Es war einmal ein schönes Land in Europa. Seine Einwohner waren berühmt
für ihren Fleiß, ihre Zuverlässigkeit, ihre Autos und ihre Ingenieurskunst,
aber auch für ihre Autobahnen, über die sie und ihre Besucher gerne
mit ihren schnellen Autos rasten. Die Regierung dieses Landes bemühte sich
seit vielen Jahren darum, dass dieses Land den anderen Ländern der Welt
als Vorbild erscheinen möge, nicht nur für Tugenden wie Fleiß,
Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst, sondern auch beim Schutz der Umwelt.
Schade nur, dass die vielen schnellen Autos dieses Landes so große Mengen
an schädlichen Abgasen produzierten. Da kam einigen Ingenieuren, vermutlich
waren auch ein paar Betriebswirte dabei, die fabelhafte Idee, man könnte
doch einfach behaupten, Autos bauen zu können, die schnell fahren und trotzdem
weniger schädliche Abgase produzieren. Schließlich wäre das
ja auch ein Mittel zur Steigerung der Marktanteile weltweit. Ihr Anführer
erzählte das der Kanzlerin, und die war natürlich sofort hellauf begeistert,
obwohl sie als Physikerin eigentlich hätte wissen müssen, dass die
Naturgesetze nicht umgangen werden können.
Um die Ingenieure zu
motivieren, erließ die Kanzlerin sofort ein Gesetz, das die Senkung der
Abgasemissionen im ganzen Lande verpflichtend vorschrieb. Andere Länder
wollten da nicht zurückstehen und schlossen sich dem an. Da wurde dem Anführer
der Ingenieure etwas mulmig zumute, aber er traute sich nicht einzugestehen,
dass er – genau so wie der Müller in dem Märchen vom Rumpelstilzchen
– der Regierung etwas versprochen hatte, dass seine Ingenieure nicht würden
halten können. Nun war es aber passiert, und außerdem behaupteten
nun fast alle Autohersteller weltweit, sie seien zu Wundern dieser Art in der
Lage. Also schwieg der Anführer der Ingenieure und beschloss, die Kanzlerin
und die anderen Leute auf der Welt hinter das Licht zu führen.
Die
Kanzlerin hatte sich inzwischen daran gewöhnt, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten
als Physikerin in der Politik nicht mehr einzusetzen. Schließlich zeigte
die Erfahrung, dass es besser ist, nichts zu wissen und von allem nichts gewusst
zu haben, vor allem, wenn es brenzlich wurde. Das konnte man sehr gut beobachten
an merkwürdigen Begebenheiten in dieser Zeit in diesem Land. Das Fiasko
um den Flughafen BER und die allseits bekannten fragwürdigen Zustände
in den Krankenhäusern dieses Landes, in denen seit vielen Jahren weit mehr
Leute an Infektionen starben als in anderen Ländern auf der Welt, und viele
andere Missstände in diesem schönen Land, hätten der Kanzlerin
und ihren Wählern eigentlich eine Warnung sein müssen.
Aber
es kam anders. Der ganze Schwindel flog plötzlich auf, weil die anderen
Autohersteller neidisch auf die unverdienten Erfolge der deutschen Autohersteller
wurden. Da war es plötzlich um den guten Ruf der Deutschen geschehen, und
es half ihnen auch ihr Ansehen als Fußballweltmeister nicht weiter, zumal
Zweifel an der Lauterkeit der Fußballfunktionäre zunahmen. Zum Glück
wird alles schon bald vergessen sein, spätestens wenn der nächste
Großskandal ins Haus steht. Und darauf können wir uns wohl verlassen.