt die Taufe aufdrängen. Und hofft wohl, dass so getaufte Kinder der Religion mit weniger Ablehnung gegenüber stehen als es heutzutage bei den babygetauften Heranwachsenden üblich ist. Ob das funktioniert, darf allerdings angezweifelt werden.