Dönmez über Islamkritik

Am 21.11.2015 veröffentlichten die OÖNachrichten in der Reihe "Dönmez direkt" den folgenden Text des ehemaligen Grünpolitikers Efgani Dönmez:

Wer den Islam kritisiert, der hasst nicht automatisch Muslime

Wenn man Vertretern der reaktionären Muslimverbände zuhört, dann ist die Schuld für die Terrorakte nicht im Islam zu suchen, sondern schuld sind die Europäer und die Geschichte der Kolonialisierung.

Man versucht indirekt, die Taten damit zu rechtfertigen, dass der europäische Umgang mit Muslimen für alles verantwortlich sei.

Bei Charlie Hebdo meinte man, man hätte Muslime nicht "beleidigen" dürfen. Interessant an dieser Aussage ist der offensichtliche Generalverdacht, unter den man alle Muslime stellt. Wenn man davon überzeugt ist, dass man Muslime nicht hätte provozieren dürfen, indem man eine Karikatur veröffentlichte, dann impliziert dies den Grundgedanken, dass alle Muslime potenzielle Terroristen seien, die nur darauf warten, provoziert zu werden. Man kann zu Recht behaupten, dass die Flüchtlinge keine Terroristen sind, jedoch kann man nicht behaupten, die Europäer seien selber schuld, denn damit rechtfertigt man indirekt diese Attentate.

Es gibt eine Tatsache, die wir nicht übersehen dürfen: Die Täter gehören der Religion des (sunnitischen) Islam an. Wir müssen endlich damit aufhören, Islamkritik mit Hass gegenüber Muslimen gleichzusetzen. Wer den Islam kritisiert, der hasst Muslime nicht. Kritiker der katholischen Kirche hassen ja auch nicht Katholiken.

Der Papst verlangt auch nach Reformen der katholischen Kirche. Würde man ihm Hass gegenüber Katholiken vorwerfen? Wie kommt es, dass Muslime so stark infantilisiert wurden/sind, dass jede Form der Kritik, die sich an die Religion und deren politische Instrumentalisierung richtet, so interpretiert wird, als sei sie in Form von Hass gegen Muslime gerichtet?

Als Osama bin Laden angegriffen wurde, sagte er, der Krieg richte sich nicht gegen ihn, sondern gegen den Islam. Was nicht stimmte. Terroristen scheinen eine Trumpfkarte zu besitzen, dies ist der Islam. Wenn sie Unschuldige töten, beziehen sie sich auf den Islam, wenn Terroristen verfolgt werden, beziehen sich diese wiederum auf den Islam und behaupten, dass der Islam bekämpft werde und nicht sie. Das ist ein guter Trick.

Wenn vermehrt islamistische Terroristen Anschläge auf Zivilisten verüben, dann ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die islamische Theologie, welche den Nährboden dafür aufbereitet, eine Reform braucht. Die Instrumentalisierung der Religion durch einen Klerus, welcher mit den politischen Machthabern eine Symbiose eingegangen ist und den Nährboden für Fundamentalismus, Radikalismus und Antisemitismus aufbereitet, produziert Terror, Fluchtbewegungen und beschleunigt Zerfallsprozesse.

Mit verweichlichten Haltungen wird man das Problem nicht lösen. Die Antwort auf die Kriegserklärung muss mit dem Geist der Demokratie und den Idealen der Freiheit beantwortet werden!