Komplementär zu einem Skandalon, das wissenbloggt in Betrügerische Kirchenaustrittsseite
schildert, wird hier ein alternatives Modell entwickelt – man nennt es
auch Retourkutsche. Es handelt sich um eine Willkommenskultur der etwas
anderen Art. Im Klartext: dies ist die Antwort auf die shanghaite Seite
kirchenaustritt.at, die man in eine Missionsseite umgebürstet hat. Die gesperrten Texte sind 1:1-Übersetzungen von dort. Der andere Text kommentiert das aus atheistischer Sicht. Nun denn …
Sie sind entschlossen, in die Kirchengemeinschaft einzutreten, und
für Sie führt kein Weg daran vorbei? Zudem haben Sie gründlich
überdacht, was auf Sie zukommt?
Als da wäre: Die Unterwerfung unter eine menschengemachte
Phantasiegestalt, die mit jenseitigen Versprechungen lockt und dafür
diesseitige Leistungen einfordert. Vor der sollen Sie auf den Knien
liegen, sie anbeten und sie Ihren "Herrn" nennen. Das nennt man
Selbstversklavung.
In die Kirche eintreten heißt, eine Freundschaft mit Gott zu
beginnen. Es ist der Verzicht auf einen erprobten Weg und eine Begrüßung
in einer Gemeinschaft. In die Kirche einzutreten, schafft Nähe nicht
nur zu ihren Schattenseiten, sondern auch zu ihren Sonnenseiten – und
Nähe auch zu den Menschen in der Kirche, die viel Gutes tun.
Diese "Freundschaft mit Gott" soll heißen, der nichtexistente Gott
kujoniert Sie mit menschenverachtenden Regeln, deren Einhaltung Ihnen
bei Höllenstrafe abgepresst wird. Zu den allerwärmsten "Sonnenseiten"
der Kirche zählt das Rösten in der Hölle. Wollen Sie wirklich zu den
Guten gehören, die von so einem Popanz motiviert werden?
Eintritt in die evangelische Kirche: Der ernsthafte Wunsch genügt. In die Evangelische Landeskirche … kann man auch per Telefonanruf zurückkehren.
Ja, die Kirche hat eine Telefonnummer (die hier nicht weitergegeben
wird, sonst ruft womöglich jemand an). Beim Boss selber kann man nicht
anrufen, und bei seinem Einheizer in der Hölle auch nicht. Allerdings
muss gesagt werden, dass die evangelisch-lutherische Kirche sehr
zivilisiert geworden ist und auf das Rollenspiel Herr/Sklave weitgehend
verzichtet. Doch wenn man sich in der Gemeinschaft der Guten befindet,
bleibt immer die gruselige Frage, ob die wirklich an die Hölle glauben?
Fühlen sie sich ernsthaft bedroht, wenn sie nach Kirchenmaßstäben nicht
gut genug sind? Oder glauben sie ernsthaft, dass sie im Himmel an Gottes
Seite sitzen werden? Bittesehr, Gutes zu tun ist immer respektabel,
aber das Gruseln bleibt trotzdem.
Wer katholisch ungetauft / getauft und entlaufen / ausgetreten ist, für den gilt:
Ihr erster Schritt: Nehmen Sie Kontakt auf mit einem Atheisten/ einer
Atheistin, der / die Ihr Anliegen und alle Fragen zu Ihrem Weg zur Taufe
mit Ihnen bespricht. Dazu können Sie unsere Ansprechpartnersuche oder
das Infotelefon nutzen – Wenn Sie auf den Anruf verzichten, können Sie wenigstens Erbauliches dazu lesen: Ist Glaube unvernünftig, altmodisch und weltfremd? Es geht um die Sehnsucht nach wirklichem Leben… Es mag viele äußere Gründe geben, Christ zu werden. Zentral ist: Christlicher Glaube meint eine Beziehung des Menschen mit Gott.
Auch hier wieder das Ungleichgewicht: Eintritt per Telefon, Austritt
nur bürokratisch. Als Taufe gilt wahrscheinlich bald der nächste
Regenguss. Aber ja, Glaube ist unvernünftig, altmodisch und weltfremd.
Deshalb muss Ihnen das Eintreten leichter gemacht werden als das
Austreten. Das "wirkliche Leben" ist die Beziehung zu einem
nichtexistenten Popanz, d.h. Sie sollen so paranoid werden, dass Sie
Gespräche mit niemand führen können ("beten") und sich auch noch wohl
dabei fühlen.
… Glaube ist also ein Notnagel dort, wo das Wissen angeblich
versagt, und ein unvernünftiges Unwissen besonderer Art, das etwas mit
der tiefsten Bestimmung des Menschen und der Welt zu tun hat. Christen
glauben, dass Gott die Antwort auf die tiefsten und zentralen Fragen
ihres Lebens ist. Sie vertrauen sich diesem Ur-Grund des Lebens an.
Christlicher Glaube ist also das Vertrauen und die Hoffnung, dass Gott
da ist und im Sinne des wahren Lebens handelt, und das über den Tod
hinaus. …
Tja, das Wissen versagt nun mal nicht. Dass die Wissenschaft nicht für
alles eine Erklärung hat, besagt wenig. Der Glaube erklärt Ihnen
schließlich gar nichts, solange Sie den Unterschied zwischen Wissen und
Glauben erkennen können. Der Glaube ist kein "vernünftiges Wissen
besonderer Art", wie der Originaltext behauptet – er weiß nichts,
deshalb heißt er ja Glaube und nicht Wissen. Mit einem Phantasieprodukt
"Gott" die "tiefsten Fragen" zu beantworten, und das einen "Ur-Grund" zu
nennen, ist doch recht kess. Wird ja auch relativiert, wenn Sie's
richtig lesen: "Glaube ist Vertrauen und Hoffnung" aufs Unvernünftige,
d.h. an Gott und an Ihr Leben nach Ihrem Tode.
… Gemeinsam und einzeln sind Christen Zeuginnen und Zeugen für das
Evangelium, die Frohe Botschaft von Gottes Nähe, im Tun und im Sprechen.
Denn neben der inneren Dimension als eine Entscheidung für Gott, die
ein wechselvolles Auf und Ab kennt, hat der christliche Glaube auch
Inhalte, die man erlernen kann und über die man Auskunft geben kann. …
Solche Zeugenaussagen nennt man Hörensagen, nicht wahr? Der eine sagt's
dem anderen, der erzählt es weiter, und irgendwann wird aus dem Tratsch
eine Tatsache. Die Inhalte des Glaubens sind dünn. Sie sind nur
hergebetet, sie sind durch nichts belegt, was einer objektiven
Überprüfung standhält. Wenn Sie sich das wirklich antun wollen, dann
verrät Ihnen wissenbloggt doch die Nummer. Der Ausgewogenheit halber ist
es der Mittelwert von mehreren kostenlosen Info-Telefonnummern: 5937
517 396. Wer weiß, vielleicht meldet sich der Allmächtige ja selber, um
seine Schäfchen einzufangen. Wenn Sie das glauben, dann geschieht's
Ihnen recht.
Mehr Humor
Links zum lieben Gott:
Wie das wohl zuging (die echte Story von der Geburt des Christentums)
Gott: Schnuller für Erwachsene (sachliche Würdigung der Religion)
Gott von der Rolle (satirische Zustandsbeschreibung)
Einhundertfünfzehnte Sure: Koran ergänzt (auch beim Islam ist wb hilfreich)