Eine neue islamische Stimme
"Der Islam in Deutschland ist
bunt. Das spiegelt das neue "Muslimische Forum Deutschland" wider.
Es ist ein Zusammenschluss überwiegend liberaler intellektueller Muslime.
Sie haben nun 17 Berliner Thesen vorgelegt. Sie treten für eine klare Trennung
von Staat und Religion sowie das Selbstbestimmungsrecht von Frauen ein. Und
sie warnen vor "falsch verstandener Toleranz" gegenüber islamischen
Fanatikern. (..)"
Wenn man im Net nach den 17 Thesen sucht, findet
man nach dem Link zur obigen Meldung zuerst islamische Kritik an diesem
"umstrittenen" Forum und seinen "fragwürdigen" Projekten.
Weiter unten in der Liste war dann auch die Site
des Forums selber zu finden und darum hier diese 17 Thesen:
1. Der Islam ist keineswegs abgeschlossen, er unterliegt einem ständigen
Entwicklungsprozess. Von diesem sind weder islamische Grundsätze noch
religiöse Rituale betroffen, da diese nicht dem gesellschaftlichen Wandel
unterliegen.
2. Im Exklusivismus liegt eine Grundlage für Gewalt.
Dass Gott die Wahrheit ist, soll gerade die Wahrheit vor Vereinnahmung durch
den Menschen schützen und den Menschen zur Bescheidenheit aufrufen, ein
Suchender zu bleiben, der die Wahrheit mit dem Wissen anstrebt, sich ihr annähern,
sie aber nie besitzen zu können. Wahrheiten von oben aufzuzwingen, widerspricht
dem Geist eines humanistischen Islams, der den Menschen zum freien Menschen
macht, der sich von sich aus öffnet.
3. Der Koran muss in seinem
historischen Kontext gelesen und verstanden werden. Der Koran wurde diskursiv
verkündet und kann daher auch nur im Diskurs verstanden werden. Ohne den
historischen Kontext der Verkündung des Korans im siebten Jahrhundert auf
der arabischen Halbinsel zu berücksichtigen, kann der Koran nur missverstanden
werden. Heute müssen neben den klassischen auch moderne Methoden wie die
historisch-kritische Methode in der Auseinandersetzung mit dem Koran und der
Sunna ernst genommen werden.
4. Wir sind für das Selbstbestimmungsrecht
der Frauen, auch in Bezug auf das Tragen/Ablegen des Kopftuches. Bei der
Ausübung von Berufen in diesem Zusammenhang orientieren wir uns am geltenden
Recht. Jedoch lehnen wir das Tragen des Kopftuches bei Kindern ab.
5. Wir
stehen für die Erziehung zum selbstbestimmten Leben, auch hinsichtlich
Sexualität und lehnen patriarchalische Strukturen ab.
6. Schwimmunterricht,
Klassenfahrten und Sexualkunde sind Teil des schulischen Bildungsauftrages.
7.
Wir sind für die Trennung von Religion und Politik. Nur dadurch
kann sich eine Diskurskultur manifestieren, die das demokratische Bewusstsein
stärkt und zugleich die Religion vor Missbrauch durch die Politik schützt.
8.
Menschenverachtende Islamverständnisse – wie bspw. der Salafismus –
sind mit der Werteordnung einer säkularisierten Gesellschaft nicht vereinbar.
9.
Toleranz gegenüber gewalttätigen Fanatikern ist inakzeptabel.
10.
Antimuslimische, antisemitische, rassistische, deutschenfeindliche und homophobe
Stereotypen und andere menschenverachtende Hassideologien lehnen wir ab.
Sowohl Drangsalierung als auch der Hass auf den "Westen", bzw. jede
Form religiös oder ideologisch motivierter Gewalt müssen friedlich
bekämpft werden. Weiterhin sollen Klischees, Zuschreibungen und Feindbilder
aus den Herkunftsländern aufgearbeitet werden.
11. Wir bieten unsere
Mitarbeit bei der Entwicklung nachhaltiger Konzepte zum Schutz von Jugendlichen
vor Extremismus an.
12. Wir fordern die Stärkung der Medienkompetenz
der Muslime und verurteilen Hassreden in den sozialen Medien.
13. Wir setzen
uns ein für die Förderung einer kritischen Diskussions- und Streitkultur
unter muslimischen Jugendlichen.
14. Wir appellieren für differenzierte
Berichterstattung, die die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschland
abbildet.
15. Wir fordern dringend die Entwicklung von Konzepten zur nachhaltigen
Vermittlung von Normen, die auf dem gesamtgesellschaftlichen Konsens basieren
und das Grundgesetz zur Grundlage haben.
16. Wir fordern den Schutz von
religiösen Minderheiten sowie von Frauen und Kindern in den Flüchtlingsunterkünften
durch den Staat.
17. Die Flüchtlingsunterbringung muss professionalisiert
werden und im Einklang mit den Prinzipien des Grundgesetzes sowie der Menschenrechte
stehen.
Dass der selbsternannte "wahre" Islam mit einer Reihe dieser Thesen keine Freude hat, ist nachvollziehbar. Ob das "Muslimische Forum Deutschland" etwas in Bewegung setzen kann, ist deshalb wohl eher anzweifelbar. Vernünftig wäre es jedenfalls!