Spendenfunsel im Sozialstaatscheinwerfer

So könnte man die jährlich propagierte österreichweite Spendensammelaktion "Licht ins Dunkel" nennen. Im Jahre 2014 beliefen sich die Sozialausgaben in Österreich auf 112.766 Millionen Euro, wie diese Tabelle der Austria-Statistik zeigt:



Die am 24.12.2015 vom ORF wieder mit aufdringlichstem Trara abgehaltene Spendensammlung "Licht ins Dunkel" erbrachte 2015 die Summe von 5,7 Millionen Euro (genau: 5.729.384,11), das sind 0,00005 (= fünfhundertstel Promille) der österreichischen Gesamtaufwendungen, auf jeden Euro der Gemeinschaft des Sozialstaates kamen somit 0,005 Cent Spenden per ORF, die sozialstaatlichen Einrichtungen, finanziert durch Beiträge und öffentliche Mittel sind somit knapp das Zwanzigtausendfache der Licht-ins-Dunkel-Spenden.


(Screenshot)

Aber das hat natürlich niemand berechnet, aber auch der Herr Bundespräsident saß am Telefon und nahm Spendenanrufe entgegen. Schließlich spendete ja jeder Österreicher (einschließlich Kleinkinder und Asylanten) etwa 66 Cent! Na bum! Dieses jährliche Barmherzigkeitsgewinsel bringt summenmäßig fast gar nichts und man kann mit dem bisschen Geld natürlich auch kaum wirklich einer wahrnehmbaren Menschenmenge helfen, falls man 10.000 Bedürftige hat, bekommt jeder knapp 573 Euro. Alleine wenn man die Ausgaben für die verpflichtende betriebliche Arbeitsunfallversicherungen um 3,6 Promille erhöhte, käme ca. dasselbe herein als wenn ganz Österreich Spenden zahlt. Die Spenden gehen übrigens zurück, 2012 lagen sie um gut eine Million höher. Aber es geht ja auch das Einkommen der arbeitenden Bevölkerung zurück.

Aber weil's eben niemand nachrechnet, dient das Ganze dann wieder der Selbstbeweihräucherung, so sozial sind wir hier in Österreich. Aber wenn wir auf die mittelalterliche Barmherzigkeit freiwilliger Spenden angewiesen wären und kein gesetzlich geregeltes Solidarsystem mit Rechten und Pflichten hätten, dann wären wir alle im Bedarfsfall echt arme Hunde!

Dreimal hoch der Sozialstaat! Den sollten wir bejubeln, nicht das bisschen vom ORF gesammelte Kleinstgeld.

Und vor allem sollten wir den Sozialstaat verteidigen, es wird ja - speziell von der christllichen ÖVP - ständig daran gesägt. Und jede Forderungen nach Kürzung der Lohnnebenkosten ist so eine unbarmherzige Forderung nach einem Leben im Vorvorgestern. Denn die Lohnnebenkosten finanzieren unsere soziale Sicherheit!