Katholische Laieninitiative legt Reformprogramm vor

"Was ein Reformkonzil beschließen muss, um den Niedergang abzuwenden"

Damit befasste sich am 17.9.2015 eine vom ehemaligen ÖVP-Politiker und jetzigen Leiter der katholischen Laieninitiative, Herbert Kohlmaier, gestaltete Pressekonferenz. Dazu wurden YouTube-Clips produziert, die hier angesehen werden können:

Einleitung von Heribert Franz Köck:


Wen sollen die Vorschläge erreichen?


Antworten auf Fragen



Dazu gibt es ein Memorandum der Laieninitiative an die Diözesanbischöfe Österreichs. Dieses Memorandum wurde in "Die Kirche" abgedruckt und kann hier downgeloaden werden.

Die Laieninitiative legte folgende Pläne für die r.k. Kirche vor:

• Anerkennung der Erkenntnisse der Wissenschaft und fortentwickelter Theologie
• Verzicht auf Anmaßung des vollen Wahrheitsbesitzes, keine Gehorsamspflicht
• Erneuerung des ungeeigneten Glaubensbekenntnisses
• Die Gottessohnschaft Jesu ist geistig und nicht biologisch zu verstehen
• Anerkennung der Glaubensvielfalt und der Wandlung religiöser Bedürfnisse
• Maßgeblichkeit des Gewissens
• Gelübde sind nicht zulässig
• Der Sündenablass wird abgeschafft
• Sorgfältige Überarbeitung des Katechismus, Darlegung des Wesentlichen
• Reform des Kirchenrechts unter Beachtung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit
• Ausarbeitung einer Verfassung zur Sicherung der Menschenrechte und Grundfreiheiten in der Kirche sowie der Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit und der Mitbestimmung des ganzen Volkes Gottes
• Bedauern über die Zurücksetzung vieler Menschen, vor allem der Frauen
• Geänderte Bewertung der Sexualität und gleichgeschlechtlicher Liebe
• Absage an jeden Fundamentalismus und an Sondergruppen religiöser Eiferer
• Rechtes Verständnis der Eucharistie, die kein Opferritus ist
• Anerkennung der Vielfalt gottesdienstlicher Formen
• Seelsorgliche Aufgabe als solche aller Getauften
• Keine Sonderstellung eines Standes geweihter Priester, Priesterweihe bedarf korrigierender Überprüfung
• Rechtes Verständnis der Heiligenverehrung
• Bedeutung der Gemeinden und ihrer gewachsenen Strukturen
• Keine unüberschaubare Größe von Gemeinden, jede hat Anspruch auf Seelsorger
• Selbständigkeit der vielfältigen Gemeinden
• Entwicklung zeitgemäßer Liturgieformen
• Aktive Teilnahme aller an den Gottesdiensten, keine Uniformität
• Predigt ist ein Glaubenszeugnis, das von allen abgegeben werden kann
• Ersetzung der Kindertaufe durch feierliche Aufnahme in die Kirche
• Taufe und Firmung nach gereifter Entscheidung
• Der Eucharistiefeier können alle dafür geeigneten Personen vorstehen
• Offene Einladung zur Eucharistie
• Neue Formen des Bußsakraments
• Wesen der Ehe und Pflichten
• Gescheiterte Ehen führen nicht zur Dauerstrafe, Wiederverheiratung zulässig
• Liebesbeziehung gleichgeschlechtlicher Paare, unter Voraussetzungen Segnung
• Verantwortete Elternschaft, kein Ausschluss von Methoden der Empfängnisverhütung
• Kein Recht der Kirche, Mitarbeitern eine bestimmte Lebensform, insbesondere den Zölibat aufzuerlegen
• Neubestimmung des Bischofsamtes in seiner unterstützenden Funktion
• Wahl der Bischöfe durch das Gottesvolk, Ausschreibung und Hearing
• Gemeindeleitung durch Pfarrer oder andere Beauftragte
• Alle Seelsorger bedürfen der Zustimmung der Gemeinden
• Einführung des Amtes der Patriarchen für kulturell geprägte Regionen
• Abschaffung des Kardinalskollegiums
• Einrichtung der Weltkirchensynode, Verstärkung durch Kräfte aus allen Segmenten des Gottesvolkes
• Alle Ämter der Kirche stehen Frauen offen
• Zeitbeschränkung aller Ämter auf 7 Jahre
• Alle Ehrentitel werden abgeschafft
• Keine Titularbischöfe
• Ökumenische Zusammenarbeit auch an der Basis, gemeinsame Feiern, auch des Herrenmahls
• Neugestaltung des Papstamtes, der Bischof von Rom ist auf die Wahrung der notwendigen Einheit in der Vielfalt beschränkt
• Wahrnehmung der Aufgaben des Petrusdienstes im Einvernehmen mit der Weltkirchensynode

Dieses Reformprogramm "Kirche von Morgen" kann auch in voller Länge als PDF downgeloaden werden.

Anmerkung eines Ungläubigen:
Dass die katholische Kirche als Institution und die Mitglieder dieser Kirche zwei ziemlich verschiedene Dinge sind, ist offensichtlich. Der Hauptteil des Mitgliederbestandes ist längst säkularisiert und kümmert sich im Alltag nicht mehr um kirchliche Lehrsätze und Ansichten, auch im kleinen Bereich der praktizierenden Katholiken werden den Lebensalltag betreffende Kernpunkte - wie das Verbot von Verhütungsmittel oder die Unauflöslichkeit der Ehe - mit großer Mehrheit abgelehnt, auch der Zölibat findet unter den Aktivkathoiliken wenig Befürworter.

Reformforderungen berühren jedoch nur den schmal gewordenen Bereich praktizierender Katholiken, Kirchenmitgliedern, die kaum oder nie zur Sonntagsmesse gehen, deren Glaube entweder überhaupt verdunstet ist oder sozusagen aus Vorsicht in Reserve gehalten wird (vielleicht gibt's den bösen Gott, der Ungläubige verdammt doch?) oder die aus familiären oder gesellschaftlichen Rücksichten katholisch geblieben sind, werden sich mit den obig aufgelisteten Reformpunkten kaum außereinandersetzen. Und vor allem: Eine Durchführung solcher Reformen würde ihr Verhalten nicht ändern.

"Was ein Reformkonzil beschließen muss, um den Niedergang abzuwenden", wie von der Laieninitiative ihre Aktion getitelt hat, kann einen Niedergang nicht aufhalten. Die Seufzer der bedrängten Kreatur wenden sich in den gut entwickelten Staaten längst nicht mehr an hilfreiche Götter, sondern an die gesellschaftlichen Einrichtungen, die konkrete Hilfe bringen können, Einrichtungen von der Krankenkasse bis zur Invalidenrente helfen Bedrängten wirklich, Götter geben nur Illussionen und Kirchen vielleicht ein paar armselige Almosen. Dafür wirft man sich heute keinem Jesus mehr an den Hals.